Menschen-Priemenschwanz (Oxyuris vermicularis)

[127] Ein zweiter, sehr gemeiner Parasit des Menschen, der Pfriemenschwanz, gehört der Gattung Oxyuris an. Alle Oxyuriden sind kleine, höchstens 2 bis 3 Centimeter messende Würmer mit pfriemenförmigem Schwanze und wenig ausgebildeten Lippen.


Pfriemenschwanz (Oxyuris vermicularis). Vergrößert.
Pfriemenschwanz (Oxyuris vermicularis). Vergrößert.

Die Weibchen des im Menschen wohnenden Oxyuris vermicularis werden 10 Millimeter, die Männchen 4 Millimeter lang. Sie kommen ungemein häufig bei Kindern und Erwachsenen, bei Hoch und Niedrig vor und gehören zu den unangenehmsten und zudringlichsten Parasiten. Auch für sie ist es so gut wie erwiesen, daß im normalen Entwickelungsgange die Eier nach außen gelangen und durch den Mund wieder aufgenommen werden müssen. Die Luftströmungen können sie auf die verschiedenartigsten Gegenstände führen. »Selbst Thier und Mensch können in mannigfaltigster Weise zu einer Verschleppung beitragen, zumal diese durch die Kleinheit und Leichtigkeit der Eier noch besonders begünstigt wird. Um ein nahe liegendes Beispiel hervorzuheben, brauche ich hier nur die Fliegen zu nennen und an die Beziehungen zu erinnern, welche diese Thiere ebensowohl zu den menschlichen Nahrungsmitteln, wie den unsaubersten Gegenständen darbieten.« Wirklich schützen kann also nur die penibelste Reinlichkeit, und auch diese offenbar nicht unbedingt. Mit dem Genusse von nicht sorgfältig abgewaschenem Obste, jeder Birne droht die Gefahr der Ansteckung, ja Leuckart will selbst das Mehl, mit dem die Bäcker ihre Waaren zu bestreuen pflegen, von der Schmuggelei mit Oxyuriskeimen nicht völlig freisprechen, da die Eier, die etwa dem Getreide anhängen, wegen ihrer Kleinheit die Proceduren des Dreschens und Mahlens ungefährdet zu überstehen vermögen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 127.
Lizenz:
Kategorien: