Waldpfuhlschildkröte (Clemmys insculpta)

[58] Eine der bekanntesten Arten der Sippe, welche übrigens auch in Europa Vertreter hat, ist die Waldpfuhlschildkröte (Clemmys insculpta, Testudo insculpta, Emys insculpta). Ihre Länge beträgt 24 Centimeter, wovon der Schwanz 4 Centimeter wegnimmt, die Länge des Gehäuses 15 Centimeter. Der eiförmige Rückenpanzer ist etwas gekielt, hinten ausgekerbt, der Brustpanzer vorn ganzrandig, hinten ebenfalls ausgeschnitten; die Platten des ersteren sind [58] röthlichbraun, durch strahlige, etwas gebogene Punktstreifen von gelblicher Farbe, die des letzteren auf schwefelgelbem Grunde an der unteren Randecke mit schwarzen Flecken gezeichnet.


Waldpfuhlschildkröte (Clemmys insculpta). 1/3 natürl. Größe.
Waldpfuhlschildkröte (Clemmys insculpta). 1/3 natürl. Größe.

Die Unterseite des Halses, der Füße und des Schwanzes ist roth, mit schwarzer Tüpfelung, eine oft ausgesprochene Linie an jeder Seite des Halses gelb, die Iris braun, ein sie umgebender Ring gelb.

Alle atlantischen Küstenländer der Vereinigten Staaten von Maine bis Pennsylvanien beherbergen diese Schildkröte in namhafter Anzahl. Auch sie lebt in Sümpfen und Flüssen, verläßt aber das Wasser öfter und länger als andere Verwandten und verlebt unter Umständen Monate an trockenen Orten. Haldeman meint, daß sie dies thue, weil sie im Wasser von einem Schmarotzerthiere geplagt werde; Holbrook beobachtete, daß Gefangene dieser Art sich ebenso lebhaft und geschickt auf dem Lande wie im Wasser bewegen, also ebenso gut hier oder da leben können. Nach Müllers Angabe unternimmt die Waldpfuhlschildkröte oft große Wanderungen von einem Gewässer zum anderen oder Streifzüge durch Wiesen und Wälder, daher denn auch ihr in Amerika üblicher Name »Waldschildkröte«. In Gegenden, welche arm an Wasser sind, vergraben sich die Streifzügler, wenn sie sich verbergen wollen, einfach unter Moos, und da dasselbe die Gefangenen ebenfalls thun, darf man dieses Landleben wohl als eine Eigenthümlichkeit der Art ansehen, nicht aber als die Folge der Leiden, welche sie im Wasser auszustehen hat. Ihre Regsamkeit bekundet sie auch anderen Thieren gegenüber: sie ist stets geneigt, Genossen ihrer Wohngewässer oder Käfige anzugreifen und zu vertreiben. Hinsichtlich ihrer Nahrung und Fortpflanzung scheint sie sich von anderen Sumpfschildkröten wenig oder nicht zu unterscheiden.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 58-59.
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