Durchsichtiges Wunderauge (Thaumops pellucida)

[36] Ein merkwürdiges, den Hyperinen anzureihendes Thier ist von der Challenger-Expedition im Atlantischen Ocean, südwestlich von Gibraltar, aus der Tiefe von zweitausendeinhundertundachtzig Meter entdeckt: das durchsichtige Wunderauge (Thaumops pellucida).


Durchsichtiges Wunderauge (Thaumops pellucida). Verkleinert.
Durchsichtiges Wunderauge (Thaumops pellucida). Verkleinert.

Dieser Riese unter den Amphipoden hat die Länge von 84 bis 103 Millimeter, und seine die ganze Oberseite des Kopfes einnehmenden Augen (Fig. a) sind nicht weniger als 20 Millimeter lang und 26 Millimeter breit. Dabei ist es, wie einer der Zoologen der Expedition, Willamoes-Suhm, angibt, vollkommen glashell, nur der Eierstock rosafarben, und eine durch chitinige Anhängsel an den Augenwänden hervorgebrachte Linie bräunlich. Ist schon Phronima mit einem sehr großen Kopfe und ausgedehnten facettirten Augen begabt, so ist das Wunderauge in dieser Hinsicht noch vortheilhafter ausgestattet. Man möchte fast die Angabe bezweifeln, daß es auf der für die Lichtstrahlen wohl kaum noch erreichbaren Tiefe von zweitausend Meter lebe; und die nicht abzuweisende Vermuthung, daß die Exemplare erst in den oberen Regionen in das Netz gerathen seien, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, daß bei einer anderen Gelegenheit mehrere dieser Thiere während der Nacht sich in einem vom Schiffe nachgeschleppten Oberflächennetze fingen. Die drei Paare blattförmiger Anhänge an den mittleren [36] Gliedern des Leibes sind die Athmungswerkzeuge, der in der Mitte des Leibes verlaufende knotige Strang das Nervensystem.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 36-37.
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