Paludina vivipara

[258] Mit der Sumpfschnecke (Paludina) kehren wir wieder zu unseren stehenden und fließenden süßen Gewässern zurück. Ihre Gehäuse sind eiförmig oder kugelig-kegelförmig, mit stark gewölbten, durch eine tiefe Naht vereinigten Umgängen und einem hornigen, koncentrisch gestreiften Deckel. Die allgemeinen Lebensverhältnisse gibt Roßmäßler so an: »Die Paludinen leben in Gräben, Tümpeln, Teichen, Flüssen, namentlich der nördlichen Halbkugel, seltener der südlichen, wo sie durch die Ampullarien ersetzt werden; meist halten sie sich am Boden der Gewässer auf, wo sie im Schlamme und an den Stengeln und Blättern der Gewächse herumkriechen. Bei warmem Sonnenscheine kommen sie auch wohl an die Oberfläche, wo sie zuweilen, wie die Limnäen, am Wasserspiegel mit abwärts gekehrtem Gehäuse hinkriechen. Das Thier kann sich nicht soweit aus dem [258] Gehäuse herausstrecken, als die Limnäen, wobei der auf der Oberseite des Fußes angeheftete Deckel weggehoben wird und mit dem Fuße hinter das Gehäuse zu liegen kommt, dessen Wölbung des letzten Umganges dann darauf ruht. Wenn sich das Thier dann wieder in das Gehäuse zurückzieht, wird die Sohle in der Mitte zusammengebrochen und zusammengelegt wie ein Buch«. Die größte unserer einheimischen Arten, die lebendig gebärende Sumpfschnecke (Paludina vivipara), wird fast 4 Millimeter hoch. Auch bei ihr sollen, wie bei den anderen Arten, die weiblichen Exemplare etwas größer als die Männchen sein, doch hat man an der Schale kein Zeichen, daß das Thier ausgewachsen. »Den ganzen Sommer hindurch kann man den Eiersack voll Embryonen und Eier in den verschiedensten Entwickelungsperioden finden, da die Geburt der Nachkommenschaft nicht auf einmal, sondern allemal von nur je einem Jungen erfolgt.


Sumpfschnecke (Paludina vivipara), links Männchen, rechts Weibchen, in der Mitte ein Thier mit Erhaltung des embryonalen Stachelbesatzes. Natürliche Größe.
Sumpfschnecke (Paludina vivipara), links Männchen, rechts Weibchen, in der Mitte ein Thier mit Erhaltung des embryonalen Stachelbesatzes. Natürliche Größe.

Der zur Geburt reife Embryo hat schon ein drei Linien langes und ebenso breites Gehäuse von vier Umgängen. Der Deckel ist sehr dünn und hat schon vollkommen die koncentrischen Wachsthumsringe, die er durch das gleichmäßige Wachsthum mit dem Gehäuse erhalten hat.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 258-259.
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