Pademelon (Macropus Thetidis)

[592] Eine der kleineren und hübschesten Arten der Familie ist das Pademelon (Macropus Thetidis, Halmaturus Thetidis und nuchalis, Thylogale Eugenii). Es erreicht kaum den [592] dritten Theil der Größe des Kängurus; seine Länge beträgt nur 1,1 Meter, wovon 45 Centim. auf den Schwanz zu rechnen sind. Das Fell ist lang und weich, die Färbung der obern Theile braungrau, welches im Nacken in Rostroth übergeht, die der Unterseite weiß oder gelblichweiß; die Seiten sind röthlich, die Füße gleichmäßig braun, die Vorderfüße grau; der mit kurzen, harschen Haaren bedeckte Schwanz sieht oben grau, unten bräunlichweiß aus. – Das Thier wird wegen seiner vorn kahlen Muffel mit anderen Verwandten in einer besondern Untersippe (Halmaturus) vereinigt.


Hasenspringer (Macropus leporoides). 1/5 natürl. Größe.
Hasenspringer (Macropus leporoides). 1/5 natürl. Größe.

Nach Gould bewohnt das Pademelon buschreiche Gegenden in der Nähe der Moritonbai und lebt hier einzeln und in kleinen Trupps, wegen seines zarten, höchst wohlschmeckenden Fleisches, welches dem Wildbret unseres Hasen ähnelt, eifrig verfolgt von den Eingebornen wie von den Ansiedlern. In seiner Lebensweise ähnelt es durchaus seinen Verwandten. An Gefangenen ist mir aufgefallen, daß sie ihre Vorderglieder beim Springen ziemlich ausgebreitet, seitlich vom Leibe abstehend, tragen, während andere Arten sie zusammenhalten. Durch diese Eigenthümlichkeit unterscheidet man das Pademelon auf den ersten Blick von anderen, ihm sehr ähnlichen Arten. Ein Pärchen, welches ich pflegte, vertrug sich, wie die meisten Springbeutler, ausgezeichnet, nicht aber mit verwandten Arten. Ein männliches Wallaby (Macropus Billardierii), welches gelegentlich in sein Gehege kam, mochte vom männlichen Pademelon aus Eifersucht angegriffen worden sein und hatte den Kampf erfolgreich aufgenommen. Das Ergebnis war, daß unser Pademelon im eigentlichen Sinne des Wortes viel Haare lassen mußte. Sein Hinterrücken war, als ich von dem ausgefochtenen Streite Kenntnis erhielt, fast gänzlich kahl gekratzt und hier und da nicht unbeträchtlich geschrammt. Man ersah aus den Verletzungen, daß es vom Wallaby zu Boden geworfen und mit den Hinterfüßen mißhandelt sein mußte. Das weibliche Pademelon war auch etwas zerkratzt, wahrscheinlich, weil es sich geweigert hatte, den stürmischen Bewerbungen des bisher unbeweibten Wallabys Gewähr zu schenken.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 592-593.
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