7. Sippe: Crambactis

[482] Die meisten Actinien sind mit mehreren Kreisen gleich aussehender cylindrischer Fühler versehen. Von besonderer Schönheit sind diejenigen Arten, welche außer den gewöhnlich gestalteten Fühlern entweder innerhalb oder außerhalb derselben gelappte blattförmige Tast- und Greifwerkzeuge besitzen. Sie bilden die Unterfamilie der Blatt-Actinien. Eine neue Form derselben (Crambactis, [482] f. Abbildung S. 482) hat Haeckel im Rothen Meere entdeckt und in seinem prächtig ausgestatteten Werke: »Arabische Korallen« abgebildet.


Blattactinie: Crambactis arabica. Etwas verkleinert.
Blattactinie: Crambactis arabica. Etwas verkleinert.

Seiner Beschreibung entnehmen wir, daß die auf den Korallenbänken von Tur gefundene Gattung sich dadurch auszeichnet, daß oben zunächst an den Mund herum ein mehrfacher Kranz von zahlreichen zarten Fangarmen sich befindet, welche die Gestalt von dünnen, krausenartig gefalteten Kohl- oder Endivienblättern besitzen. Darunter steht ein Kranz von zahlreichen dicken Fangarmen, welche von den ersteren ganz verschieden, derbhäutig, nicht gefaltet und von einfach spindelförmiger Gestalt sind. Der eigentliche Körper ist eine niedrige cylindrische Scheibe.

Wir haben die Actinien als Einzelthiere kennen gelernt, wie sie aus dem Eie hervorgehen. Dies ist allerdings die am häufigsten vorkommende Fortpflan zungsweise. Aber einige Arten vervielfältigen sich mit der größten Leichtigkeit durch kleine von der Fußscheibe sich ablösende Theilstücke. Der Pariser Zoolog Fischer beobachtete diesen Proceß bei der an den französischen Küsten lebenden Sagartia pellucida. Die am 23. August vom Fuße abgefallenen Stückchen hatten sich bis zum 7. September schon zu kleinen Actinien mit funfzehn bis sechszehn Fühlern entwickelt. Vermehrung durch Spaltung scheint bei manchen Arten, z.B. Sagartia ignea, gewöhnlich zu sein; das Ende dieser Fortpflanzungsweise ist jedoch immer die völlige Abtrennung der Individuen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 482-483.
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