Pteroides Pennatula

[495] Bei diesen, besonders ausgeprägt bei der Seefeder (Pteroides Pennatula), kann man am Körper ungefähr dieselben Theile, wie an einer Feder unterscheiden. Der Stock ist zweiseitig [495] symmetrisch, sowohl an der Bauch- wie an der Rückenfläche findet sich eine polypenfreie Region, man spricht von rechter und linker Seite, oberem und unterem Ende. Auch sitzen bei diesen so regelmäßig ausgebildeten Formen die einzelnen Polypen auf blätterartigen Seitentheilen des Kieles.


Seefeder (Pteroides). 1/4 nat. Größe. a etwas vergrößerter Kelch.
Seefeder (Pteroides). 1/4 nat. Größe. a etwas vergrößerter Kelch.

Sehr merkwürdig ist die Entdeckung Köllikers, daß auf den Stöcken aller Pennatuliden zwei Formen der Personen auftreten. Die Hauptrolle spielen die Geschlechtsthiere. Sie sind mit allen Organen, die ein rechter Polyp gebraucht, wohl ausgestattet, sie neh men Nahrung auf und sorgen für die Vermehrung. Die andere Art von Individuen, Zooidien genannt, besteht aus verkümmerten, sitzengebliebenen Wesen, die im allgemeinen zwar auch den Bau jener bevorzugten Genossen erkennen lassen, sich aber durch den gänzlichen Mangel der Fühler und der Fortpflanzungsorgane sowie durch ihre Kleinheit unterscheiden. Sie scheinen nur geeignet, Wasser in den großen gemeinschaftlichen Stockleib mit seinen vielen Familien und Gängen aufzunehmen und wieder auszupumpen, eine Verrichtung, welche natürlich auch von den vollkommenen Stockgenossen vollführt wird, bei den Seekorken und den meisten Polypen von diesen allein. Indem aber bei den Pennatuliden eine Theilung der Arbeit eingeleitet ist, wird damit ein höheres Gesammtwesen vorbereitet. Die Regelmäßigkeit und Symmetrie der meisten Seefedern ist Beweis dafür.

Die Hartgebilde der Seefedern bestehen in einer verkalkten, oft biegsamen Axe, ganz in den Stock eingeschlossen und an beiden Enden zugespitzt, sowie in kleineren isolirten Kalkkörpern.

Leider kennt man von der Entwickelungsgeschichte der Pennatuliden so gut wie nichts. Nach Kölliker »macht sich die Entwickelung wahrscheinlich so, daß sich der jüngste Polyp durch eine wiederholte Längstheilung in zwei und vier Individuen theilt, durch welchen Vorgang ein kleiner Stock, unten mit zwei und oben mit vier Längskanälen, entstehen könnte. Durch die Annahme wiederholter seitlicher Sprossenbildungen, wie sie an den Polypen mancher Gattungen leicht nachzuweisen sind, ließe sich aus einem solchen leicht ein größerer Stock ableiten, an dem die Polypen in dieser oder jener Form befestigt gedacht werden könnten. Sehr viele Pennatulidenstöcke tragen am untersten Ende des Leibes die jüngsten Individuen, und scheint hieraus hervorzugehen, daß das weitere Wachsthum der Stöcke, das heißt der Ansatz neuer Individuen, an der Grenze von Kiel und Stiel vor sich geht«.

Die oben abgebildete Seefeder gehört der Sippe Pteroides an, deren polypentragende Blätter durch eine Anzahl stärkerer, über den Rand als Stacheln vorragende Kalkstrahlen gestützt werden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 495-496.
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