Geschwänzter Fadenskorpion (Thelyphonus caudatus)

[640] Einige höchst interessante Formen, von denen man leider nicht viel mehr als eben diese, und zwar schon länger kennt und früher unter dem Gattungsnamen Phalangium zusammengefaßt hat, kommen in den heißen Ländern beider Erdhälften vor und sollen hier nicht mit Stillschweigen übergangen werden.


Geschwänzter Fadenskorpion (Thelyphonus caudatus). Natürliche Größe.
Geschwänzter Fadenskorpion (Thelyphonus caudatus). Natürliche Größe.

Der geschwänzte Fadenskorpion (Thelyphonus caudatus) oder der geschwänzte Weibertödter, wenn der wissenschaftliche Name verdeutscht wird, möge die eine dieser Formen vergegenwärtigen. Das dunkelrothbraune Thier von 32 Millimeter Körperlänge kommt auf Java vor und wird sammt seinen Gattungsgenossen in anderen Ländern wegen seines Stiches gefürchtet. Derselbe kann indeß nur mit den zweigliederigen, wie bei unseren Spinnen in eine Klaue auslaufenden Kieferfühlern ausgeführt werden, da der Giftstachel am Ende des Schwanzes fehlt. Die Unterkiefertaster treten hier als äußerst gedrungene, kräftige Arme von der Länge des Kopfbruststückes auf, welche sich am Schenkelhalse nach innen zackig erweitern, am Schenkeltheile einen einzelnen kräftigen Dorn tragen und in dicke, kurze Scheren endigen; ihr Wurzeltheil, die Kinnladen, sind mit einander verwachsen. Das zweite Kiefertasterpaar, obschon [640] Beinen ähnlich, ist bedeutend länger und dünner als diese und läuft in achtringelige Füße aus. Der eiförmige Kopfbrusttheil trägt acht Augen, von welchen zwei, wie bei den Skorpionen, den Scheitel, je drei den Seitenrand einnehmen, und mit nur schwacher Einschnürung fügt sich ihm der fast ebenso gestaltete, zwölfringelige Hinterleib an, dessen drei letzte Glieder sich zapfenartig verengen und einen gegliederten Faden aussenden. Wenn so die äußere Erscheinung die Skorpionähnlichkeit nicht verleugnet, so lassen die inneren Organisationsverhältnisse dieselbe noch mehr hervortreten. Am Grunde des hier platten Hinterleibes zeigen sich nämlich zwei Luftlöcherpaare, welche die Ausgänge für ebenso viele Lungensäcke bilden, dagegen fehlen hier wie bei der folgenden Gattung und abweichend von den Skorpionen die Nervenknoten im Hinterleibe. Aus dem großen vorderleibsknoten gehen zwei Hauptstränge nach dem Hinterleibe, welche nur am Ende zu einem kleinen Knoten anschwellen. Vom Betragen und von der Lebensweise dieser Skorpione, deren eine Art in Mejiko und noch einige sehr ähnliche im heißen Asien heimaten, ist nichts bekannt geworden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 640-641.
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