Garten-Haarmücke (Bibio hortulanus)

[456] Nach der Paarung legt das Weibchen einhundertundzwanzig bis einhundertundfunfzig Eier an Lauberde oder an verfaulte Pflanzenstoffe, besonders auch an Kuh- und Schafmist; die Leichname kann man dann an solchen Stellen umherliegen sehen. Die glatten, weißen Eier spitzen sich nach vorn schwach zu, würden sonst vollkommen walzig sein. Nach drei oder vier Wochen kommen die Maden daraus hervor, die von der doppelten Länge des Eies sind. Allmählich dunkeln sie, bis sie braungrau werden. In Zwischenräumen von zwölf bis funfzehn Tagen häuten sie sich dreimal und haben mit 15 oder 17,5 Millimeter ihre volle Größe erlangt. Es lassen sich daran zwölf Leibesringe unterscheiden, von denen sich der fast kugelige Kopf scharf absetzt, und von denen jeder einen Borstenkranz trägt. Die Mundtheile bestehen aus einer in sechs Zähnen und Wimperhaaren endenden Oberlippe, hornigen Kinnbacken und Kinnladen mit dreigliederigen Tastern und aus einer tasterlosen Unterlippe. Fühler und Augen lassen sich nicht wahrnehmen. Die Luftlöcher längs der Körperseiten erhalten Zuwachs durch ein dreimal größeres Paar andersgebildeter auf dem Rücken des letzten Gliedes, welches in vier Stachelspitzen ausläuft. Die Larven überwintern gesellschaftlich in lockerer Lauberde und verwandeln sich erst im Februar oder anfangs März in eine etwas buckelige, in zwei Spitzchen endende Puppe von 8,75 bis 11 Millimeter Länge. Ungefähr vierzehn Tage später kommen die Fliegen aus der Erde heraus, und auf Gartenbeeten fallen dann die Löcher leicht [456] in die Augen, wenn sie zahlreich vorhanden waren; zuerst pflegen die Weibchen; eine Woche später die Männchen zu erscheinen. – Es gibt eine Menge von Haarmückenarten oder Seidenfliegen, welche in ganz derselben Weise leben, aber alle etwas kleiner sind. Die Gartenhaarmücke (Bibio hortulanus) geht in ihren beiden Geschlechtern noch weiter auseinander, indem zu einem schwarzen Männchen ein ziegelrothes Weibchen gehört, und wird im Stande ihrer schwärzlichen, der vorigen sehr ähnlich gebauten Larve bisweilen den angebauten Pflanzen sehr nachtheilig. So hatte sie beispielsweise in hiesiger Gegend im April 1875 ein jung angelegtes Spargelbeet durch Verzehren der Pflanzenwurzeln vollständig zerstört.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 456-457.
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