Sägeförmiger Palämon (Palaemon serratus)

[29] Ihr Kopfbruststück geht vorn in einen säbelförmigen Schnabel aus, dessen obere Kante gezähnelt ist. Der Vergleich mit dem Ritter läßt sich nicht weiter führen, obgleich Gosse es versucht bei seiner Schilderung des in den nordischen Gewässern besonders gemeinen Palaemon serratus.


Sägeförmiger Palämon (Palaemon serratus). Natürliche Größe.
Sägeförmiger Palämon (Palaemon serratus). Natürliche Größe.

Was hilft es, gerade von seinem Panzer hervorzuheben, daß die Platten so genau auf- und aneinander passen, daß das Thier wie ein wahrer Soldat und Waffenknecht immer in Waffen geht, ißt und schläft? Hinter dem heldischen Aussehen steckt weder Kraft noch Muth, und trotz vieljähriger Beobachtungen der im Aquarium gehaltenen Palämonen konnte nie wahrgenommen werden, daß sich einer seines gefährlich aussehenden Spießes zum Angriff oder zur Abwehr bedient hätte. Eine andere Frage, welche der englische Beobachter ebenfalls aufwirft, ist es aber, ob nicht durch den bloßen Anblick der drohenden Waffe mancher Feind des Krebschens muthlos gemacht wird. Auch dieser sägeförmige Palämon kommt so massenhaft besonders an der französischen Nordküste – als Crevette, Celicoque, Bouquet usw. – und weiter östlich gegen das deutsche Meer zu vor, daß er zu einem ergiebigen Nahrungsmittel wird. Er und die anderen Palämonen, von denen Palaemon squilla im Mittelmeere der häufigste, werden beim Kochen roth, während die meisten übrigen Garneelen, wie auch der gemeine Crangon, durch die Zubereitungen farblos werden.1

[29] Das Treiben der Garneelen ist nur im Aquarium zu beobachten. Im Meere bemerkt man die meisten Arten kaum wegen ihrer Durchsichtigkeit, auch flüchten sie sich eiligst. Anders in der Gefangenschaft, wo sie zwar auch ihre Scheu nie ganz verlieren, doch offenbar zutraulicher werden. Sie sind äußerst munter, indem sie sich entweder putzen oder mit der Schere oder Hülfskiefer Futter abkneipen. Gesellig mit einander umherziehend, machen sie sich oft die Bissen streitig, jedoch ohne in so erbitterte Kämpfe sich einzulassen wie die eigensinnigen Eremitenkrebse und andere.

Fußnoten

1 Diejenigen Leser, welche sich etwa mit dem Sammeln und mühsamen Bestimmen der zehnfüßigen Krebse abgeben wollen, machen wir auf ein vortreffliches Hülfswerk aufmerksam: Heller, »Die Krustaceen des südlichen Europa. Crustacea podophthalmia« (Wien 1863).


Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 29-30.
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