Eierwespe (Teleas laeviusculus und terebrans)

[303] Wir erblicken hier in gewaltiger Vergrößerung und mit ausgebreiteten Flügeln die weibliche Eierwespe (Teleas laeviusculus Ratzeburgs oder phalaenarum Hartigs) und in den Umrissen der sitzenden Figur den ungemein ähnlichen, in der Hinterleibsspitze aber von ihm verschiedenen Teleas terebrans.


a Eierwespe (Teleas laeviusculus), b Teleas terebrans, c Eier des Ringelspinners, welche ein Teleas ansticht. Alles stark vergrößert.
a Eierwespe (Teleas laeviusculus), b Teleas terebrans, c Eier des Ringelspinners, welche ein Teleas ansticht. Alles stark vergrößert.

Beide Arten und noch zwei andere, welche Ratzeburg davon getrennt wissen will, haben eine glänzend schwarze, an den Hüften und Schenkeln braunschwarze Färbung und eine Körperbildung, welche unser Holzschnitt vergegenwärtigt. Die feineren Unterschiede, kaum dem Auge des Forschers klar, mögen unberücksichtigt bleiben, statt derselben einige Bemerkungen über die Lebensweise dieser Eierwespchen hier ihren Platz finden. Die Weibchen legen ihre Eier in die von Spinnern, und zwar das erstere in die des Kiefernspinners, der Teleas terebrans in die sehr harten Eier des Ringelspinners, deren nähere Bekanntschaft wir später noch machen werden. In diesen kleinen Eiern entwickelt sich nicht immer bloß eine Eierwespe, sondern es kommen zwei und drei, ja bis dreizehn darin vor. Die Ausbildung erfolgt in vier bis sechs Wochen; Bouché erzog im August nach schon vierzehn Tagen die Wespchen, so daß sich wohl mehrere Bruten im Jahre annehmen lassen, wenn nur Spinnereier genug als Nahrung vorhanden sind. Ratzeburg beobachtete den Teleas terebrans beim Ablegen der Eier. Gestützt auf die Hinterbeine, die vorderen Beine und die Fühler langsam bewegend, schiebt er taktmäßig den Bohrer in dem Tempo eines langsamen Pulsschlages auf und nieder, ohne daß dabei der Hinterleib klafft, wohl aber der Vorderkörper durch Vor- und Rückwärtsgehen den Takt ausführen hilft. Die Flügel entfalten sich bisweilen, werden aber gleich wieder platt auf den Körper aufgelegt. Dies dauert etwa eine Vietelstunde, und währenddem spazieren andere seiner Genossen träge auf dem Eierringe umher, in der gewohnten Weise mit den zierlichen Fühlern unaufhörlich tastend.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 303.
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