Banchus falcator

[315] Der Banchus falcator, dessen Weibchen Fabricius für eine andere Art hielt und Banchus venator genannt hat, ist eine Sichelwespe, aber insofern noch keine echte, als der sitzende Hinterleib erst in seiner zweiten Hälfte den Sippencharakter annimmt und sich von den Seiten her stark zusammendrückt. Die Gattung läßt sich überdies noch an dem Schildchen erkennen, welches in einen mehr oder weniger scharfen Dorn ausgezogen ist, an den linienförmigen Lustlöchern des Hinterrückens, der fast rhombischen Spiegelzelle und den gekämmten Fußklauen. Beide Geschlechter unterscheiden sich nicht nur in der Färbung des Körpers, sondern auch in der Form des Hinterleibes, und daraus lassen sich die von verschiedenen Forschern begangenen Fehler leicht erklären.


1 Exenterus marginatorius. 2 Bassus albosignatus, auf eine Syrphuslarve eindringend. 3 Banchus falcator und sein hinterlassenes Puppengehäuse. (2 allein vergrößert.)
1 Exenterus marginatorius. 2 Bassus albosignatus, auf eine Syrphuslarve eindringend. 3 Banchus falcator und sein hinterlassenes Puppengehäuse. (2 allein vergrößert.)

Beim Männchen wird der sichelförmig gekrümmte Hinterleib in der Seitenansicht von vorn nach hinten breiter, stutzt sich am Ende schräg nach unten ab und läßt hier ein paar Läppchen hervorsehen, welche für die Bohrerscheide gehalten werden könnten, während sie den männlichen Geschlechtstheilen angehören. Ueber dem so gebildeten glänzend schwarzen Hinterleib liegen bei der genannten Art vier gelbe, sattelartige Flecke. Von gleicher Farbe sind die schlanken Beine, mit Ausnahme der Hüften und Schienenspitzen an den hintersten, Schildchen, Flügelschüppchen, ein Dreieck davor, zwei Längsflecke darunter und endlich der größte Theil des Vorderkopfes sammt der Unterseite der fadenförmigen Fühler. Das Weibchen vergegenwärtigt unsere Abbildung (Fig. 3) und zeigt vor allem einen spitz verlaufenden Hinterleib. Es trägt sich vorherrschend schwarz, nur die Vorderhälfte des Hinterleibes, die Beine mit Ausschluß sämmtlicher Hüften und der Schienenspitze an den hintersten sehen gelblichroth aus. Bei beiden Geschlechtern trüben sich die Flügel in gelb. Die Banchen schmarotzen in Schmetterlingsraupen, vorzugsweise den Eulen angehörigen. Dieselben gelangen nicht zur Verpuppung, sondern statt ihrer Puppe erscheint ein schwarzes Gehäuse, wie das vom Banchus falcator abgebildete. Ein solches Gespinst hat bedeutende Festigkeit, denn es besteht aus sechs bis sieben dicht auf einander liegenden Häuten, welche alle durchnagt sein wollen, ehe der Kerf seine Freiheit erlangt. Derartige Futterale scheinen den Sichelwespen besonders eigen zu sein; denn ich erzog daraus die verschiedensten Arten derselben, wie beispielsweise mehrere der verwandten Gattung Exetastes. Auch bei ihr sitzt der Hinterleib an, spitzt sich beim schlanken Männchen zu, während er beim Weibchen nach hinten etwas breiter wird (in der Seitenansicht) und den Bohrer kurz vorragen läßt. Die Klauen sind hier einfach, die Luftlöcher des Hinterrückens [315] oval oder kreisrund; die verhältnismäßig kleinere Spiegelzelle hängt nicht selten an einem Stielchen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 315-316.
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