Schlammteufel (Cryptobranchus horridus)

[646] Je nachdem man auf das Offenbleiben der Kiemenspalte mehr oder weniger Werth legt, trennt oder vereinigt man in einer und derselben Sippe den nächsten Verwandten des Riesensalamanders, den Hellbender oder Schlammteufel der Amerikaner (Cryptobranchus horridus und salamandroides, Protonopsis horrida, Abranchus alleghaniensis, Curycea macronota, Molge gigantea, Menopoma alleghaniensis und fusca, Salamandrops giganteus). Dieses verhältnismäßig wohlgebildete Thier erreicht eine Länge von sechzig Centimeter, hat großen, platten, an der Schnauze abgerundeten Kopf, dicken, sehr fleischigen Leib und einen ebenfalls kräftigen, aber, wie bemerkt, seitlich stark zusammengedrückten Schwanz, und trägt, nach Art der Tritonen, einen vom Nacken bis zum Ende des Schwanzes verlaufenden, glatten, häutigen Kamm. Die Augen sind dunkler als bei den Molchen, denen der Larve des Axolotl ähnlich; die Nasenlöcher stehen ganz an der Spitze der Schnauze und öffnen sich innen hinter der zweiten Zahnreihe. Der Magen ist weit, der Darm vielfach gewunden, die Leber mit einer großen Gallenblase versehen. Von den neunzehn Rückenwirbeln tragen achtzehn Rippenstummel; Schwanzwirbel sind vierundzwanzig vorhanden. Die Grundfärbung ist ein düsteres Schiefergrau; die Zeichnung besteht aus schwarzen, verwischten Flecken und einem dunkleren Zügelstreifen, welcher sich durch die Augen zieht.

Ein junges Stück von wenigen Monaten, welches Harlan untersuchte, hatte keine Kiemenbüschel mehr.

Wir verdanken Barton, welcher den Schlammteufel im Jahre 1812 beschrieb, die erste Kunde dieses Thieres, welches in den Flüssen der südlichen Vereinigten Staaten lebt, hier langsam [646] umherkriecht oder umherschwimmt, aber auch gegen vierundzwanzig Stunden auf dem Trockenen aushalten kann, sich von Würmern, Krebsen und Fischen nährt, sehr gefräßig ist und wie ein Raubfisch zum Aerger der Fischer oft an die Angel beißt. Mit diesen Worten ist die Lebenskunde des Thieres erschöpft; selbst Holbrook, welcher eine Spielart des Hellbenders beschrieb, weiß obigem nichts hinzuzufügen. Höchstens das eine dürfte noch zu sagen sein, daß die amerikanischen Fischer ihn fürchten und einzelne von ihnen, wie die unserigen den Teichmolch, für giftig halten.

Neuerdings hat man den Hellbender wiederholt in Gefangenschaft gehalten, ihn auch lebend einige Male, zuerst im Jahre 1869, nach Europa gebracht.


Hellbender (Cryptobranchus horridus). 1/3 natürl. Größe.
Hellbender (Cryptobranchus horridus). 1/3 natürl. Größe.

Ich selbst habe niemals gefangene gesehen und auch von anderen über ihr Betragen im Käfige nicht das geringste erfahren, bin daher in dieser Beziehung außer Stande, weiteres mitzutheilen.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 646-647.
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