2. Sippe: Winkerkrabben (Gelasimus)

[9] Die Weibchen der Gelasimus haben ganz schwarze Scheren, bei den Männchen ist aber eine Schere enorm entwickelt, und bedient sich der Krebs derselben, um den Eingang zu seinem Erdloche damit zuzuhalten. Während die einen bloß das flache Ufer zu ihren Spaziergängen und Jagden benutzen, bekunden andere ihre Geschicklichkeit im Klettern. So erzählt Fr. Müller, der seit lange in Brasilien lebende, hoch verdiente Naturforscher, von einer allerliebsten, lebhaften Krabbe dieser Familie, die auf die Manglebüsche steigt und deren Blätter benagt. Mit ihren kurzen, ungemein spitzen Klauen, die wie Stecknadeln prickeln, wenn sie einem über die Hand läuft, klettert sie mit großer Behendigkeit die dünnsten Zweiglein hinauf. Derselbe Forscher hat sehr genau die eigenthümlichen Vorrichtungen studirt, durch welche es diesen ihrem eigentlichen Elemente entrückten [9] Thieren möglich wird, in der Luft auszuharren. Manche können eine Portion Wasser in ihrer Kiemenhöhle mit aufs Land nehmen. Statt daß es, aus der Kiemenhöhle austretend, abfließt, verbreitet sich die austretende Wasserwelle in einem feinen Haarnetze des Panzers und wird durch angestrengte Bewegungen des in der Eingangsspalte spielenden Anhanges der äußeren Kieferfüße der Kiemenhöhle wieder zugeführt. Es hat sich, während es in dünner Schicht über den Panzer hingleitet, wieder mit Sauerstoff sättigen können, um dann aufs neue zur Athmung zu dienen. »In recht feuchter Luft«, sagt unser Gewährsmann, »kann der in der Kiemenhöhle enthaltene Wasservorrath stunden lang vorhalten, und erst, wenn er zu Ende geht, hebt das Thier seinen Panzer, um von hinten her Luft zu den Kiemen treten zu lassen.«


Winkerkrabbe (Gelasimus). Natürliche Größe.
Winkerkrabbe (Gelasimus). Natürliche Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 9-10.
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