Mooshummel (Bombus muscorum)

[221] Die Erdhummel (Bombus terrestris), um einige der gewöhnlichsten Arten näher zu kennzeichnen, sehen wir nebst ihrem theilweise aufgedeckten Neste abgebildet, ihre schwarze Körperbehaarung wird auf den drei letzten Hinterleibsgliedern durch weiße, auf dem zweiten und auf dem Halskragen bindenartig durch gelbe vertreten. Die drei Formen stimmen genau in der Färbung überein, nur finden sich beim Männchen bisweilen unter den Kopfhaaren einige weiße, und die gelbe Hinterleibsbinde nicht scharf auf das zweite Glied beschränkt; in Größe weichen sie aber sehr ab, das breite Weibchen ist 26 Millimeter lang und darüber, das Männchen 13 bis 22, die Arbeiter 13 bis 18,75 Millimeter.


Weibchen und Arbeiter der Erdhummel (Bombus terrestris) nebst dem theilweise aufgedeckten Neste. Alles in natürlicher Größe.
Weibchen und Arbeiter der Erdhummel (Bombus terrestris) nebst dem theilweise aufgedeckten Neste. Alles in natürlicher Größe.

Im Alter wird das Gelb sehr blaß. Die Art ist über ganz Europa und das nördliche Afrika verbreitet. Bei der etwa ebenso großen Gartenhummel (Bombus hortorum), die auch eine weiße Hinterleibsspitze hat, sind Halskragen, meist auch das Schildchen und das erste Glied des Hinterleibes, gelb, die äußerste Spitze dieses aber schwarz. Die Steinhummel (Bombus lapidarius), von derselben Größe, ist schön schwarz und an den drei letzten Leibesringen fuchsroth. Beim Männchen sind Kopf, Vorderrücken und Brust, öfters auch noch das Schildchen gelb und die Haare der Hinterschienen röthlich.

Die Mooshummel (Bombus muscorum) ist durchaus gelb, am Mittelleibe und der Wurzel des Hinterleibes röthlich, hier auch mit einzelnen braunen und schwarzen Haaren untermischt, am übrigen Hinterleibe durch graue Beimischung heller gelb; im Alter bleichen die Farben aus, und das ganze Thier kann ein schimmelartiges Aussehen bekommen. Die Länge schwankt zwischen 18,75 bis 22 Millimeter. Ihren Namen hat diese Hummel davon, weil sie ihr Nest mit Moos und Genist ziemlich locker bedeckt. Bei einiger Vorsicht kann man es aufnehmen und möchte dann den ganzen Bau mit einem umgekehrten Vogelneste vergleichen, in welchem die Puppengehäuse ungefähr in Gestalt von Eiern ohne Ordnung, aber zusammengeklebt, nebeneinander liegen. Während man noch beim Neste steht, holen die Thiere das zerstreute Moos wieder zusammen, und dabei arbeitet jede ohne Rücksicht des Geschlechts. Sie tragen es nicht, sondern schieben es zusammen. [221] Dabei stellen sich drei oder vier hinter einander, die entfernteste faßt ein Klümpchen mit den Kiefern, zieht es mit den Vorderbeinen aus einander, schiebt es unter den Leib, wo es das zweite Fußpaar erfaßt und es dem dritten übergibt, mit diesem wird es so weit wie möglich dem Neste zugestoßen. Diesen kleinen Haufen behandelt eine zweite Hummel ebenso, dann eine dritte, bis er beim Neste angelangt ist. Hier warten schon andere darauf, um mit ihren Zähnen und Vorderbeinen den Stoff zu vertheilen und anzudrücken. Auf diese Art entsteht nach und nach ein Gewölbe von 26 bis 52 Millimeter Dicke. Bei dieser Bauweise können sie das Nest natürlich nur da anlegen, wo sich der Baustoff in unmittelbarer Nähe findet. Den inneren Theil überziehen sie in Papierstärke mit einer harzigen Masse. Der Zugang zum Neste, oft in einen gewundenen Gang verlängert, wird in der Regel mit einer Wache besetzt, welche Ameisen und anderes Geziefer abwehren soll. Außer einer noch sehr großen Anzahl von Arten, welche Europa bewohnen, leben in beiden Hälften des amerikanischen Festlandes, in Asien und Afrika andere Arten, die der Körperform und den Farben nach unwesentlich von unseren abweichen, immer aber ohne Schwierigkeiten als Gattungsgenossen erkannt werden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 221-222.
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