Familie: Gorgoniden (Gorgonidae)

[499] Eine in den Naturaliensammlungen gewöhnlich reich vertretene Familie ist die der Gorgoniden (Gorgonidae). Sie werden oft mit den Pennatuliden als eine Gruppe unter dem Namen Rindenkorallen zusammengefaßt, weil in beiden der harte Axentheil des Stockes von einer [499] weicheren Rinde überzogen ist. Letztere besteht aus den Polypen und der sie verbindenden Zwischensubstanz. Die Axe besteht aus verschmelzenden Kalkkörperchen, auch hornartigen Bestandtheilen, die in größeren Massen im Hintertheile der Individuen abgesondert werden, und deren Wachsthum später durch die Zufuhr von Nährstoffen vermittels der über das Bereich der Individuen hinaus laufenden Kanäle vermittelt wird. Uebrigens scheinen, wenn wir nach Darwinistischer Weise den Stammbaum der in Rede stehenden Familien zu zeichnen versuchen, weder die Pennatuliden von den Gorgonien, noch umgekehrt abzustammen. Beide weisen vielmehr auf die Seekorke als gemeinschaftliche Wurzel. Alle Gorgoniden wachsen fest.

Die Verästelung der Gorgonienstöcke erzeugt die verschiedenartigsten Formen: unregelmäßige Bäume mit Aesten nach allen Richtungen hin, Verästelung in einer Ebene, einfache, sich nicht verzweigende Aeste winkelförmig oder spiralig gestellt, Fächer und Netze usw.


1 Vergrößertes Stück eines Stockes der Edelkoralle mit zwei geöffneten Kelchen. 2 Mäßig vergrößertes Stück der Edelkoralle, das Ausschlüpfen der Larven zeigend.
1 Vergrößertes Stück eines Stockes der Edelkoralle mit zwei geöffneten Kelchen. 2 Mäßig vergrößertes Stück der Edelkoralle, das Ausschlüpfen der Larven zeigend.

Bei den meisten Gorgoniden ist die Axe hornartig biegsam; man kann sie Hornkorallen nennen. Trotz dieser biegsam bleibenden und aus der Verhärtung und Konsolidirung organischer Substanz hervorgehenden Axenbildung ist auch diesen Polypen die Kalkabscheidung nicht fremd.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 499-500.
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