Schlammschildkröte (Cinosternon pennsylvanicum)

[60] Die Schlamm- oder die Klappschildkröte ohne weitere Nebenbezeichnung (Cinosternon pennsylvanicum, Testudo pennsylvanica, Cinosternon und Thyrosternum pennsylvanicum) ist ein kleines unschönes Thier von 15 Centimeter Gesammt- und 11 Centimeter Panzerlänge.


Klappschildkröte (Cinosternum pennsylvanicum). 1/4 natürl. Größe.
Klappschildkröte (Cinosternum pennsylvanicum). 1/4 natürl. Größe.

Der Rückenschild ist olivenbraun, der Brustschild gelb oder orangefarben, auf der Verbindungsstelle beider Theile des Panzers zuweilen schwarz gefärbt; den braunen Kopf und einen Theil des Halses zeichnen unregelmäßige Linien, Striche und Flecke von lichterer Färbung; die Füße und der Schwanz sind düster braun, unterseits lichter. Die Iris sieht dunkelbraun aus.

Die Schlammschildkröte ist in den südlicheren Theilen der Vereinigten Staaten sehr häufig, in den nördlicheren seltener. Nach Norden hin soll sich ihr Verbreitungsgebiet bis Kanada, nach Westen hin bis in das Thal des Mississippi erstrecken. In ihrer Lebensweise kommt sie fast ganz mit den Flußschildkröten überein, hält sich jedoch, nach Müller, mehr im Sumpfe als im Wasser auf. Ihre Nahrung besteht aus kleinen Fischen, Kerfen und Würmern. Wood beobachtete Schlammschildkröten oder doch Sippschaftsverwandte von ihnen bei ihrer Jagd auf Molche. Ihre Bewegungen im Wasser waren höchst bedächtig. Sie schwammen vorsichtig neben dem erkorenen Opfer einher oder krochen unter dasselbe und versetzten ihm hierauf einen heftigen Biß. Die Angler Amerikas hassen die Schlammschildkröte ungemein, weil sie sehr gut anbeißt, und wenn sie die Angel spürt, so heftig zappelt, daß jene glauben, einen sehr großen Fisch erbeutet zu haben. Bei Eintritt des Winters verkriecht sie sich unter Moos und kommt erst im Mai wieder zum Vorscheine.

Sie wird leicht und bald zahm, nimmt ihrem Pfleger die Nahrung aus der Hand und unterscheidet sich von ihren Verwandten vielleicht bloß dadurch, daß sie gieriger frißt als diese. Eine, [60] welche Müller hielt, war zuletzt so feist geworden, daß sie ihre Klappen nicht mehr schließen konnte, weil das Fleisch überall herausquoll. Fischer nennt sie und ihre Verwandten, dieser Gefräßigkeit halber, die Schweine unter den Schildkröten. Ein zeitweilig starker und dann unangenehmer Moschusgeruch macht sie vielen Liebhabern widerlich.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 60-61.
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