Perinopsis lyrifera

[437] Manche, vielleicht sehr viele Herzigel graben sich vollständig in den Sand ein, wie solches von Robertson und Giard an dem in der Nordsee häufigen Amphidetus cordatus beobachtet wurde. Dieser dringt funfzehn bis zwanzig Centimeter tief in den Sandgrund ein und tapeziert sich seine Wohnung, eine Höhle mit einem federkieldicken Eingange und einer eben solchen Ausführungsröhre, mit einer schleimigen Absonderung aus. Die erste der Röhren führt auf die Mitte des Rückens, da, wo die Blätter der Fühlerrosette zusammenstoßen, und dient zur Wasser- und Nahrungszufuhr.


Herzigel (Perinopsis lyrifera). Natürliche Größe.
Herzigel (Perinopsis lyrifera). Natürliche Größe.

Der Herzigel vermag ein Büschel langer, wurmähnlicher Saugfüßchen durch die Röhre und noch mehrere Centimeter darüber hinaus zu strecken; diese Saugfüßchen, mit feinem Tastvermögen begabt, befördern Sandkörner und andere, namentlich organische Gegenstände in die Röhre. Dieselben werden, auf dem Rücken des Thieres angelangt, von Wimpern und kurzen Stacheln in Empfang genommen und nach der Mundöffnung geleitet. So füllt sich der Darm, um das durchpassirte Material in die zweite Röhre auszustoßen. Es scheint, als ob das Thier auch das reichlich und ununterbrochen in den Darmkanal aufgenommene Wasser gewaltsam durch die Kanalöffnung auspressen könnte. Nur so nämlich erklärt sich die starke Strömung in der hinteren Röhre, durch welche der verbrauchte Sand wieder an die Oberfläche befördert wird. Wie lange der Amphidetus an einer Stelle bleibt, ist unbekannt; es ist auch möglich, daß er gleich den in Felsen eingegrabenen Seeigeln, in seiner Wohnung sich stabil aufhält und auf die zufällige Nahrungszufuhr angewiesen ist. Fast regelmäßig finden sich in dem mit Schleim ausgekleideten Wohnraume des Herzigels einige kleine Amphipoden-Krebse (Urothoe).

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 437.
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