Didemnum cereum

[415] Eine sehr eigenthümliche Wandlung erleiden nach demselben Forscher diese Ascidien während des Winters. Bei dem schön wachsgelben Didemnum cereum, das zu den mit zierlichen mikroskopischen Kalkkörperchen erfüllten Arten gehört, sah er nach den ersten kalten Herbsttagen eine Verfärbung der Weichtheile ins Dunkle eintreten, verbunden mit einer außerordentlichen Vermehrung der Kalkkörper.


Clavellina lepadiformis. Natürliche Größe.
Clavellina lepadiformis. Natürliche Größe.

Bei Amarucium densum erfolgte vom Rande der Kolonie aus ein Schwund der Individuen. Unsere Abbildung gibt in a die noch vollständigen, um eine Auswurfsöffnung stehenden Thiere, b ist die zur Ueberwinterung fertige Masse, aus welcher im Frühjahre die schon jetzt als Knospen vorhandenen neuen Individuen sich erheben werden.

Weder durch den unangenehmen Geruch, der von den meisten Ascidien ausgeht, noch durch ihre starke Hülle werden sie vor ihren Feinden gesichert. Verschiedene Nacktschnecken zehren von ihnen, eine kleine Muschel (Crenella) liebt es, sich in sie einzubohren, gewisse Würmer legen ihre Gänge und Röhren in ihnen an. Vorzüglich aber sind Kruster niederer Ordnungen auf die Kiemenhöhle, namentlich einfacher Ascidien, als ihren Wohnsitz angewiesen, wo ihnen durch die die Kieme durchziehenden Wasserströme die Nahrung zugeführt wird. Das sind also nicht eigentliche, von ihrem Wirte lebende Parasiten, sondern Mitesser – der bekannte Naturforscher van Beneden der Aeltere hat den Ausdruck »commensaux« eingeführt –, die ihren Vortheil aus der Zufuhr ihres Wirtes zu ziehen wissen.


Zusammengesetzte Ascidie im Winterzustande (Amarucium densum). Natürliche Größe.
Zusammengesetzte Ascidie im Winterzustande (Amarucium densum). Natürliche Größe.

Immerhin sind die Feinde, welche Frieden und Bestand der Ascidienstöcke bedrohen, nicht besonders zahlreich, und der Abgang wird bei der außerordentlichen Lebenskraft und Fortpflanzungsfähigkeit unserer Thiere reichlich gedeckt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 415.
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