2. Sippe: Entenmuscheln (Anodonta)

[359] Die andere Hauptgattung der Najaden, deren wir schon gelegentlich wiederholt Erwähnung gethan, Anodonta, ist, was das Thier angeht, nicht wohl von Unio zu unterscheiden. Das Gehäuse ist dünn und zerbrechlich; der Schloßrand ist linealisch, ohne Zähne und unter dem [359] Bande befindet sich nur eine stumpfe Längslamelle. Die Anodonten ziehen schlammige, stillstehende Gewässer dem reinen, fließenden vor. Jedoch finden sich einzelne Arten oder Abarten auch in großen, seltener in kleineren Flüssen an solchen Stellen, wo sie vor der Gewalt des Wassers etwas geschützt sind; besonders gern scheinen sie sich in den Ausflüssen großer Teiche aufzuhalten. Was oben über die Schwierigkeit der Unterscheidung der Arten der Unionen gesagt wurde, gilt in ganzer Ausdehnung auch für diese Sippe. Hier wie dort hat man an den Schalen keine Kennzeichen, daß ihr Wachsthum vollendet ist. Den Namen Entenmuschel für alle Anodonten will Roßmäßler mehr von der schnabelförmigen Verlängerung des Hinterendes der Muschel herleiten, als davon, daß das Thier von den Enten als eine Lieblingsspeise aufgesucht würde, da zwar allerdings als sehr wahrscheinlich angenommen werden könne, daß das fleischige, schlüpferige Thier den Enten wohl behagen würde, diese aber es schwerlich mit ihrem weichen Schnabel aus der harten Muschel hervorzulangen im Stande sein dürften.


Entenmuschel (Anodonta cygnea). Natürliche Größe.
Entenmuschel (Anodonta cygnea). Natürliche Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 359-360.
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