Stelzenechse (Hypsibatus pictus)

[237] Als Vertreter der Gruppe mag die Stelzenechse (Hypsibatus pictus, Agama und Plica picta, Lophyrus ochrocollaris und panthera, Uraniscodon und Uperonodon pictum) dienen, ein Thier, dessen Länge einschließlich des zwanzig Centimeter langen Schwanzes dreißig Centimeter beträgt. Der Kopf ist kurz und dick, wie bei Kröten über den Augenbogen erhöht, die Schnauze mäßig stumpf, der Unterkiefer etwas länger als der obere, das wenig verdeckte Trommelfell eiförmig, die Kehle durch eine schlaffe Haut verziert, welche bei Erregung aufgeblasen wird und einen zugespitzten Kehlsack bildet, der auf hohen Beinen ruhende Leib ziemlich schlank, der Schwanz[237] sehr lang und dünn. Die Vorder- und Hinterfüße haben fünf Zehen, und diese sind mit ziemlich starken, kurzen, zusammengedrückten Krallen bewehrt. Kleine, feine Schuppendecken den Leib, etwas größere sechs- und viereckige oder unregelmäßig gestaltete den Kopf, größere Schuppen die Seiten beider Kiefer, zugespitzte Schüppchen den Kehlsack, viereckige, an Größe die oberen überragende, die Untertheile, in Ringen geordnete, viereckige und gekielte den Schwanz. Im Nacken entspringt ein niedriger Kamm, welcher bis zur Schwanzwurzel reicht. Die Färbung ist ungewöhnlich schön. Hinter Kopf und Nacken, welche hellgrau bräunlich gefärbt sind, zieht ein breites, sammetschwarzes Querband von den Schultern bis zu den Vorderbeinen hinab, hinter diesem ein schmales, helles Querband von bläulich weißgrauer Färbung.


Stelzenechse (Hypsibatus pictus). Natürliche Größe.
Stelzenechse (Hypsibatus pictus). Natürliche Größe.

Auf beide folgen vier dunkelbraune, breite Querstreifen, welche durch schmälere, bläulich weißgraue getrennt werden und sämmtlich dunkler gesäumt sind. Hinterleib und Schwanz haben sanft gelblich rosenrothe Grundfärbung und werden durch elf bis zwölf schwarzbraune oder schwarze Querbinden, beziehentlich Ringe, die Hinterbeine durch vier braune, dunkel eingefaßte, die graubraunen Vorderbeine durch undeutliche weißbläuliche Querbinden und Fleckchen gezeichnet. Der Kehlsack hat, wenn er nicht aufgeblasen ist, in seiner Mitte einen runden orangefarbenen Fleck, während er, aufgeblasen, lebhaft orangefarben aussieht. Die Kehle und alle unteren Theile sind bläulich aschgrau mit weißlichem oder röthlichem Schimmer. Ein schmaler Ring um den Augenstern ist gelb, die übrige Iris bräunlich gefärbt. Bei jungen Thieren heben sich von den braunen Binden rundliche Perlflecken von weißlicher Färbung ab, welche bei den älteren verschwinden.

»Dieser vorzüglich schön gezeichnete, bunte Leguan«, sagt der Prinz von Wied, »ist mir in den großen Urwäldern an der Lagoa d'Arrara am Mucuri vorgekommen, als ich daselbst in den Monaten Februar und März mich aufhielt. Ich habe ihn nur in dieser Gegend beobachtet, ihn daselbst aber oft erhalten und nach dem Leben gezeichnet. Er trägt dort den Namen Chamäleon, da er seine Farbe etwas verändert und bei Erregung besonders an den Seiten eine schöne rosenrothe Färbung annimmt. An den hellen Binden des Körpers fällt diese Veränderung alsdann besonders [238] in die Augen. Er lebt beständig auf Bäumen, welche er geschickt besteigt, wie er auch an den Aesten sehr schnell in die Höhe läuft, hält sich hoch auf den Beinen, richtet Kopf und Hals noch höher auf und öffnet die Augen weit. Kann er vor einem fremdartigen Gegenstand nicht entfliehen, so reißt er den Rachen und bläst er den Kehlsack auf, gibt einen zischenden Ton von sich und springt nach dem Feinde in die Höhe. In den großen Urwäldern des Mucuri scheint dieses Thier nicht selten zu sein, da die Indianer, welche täglich auf die Arbeit auszogen, am Abend gewöhnlich ein Paar der Thiere mitbrachten, um, wie sie sagten, dem neugierigen Fremdling eine Freude zu bereiten.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 237-239.
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