Rautenschlange (Morelia argus)

[337] Die Rautenschlange (Morelia argus, Coluber und Vipera argus, Python punctatus, spilotes und Peronii, Morelia punctata und variegata) darf wohl als die schönste aller Riesenschlangen gelten. Der Kopf ist schwarz, die Oberseite auf blauschwarzem Grunde mit glänzendgelben Rauten besetzt, die Unterseite lichtgelb oder strohfarben. Nach Bennett erreicht das Thier eine Länge von vier bis fünf Meter. Unter dem Namen Teppichschlange wird eine zweite Art unterschieden, von Bennett aber als gleichartig mit jener angesehen.


Rautenschlange (Morelia argus). 1/8 natürl. Größe.
Rautenschlange (Morelia argus). 1/8 natürl. Größe.

Nach den Beobachtungen Lessons lebt die Rau tenschlange vorzugsweise in feuchten Gegenden, zuweilen im Wasser selbst, nach Angabe des »alten Buschmann« auf offenen Plätzen, bei trockenem Wetter meist in den Ebenen, wo sie zusammengerollt in irgend einer Höhle liegt. In der heißen Jahreszeit pflegt sie sich den Gewässern zu nähern und dann auch wohl gesellschaftsweise zusammen zu halten. Ihre Nahrung besteht aus kleineren Beutelthieren, Ratten, Mäusen und Vögeln; eine, welche von Bennett untersucht wurde, hatte einen Fuchskusu (Bd. II, S. 577) im Leibe, welcher [337] so wenig beschädigt war, daß man ihn noch ausstopfen und in dem australischen Museum neben seiner Räuberin aufstellen konnte. »Einstmals«, erzählt der alte Buschmann, »sah ich sie einen Schwarm kleiner Waldvögel bezaubern. Sie lag unter einem umgestürzten Baume, auf dessen todten Zweigen sich eine zahlreiche Vogelgesellschaft bewegte, hüpfend, flatternd und zwitschernd. Ihre Bewegungen waren das anmuthigste, welches ich jemals sah: sie hatte sich halb erhoben, beugte den Kopf vor- und rückwärts, züngelte, und war augenscheinlich bestrebt, ein Opfer zu ködern und in ihren Bereich zu ziehen, als sie mich wahrnahm und Fersengeld gab.«

Auch diese Art gewöhnt sich bald an die Gefangenschaft und wird selbst bis zu einem gewissen Grade zahm. Bennett hielt eine von 2,5 Meter Länge im Käfige und durfte ihr erlauben, sich zuweilen um seinen Arm zu wickeln. Dabei preßte sie, einzig und allein in der Absicht, sich festzuhalten, den Arm gewöhnlich so stark, daß derselbe stundenlang wie gelähmt war.

Ueber die Fortpflanzung sind mir keine Mittheilungen bekannt, wie überhaupt die bisher veröffentlichten Beobachtungen außerordentlich dürftig zu sein scheinen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 337-338.
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