Dickechse (Varanus albogularis)

[158] Auch die in Südafrika lebende Dickechse (Varanus albogularis, Tupinambis, Polydaedalus, Monitor und Pachysaurus albogularis) ist wegen ihrer gedrungenen Gestalt, der kurzen Schnauze, dem seitlich stark zusammengedrückten, doppeltgekielten Schwanze, der kurzen, mit ungemein kräftigen Nägeln bewehrten Zehen, der zwischen Auge und Maulspitze mündenden Nasenlöcher sowie endlich der großen, rundlichen und gekörnelten Schuppen zum Vertreter einer Untersippe (Pachysaurus) erhoben worden. Das Thier erreicht, wenn es seine volle Größe erlangt hat, höchstens 1,7 Meter an Länge und ist auf dunkelbraunem Grunde weiß gebändert und gefleckt, auf der Unterseite lichter und in der Kehlgegend gelblichweiß gefärbt.

Erst A. Smith hat uns einigermaßen über die Lebensweise der Dickechse unterrichtet; Dumeril und Bibron kannten noch nicht einmal ihr Vater land. Smith fand sie im Norden der Ansiedelung des Vorgebirges der Guten Hoffnung an Felsenwänden oder niedrigen Steinhügeln, in deren Spalten sie bei Gefahr sich zurückzieht. Wenn sie nicht mehr entrinnen kann, klammert sie sich an Steinen oder an der Felsenwand so fest an, daß man sie nur mit beträchtlicher Anstrengung loszureißen vermag. Ein erwachsenes Thier soll von einem einzelnen Manne selbst dann nicht abgerissen werden können, wenn man vorher eine starke Schnur um die hinteren Füße bindet. »Ich habe gesehen«, sagt Smith, »daß zwei Leute nöthig waren, um eine erwachsene Dickechse loszureißen, aber die Flucht ergreifen mußten, als ihre Anstrengungen gelungen waren, weil das Thier sich in demselben Augenblicke mit einer wahren Wuth auf seine Feinde stürzte und diese mit heftigen Bissen bedrohte. Nachdem es getödtet worden war, entdeckte man, daß es sich, bei der kräftigen Anstrengung, sich festzuhalten, die Spitzen aller Nägel abgebrochen hatte.«

Die Nahrung besteht in Kerbthieren, Krebsen, Fröschen, kleinen Vierfüßlern und dergleichen, denen unsere Echse übertages nachgeht. Nicht selten bemerkt man sie in der Nähe der Flüsse, und die Eingeborenen glauben deshalb, sie heilig halten zu müssen, weil ihr Tod Wassermangel im Gefolge haben könne. Von den holländischen Bauern wird sie sonderbarerweise überaus gefürchtet, und zwar nicht bloß ihres Zornes und der beachtenswerthen Zähne halber, sondern weil man fest überzeugt ist, daß sie giftig sei. Gerade deshalb bezeichnen sie die Bauern mit dem Namen »Adder«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 158.
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