2. Sippe: Phascolosoma

[115] Einer über alle Meere verbreiteten Familie gehört Phascolosoma an. Die meisten Arten dieser und einiger anderen Gattungen wohnen in selbstgebauten Gängen in Steinen und Felsen. Einzelne Arten, z.B. das 3 bis 5 Centim. lange Phascolosoma granulatum, findet sich zu Millionen an günstigen Lokalitäten der dalmatinischen Küste, in geschützten Buchten mit Vegetation der Strandzone. Nur ist es kein leichtes Geschäft, sich ihrer zu bemächtigen. Hat man sie auch an dem nicht vollkommen zurückgezogenen Rüssel erfaßt, so reißen sie, sich hinten aufblähend, eher ab, als daß sie nachgeben. Man muß also das feste Gestein mit dem Hammer zerschlagen, wobei natürlich mancher der hartnäckigen Würmer sein Theil für immer bekommt. Hat man endlich eine Anzahl in einem Becken vor sich stehen, so geht der Aerger erst recht an.


a Bonellia. b Phascolosoma. c Priapulus. Natürliche Größe.
a Bonellia. b Phascolosoma. c Priapulus. Natürliche Größe.

Sie liegen anfangs wie todt da, kleine Würste, das rüsselartige Vordertheil vollständig eingestülpt. Nach einiger Zeit fangen sie an, wie Handschuhfinger sich auszukrempeln, gelangen aber bei zwanzig- bis funfzigmaligen Versuchen selten dazu, das äußerste, mit kleinen, fingerförmigen Fortsätzen versehene Ende des Rüssels zum Vorscheine zu bringen. Und haben sie es wirklich sehen lassen, so ziehen sie es sicherlich im nächsten Augenblicke wieder ein. Zu ihrer Entschuldigung darf man nicht vergessen, daß ihre Situation in einem offenen, lichten Gefäße allerdings eine ganz andere ist als in ihrer Steinröhre, vor welcher die röthlichen und grünlichen Algen ein sanftes, wohlthuendes Licht verbreiten. Denn obwohl augenlos, sind sie, gleich so vielen anderen augenlosen Thieren, für den Lichtreiz sehr empfänglich.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 115.
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