Polybia sedula, rejecta - Chatergus chartarius - Tatua morio

[241] Weit mannigfaltiger als der Stoff ist der Bauplan und die Anheftungsweise der Nester. Die einen legen sich tafelförmig an die Unterseite eines Blattes oder an einen Baumstamm an, die anderen umfassen mit ihrem oberen Ende einen Ast und hängen in Form einer Walze, eines stumpfen Kegels, einer Kugel oder einer Halbkugel daran herunter, oder verstecken sich zwischen Zweigen und Blättern, von welchen sie theilweise durchsetzt werden; in noch anderen Fällen erhält der ganze Bau in einem oder in mehreren Stielen seinen Stützpunkt. Das einfachste Nest besteht aus einer, auch aus mehreren Reihen sechsseitiger Zellen, welche am häufigsten rosettenförmig in einem Kreise stehen, die Mündungen nach unten gerichtet. Ständen die Waben aufrecht, so würde sich die Nässe des Regens in ihnen ansammeln, außerdem ginge die Wärme, welche zum Ausbrüten der Larven und deren Entwickelung unumgänglich nothwendig ist, stets verloren. Mit diesem [241] einfachen Baue begnügen sich jedoch die meisten Wespen, besonders diejenigen nicht, welche in größeren Gesellschaften beisammen wohnen. Sie umschließen in der Regel ihre Waben mit einer Hülle und zwar auf zwei wesentlich verschiedene Arten. Sie bauen deckelwabige oder säulenwabige Nester, wie man sich kurz ausdrücken kann. Betrachten wir beispielsweise das zierliche Nest der 6,6 Millimeter langen Polybia sedula (Fig. 1) aus Südamerika. Das Wespchen erscheint durch reichlich blaßgelbe Zeichnung auf mattschwarzem Grunde bunt und heftet sein Nest mittels einiger Stielchen an die Unterseite eines Blattes. Ist die erste Wabe fertig, so wird unter ihr in ungefähr halber Zellenlänge ein Deckel als Schluß angebracht und durch die Verlängerung der Seitenwände jener an ihr befestigt. Zum Eingange bleibt seitlich ein Flugloch. Weil sich die kleine Gesellschaft vermehrt, wird die Behausung zu eng. Dem läßt sich ungemein leicht abhelfen; an den Deckel der ersten Wabe baut man eine zweite an, hier, wie wir sehen, ungefähr in dem gleichen Umfange, wie die erste, verlängert die Außenwände der Randzellen, um wieder einen Deckel für diese zu bekommen, welcher in gleichem Abstande unter den Zellenmündungen hinläuft und in seiner Verbindungswand mit der Wabe ebenfalls ein Flugloch bekommt.


1 Polybia sedula. 2 Polybia rejecta. 3 Chatergus apicalis. 4 Polybia ampullaria. Schematische Darstellung von verkleinerten Nestern.
1 Polybia sedula. 2 Polybia rejecta. 3 Chatergus apicalis. 4 Polybia ampullaria. Schematische Darstellung von verkleinerten Nestern.

Unsere Figur zeigt eine bereits vollendete dritte Wabe, und die Senkstriche unter deren Deckel deuten die Anlage zu einer vierten an. Je nach dem Bedürfnisse lassen sich die Stockwerke vermehren, und das ganze Nest bildet zuletzt eine immer länger werdende Walze. Bei einer anderen Art kann es die Kegelform annehmen, bei einer dritten in der Mitte mehr anschwellen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 241-242.
Lizenz:
Kategorien: