Gebräuchliche Rollassel (Armadillo officinarum)

[38] Aber auch ohne dies unterscheiden sie sich von den übrigen als Landbewohner, die sich meist an feuchten Orten, im Schatten von Mauern, unter großen Steinen, in Kellern und ähnlichen Orten aufhalten, wo sie als lichtscheue und einer dumpfen, mit Wasserdampf gesättigten Luft bedürftige Wesen sich behaglich fühlen. Von ihren Afterfüßen ist nur das innere Blatt dünnhäutig und als Athemorgan dienlich, das äußere, von festerer Beschaffenheit, bildet über dem anderen einen schützenden, die Austrocknung verhindernden Deckel. Bei denjenigen Arten der Gattungen Oniscus, Armadillidium und anderen, welche an ganz trockenen, auch sonnigen Orten leben, scheint neben jener schwachen Kiemenathmung noch eine Art von Luftathmung stattzufinden, indem in dem vorderen Kiemendeckel sich fein verzweigte, luftführende Räume finden, welche durch Spalten sich nach außen öffnen sollen. Allgemein bekannt und von empfindsamen Seelen als ekelerregende Thiere betrachtet sind die Mauerassel (Oniscus murarius) und die Kellerassel (Oniscus scaber), welche, gleich den anderen Mitgliedern ihrer Gruppe, ihren flacheren Körper nicht zusammenkugeln können. Diese Fähigkeit besitzen die Rollasseln. Von diesen war besonders die gebräuchliche Rollassel (Armadillo officinarum) früher unter dem Namen »Millepedes« ein viel verschriebener, aber wohl nicht sehr wirksamer Artikel der Apotheken. Die Fälle, welche erzählt werden, daß nach dem Genusse von einigen Kellerwürmern die heftigsten Vergiftungserscheinungen aufgetreten seien, verdienen keinen Glauben, da, wie Martiny, der Verfasser einer Naturgeschichte der für die Heilkunde wichtigen Thiere, sagt, die unschuldigen Kellerwürmer in manchen Gegenden als Volksmittel in weit größerer Menge ohne alle schädlichen Folgen genossen werden.


Kugelassel (Sphaeroma). Vergrößert.
Kugelassel (Sphaeroma). Vergrößert.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 38.
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