Mehlmilbe (Acarus farinae)

[689] Die Käsemilbe (Acarus domesticus oder siro) erscheint für das unbewaffnete Auge als lichtes, sehr schwer zu erkennendes Pünktchen, für das bewaffnete in der hier beigegebenen Form, als langbeborstetes, gestrecktes, im feisten und glänzenden Körper zweitheiliges Thierchen, mit scherenförmigen Kieferfühlern und viergliederigen Beinen, die in einen langgestielten Saugnapf [689] auslaufen. Millionenweise bewohnt es alten, steinharten Käse und verwandelt denselben mit der Zeit in Staub, der aus den Auswürfen und Bälgen der Milben besteht. Gerade dies wünschen aber gewisse Zungen der Käseliebhaber, und man hegt und pflegt die Milben und ist stolz auf von ihnen bewohnten Käse. Dagegen sieht niemand die sehr ähnliche, im vorderen Körpertheile jedoch nicht abgeschnürte Mehlmilbe (Acarus farinae) gern, weil sie ein sicheres Anzeichen von der Feuchtigkeit und Verderbtheit des Mehles abgibt, in selteneren Fällen auch kleinere Häufchen unbeachteten Getreides vollkommen verschwinden läßt. Der weiße Beschlag auf getrockneten, süßen Früchten, wie Pflaumen, Kirschen, Rosinen, Feigen, Datteln und anderen entsteht nicht immer durch Ausschwitzung des Zuckerstoffes, sondern nicht selten durch tausende von Milben, welche verschiedenen Arten der Gattung Glycyphagus (»Süßmäuler«) angehören. Seitdem die Kartoffelkrankheit zu einer Tagesfrage auf dem wirtschaftlichen Gebiete geworden ist, kam seitens französischer Forscher (Guérin-Méneville) auch eine Milbe, Acarus (Tyroglyphus) feculae, zur Sprache, von welcher allerdings noch zu beweisen bleibt, ob sie Ursache oder Folge der Krankheit sei, – ich glaube an letzteres. – Als grauer Staub bedeckt sie äußerlich noch vollkommen gesund erscheinende Kartoffeln, myriadenweise aber entwickelt sie sich in weniger als acht Tagen in den wirklich kranken, und findet sich hier auf allen Altersstufen bei einander: vom jüngsten bis zum erwachsenen Einzelwesen, befruchtete Weibchen und in Begattung begriffene Pärchen.


Käsemilbe (Acarus domesticus), dreißigmal vergrößert.
Käsemilbe (Acarus domesticus), dreißigmal vergrößert.

Zahlreiches Raubgesindel aus den verschiedensten In sektenordnungen stellt sich alsbald ein, um reiche Beute zu halten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 689-690.
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