Kermesschildlaus (Lecanium ilicis)

[576] Unter den Namen Kermes, Kermsbeere, Alkormes, Karmesinbeere, Grana Chermes, Kermes tinctorum und anderen kommt aus Frankreich, Spanien, dem griechischen Archipel, besonders aus Kandia usw. ein schon den alten Griechen und Römern bekannter Farbstoff in den Handel. Diese muschelartigen, braunen Körper, welche durch Behandlung mit Essig erst eine rothe Farbe geben, mit der die Kopfbedeckungen der Griechen und Türken häufig gefärbt sind, gehören der Kermesschildlaus (Lecanium ilicis) an. Das Thier lebt an der häufiger strauchartig als baumartig wachsenden Kermeseiche (Quercus coccifera), deren älteste, entkräftete Büsche am meisten mit dieser kugeligen, der Eichenschildlaus unserer heimischen Eichen sehr ähnlichen Schildlaus besetzt sind. Je nachdem der Winter mehr oder weniger mild ist, fällt auch die Ernte des Kermes mehr oder weniger ergiebig aus. Man rechnet auf eine gute Ernte, wenn der Frühling ohne Fröste und Nebel ausläuft. Für gewöhnlich kommt nur eine Brut im Jahre vor, und nur in besonders günstigen Fällen wachsen die Schildläuse zum zweiten Male in demselben bis zur Brauchbarkeit heran. Anfangs März sind die Thierchen kleiner als ein Hirsekorn, im April erreichen sie ihre bedeutendste Größe, gleich der einer Erbse; Ende Mai findet man eintausendachthundert bis zweitausendsechshundert Eier unter der todten Hülle, den Ueberresten der bald nach dem Legen zu Grunde gegangenen Mutter. Zu dieser Zeit wird die Kermes von Hirten, Kindern oder Weibern gesammelt, die sich zu dieser Arbeit die Nägel wachsen lassen und es zu solcher Fertigkeit bringen, daß sie unter Umständen in einem Tage zwei Pfund sammeln.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 576.
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