Familie: Wurzelkrebse (Rhizocephala)

[63] Aber dabei ist die physiologische und die Gestaltanpassung der ursprünglich lepadenartigen Formen nicht stehen geblieben. Die Verdauungswerkzeuge sind vielmehr bei den eigentlichen Wurzelkrebsen (Rhizocephala) bis auf einzelne Spuren im erwachsenen Zustande verschwunden, und das durch seine Jugendform als Krebs sich legitimirende Thier nimmt eine plumpe sackförmige Gestalt an, nachdem es sich auf einem Wirte, und zwar einem höheren Krebse, niedergelassen. So weit geht die Verwandlung, eine rückschreitende Metamorphose, daß diese Thiere lange Zeit für Saugwürmer gehalten worden sind.


Wurzelkrebs (Sacculina carcini). Natürliche Größe.
Wurzelkrebs (Sacculina carcini). Natürliche Größe.

Die eben auskriechenden Jungen haben die Nauplius-Form, am nächsten sich an diejenige der eigentlichen Rankenfüßer anschließend. Leider ist die Verwandlungsgeschichte noch lange nicht genügend aufgeklärt. Zuerst wies Fr. Müller in Brasilien an dortigen Arten nach, daß von der Anheftungsstelle, welche man früher für den Mund hielt, welche aber dem Stiele der Lepaden entspricht, sich wurzelartig verästelte, geschlossene Röhren in das Innere des Wirtes senken, dessen Darm umspinnend oder zwischen den Leberschläuchen sich ausbreitend, um, einer üppigen Schmarotzerpflanze gleich, die fremden Säfte sich anzueignen. So ist dem Parasiten sein eigener Verdauungsapparat unnöthig geworden; das andere Thier, dem er sich als ein Anhängsel bis zum Tode aufgedrängt, hat für ihn die volle Arbeit der Nahrungszubereitung übernommen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 63.
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