Dreizehnte Familie: Giftnattern (Elapidae)

[404] In der ersten Familie vereinigen wir die Giftnattern (Elapidae), gestreckt gebaute, kleinköpfige, rundleibige und kurz-, aber spitzschwänzige Schlangen, deren Leib rundlich oder durch Erhebung der Rückenfirste stumpf dreieckig erscheint. Die Nasenlöcher öffnen sich seitlich an dem abgerundeten Schnauzenende; die Zügelschilder fehlen; der Kopf wird in regelmäßiger Weise mit großen Schildern bekleidet; die übrige Beschuppung des Leibes ändert vielfach ab. Das kleine Auge hat einen runden, nur bei wenigen Arten länglich eiförmigen und senkrecht gestellten Stern. Die Giftzähne zeigen in der Regel eine Furche, welche der im Inneren verlaufenden Giftröhre entspricht.

Die Familie verbreitet sich über beide Erdhälften, entwickelt sich auf der östlichen zu größerer Mannigfaltigkeit, umfaßt sämmtliche in Australien vorkommende Giftschlangen, wird jedoch in Europa glücklicherweise nicht vertreten. Sie begreift beinahe die Hälfte aller bekannten und darunter mehrere der allergefährlichsten Giftschlangen in sich. Fast alle zu ihr zählenden Arten leben auf dem Boden; einzelne sind jedoch auch fähig, Bäume zu besteigen, scheinen dies aber nur ausnahmsweise zu thun. Die größeren stellen kleinen Wirbelthieren, die kleineren Kerfen und Schnecken nach. Jene überfallen ihre Beute von einem Hinterhalte her, verfolgen sie aber zuweilen auf kurze Strecken, beißen und lassen das Opfer dann verenden; diese scheinen ihre Nahrung aufzuspüren, zu ergreifen und erst beim Verschlingen zu vergiften. Ueber die Fortpflanzung sind uns bis jetzt nur dürftige Mittheilungen geworden, aus denen hervorzugehen scheint, daß die Giftnattern ihre Eier vor erfolgter Zeitigung ablegen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 404-405.
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