Lattichfliege (Anthomyia lactucae)

[479] Die wenigen näher besprochenen Gemeinfliegen treten nebst ihren nächsten Verwandten in den Hintergrund gegen das große Heer der Blumenfliegen (Anthomyidae), welche in ihrem äußeren Wesen und meist auch in der Färbung dem Blicke des Unkundigen nur Stubenfliegen zu sein scheinen, sich aber bei näherer Betrachtung durch den Mangel der Spitzenquerader von ihnen unterscheiden. Sie sind die echten Proletarier unter den Fliegen, welche man verhältnismäßig am wenigsten der Beachtung würdigt, und welche ihrer Einförmigkeit halber selbst dem Forscher große Schwierigkeiten bereiten. Allein von der Gattung Anthomyia kennt man über zweihundert Europäer, deren Larven theilweise Unfug an den verschiedensten Kulturgewächsen treiben. So findet man Anthomyia furcata einzeln im Herzen der Speisezwiebeln (Allium Cepa) und die Zwiebelfliege (A. ceparum) in zwei bis drei Bruten vom Mai bis Oktober gleichfalls da, aber in anderer Art. Sie arbeitet nämlich Gänge in der Nähe des Zwiebelbodens und vernichtet dadurch sehr viele Zwiebeln. Die Kohlfliege (Anthomyia brassicae) durchwühlt als Larve vom Juli bis November die Kohlstrünke und tödtet die jugendlichen unter ihnen; die Radieschenfliege (A. radicum) zerstört die bekannten Radieschen; die Made der Runkelfliege (A. conformis) minirt in den jungen Runkelblättern; die der Lattichfliege (A. lactucae) frißt im August und September die Samen der Salatarten aus, und andere leben in gleicher Weise in anderen [479] Gewächsen, die meisten jedoch halten sich in faulenden Pflanzenstoffen auf. Sie alle und hunderte von anderen Arten und Gattungen gehören zu denjenigen Fliegen, bei denen die Flügelschüppchen die Schwinger mehr oder weniger vollständig bedecken. Weit mannigfaltiger sind die Mitglieder der anderen Gruppe, bei welcher jene frei liegen; einige derselben müssen hier gleichfalls vorgeführt werden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 479-480.
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