5. Sippe: Siebmuscheln (Aspergillum)

[380] Bei der anderen, ihr nahe stehenden Gattung Clavagella ist die eine Schalenhälfte ganz mit einer kalkigen keulenförmigen Röhre verwachsen, die andere ist frei in derselben. Diese Röhre steckt bald frei im Sande, bald ist sie in Korallen, Felsen, Balanusmassen festgewachsen. Das vordere Ende hat oft eine Spalte und offene kleine Röhrchen, das hintere Ende ist frei. Diese Röhrchen werden durch fleischige, in unbestimmter Anzahl aus dem Mantel hervorwachsende Fäden abgesondert. Diese Thiere, von denen zwei Arten im Mittelmeere, die anderen in den Meeren der heißen Zone leben, bilden den Uebergang zur Siebmuschel, Aspergillum. Wir haben in A das aus der Röhre herausgenommene Thier, das von einem fast vollkommen geschlossenen, sackförmigen oder flaschenförmigen Mantel (a) eingehüllt ist. Unsere Figur zeigt denselben in einem sehr zusammengezogenen Zustande. Er geht vorn in eine Art Scheibe (b) über, in deren Mitte sich ein, mit der Spalte des Gehäuses korrespondirender Schlitz (c) findet. Dicht dahinter ist eine punktförmige Oeffnung (d) für das entsprechende kleine Fußende. Die hintere Hälfte des Mantels ist quer gerunzelt und endigt mit den beiden Siphonalöffnungen (e). Die dem Gehäuse der übrigen Muscheln entsprechenden Schalen sind bei Aspergillum sehr zurückgeblieben, ein Paar kleine Blätter, in eine lange cylindrische oder nach hinten enger werdende und daselbst offene Kalkröhre eingewachsen. Das vordere Ende (B) bildet eine Scheibe, welche eine Spalte in der Mitte und auf der Fläche und am Rande zahlreiche kleine, offene Röhrchen hat. Das nördlichste Vorkommen der Siebmuscheln ist das rothe Meer. Sie stecken mit ihrem Gehäuse senkrecht im Sande. Aus [380] dem Vorhandensein der zweiklappigen Schale, welche, obgleich der Röhre eingewachsen, doch immer ganz deutlich bleibt, kann man mit Sicherheit schließen, daß die jungen Thiere sich von dem Aussehen der übrigen, normal gebauten Muscheln nicht entfernen werden.

Bei den folgenden Familien und Sippen fehlt die Mantelbucht. Wir beschränken uns jedoch auf die Bekanntschaft mit einer einzigen.


A Siebmuschel, Thier (Aspergillum vaginiferum). B Vorderende der Schale der javanischen Siebmuschel. Natürliche Größe.
A Siebmuschel, Thier (Aspergillum vaginiferum). B Vorderende der Schale der javanischen Siebmuschel. Natürliche Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 380-381.
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