Mopsfledermaus (Synotus barbastellus)

[328] Die Mopsfledermaus (Synotus barbastellus, Vespertilio barbastellus, Barbastellus communis, Daubentonii) ist 9 Centim., ihr Schwanz 5 Centim. lang und klaftert 26 Centim. Die Oberseite des Pelzes hat dunkelschwarzbraune, die Unterseite etwas hellergraubraune, das einzelne Haar an der Wurzel schwarze, an der Spitze fahlbraune Färbung, die dickhäutigen Flughäute und Ohren sehen schwarzbraun aus.

Man kennt die Mopsfledermaus, laut Blasius, aus England, Frankreich, Italien, Deutschland, Schweden und der Krim. »Auch habe ich sie«, sagt unser Gewährsmann, »in Ungarn und im mittleren Rußland beobachtet und an den Alpen an verschiedenen Punkten bis zu den letzten Sennhütten hinauf angetroffen. So kommt sie am St. Gotthardt, im Oetz-und Fassathale, in den Tauern und Jurischen Alpen vor; auch im Harz ist sie bis zu den höchsten bewohnten Punkten nicht selten.« Nach Koch liebt sie besonders Gebirgsgegenden und sehr waldreiche Orte, tritt aber niemals gesellig auf und hängt sich auch während des Winterschlafes nur ausnahmsweise zu zweien oder dreien zusammen, obgleich sie sehr verträglich ist und weder mit Ihresgleichen hadert, noch andere Fledermausarten stört oder durch diese sich stören läßt. Zur vorübergehenden Tagesruhe verbirgt sie sich am liebsten in Mauerritzen, seltener hängt sie sich frei an dunklen Stellen von Felswänden oder in Gewölben und dergleichen Orten an. Nach Kolenati ist es wahrscheinlich, daß auch sie wandert, da sie in einzelnen Wintern an Orten, welche sie während des Sommers in ziemlicher Anzahl bewohnt, nur selten gefunden wird. Der Winterschlaf der Mopsfledermaus beginnt, laut Koch, erst bei vorgerückter, winterlicher Jahreszeit, mitunter tief im November, ist ein sehr leichter und unterbrochener und endet schon sehr früh, bei Beginn der ersten warmen Tage im Monat März oder schon Ende Februars. Bei anhaltendem Frost hält sie sich allerdings länger in ihrem Verstecke, ohne aber in der eigentlichen Bewußtlosigkeit des Winterschlafes zu verharren. Am liebsten bezieht sie alte Gewölbe, Keller, Kasematten, Burgverließe, Bergwerke und Felsenhöhlen, wogegen sie zu Kalkhöhlen keine besondere Neigung zu haben scheint und diese nur aufsucht, wenn keine andere, bessere Gelegenheit in der Nähe ist. Während des Winterschlafes hängen sie meist an den Hinterbeinen mit dem Kopfe nach unten; jedoch mehr an den Seitenwänden als an der Decke, dort mit den Vorderbeinen eine Stütze bildend, die Männchen meist ganz frei, die Weibchen zurückgezogen in Spalten. Weder in Gewölben noch in Bergwerken oder Höhlen geht die Mopsfledermaus weit in die Tiefe, wird vielmehr gewöhnlich gleich am Eingange, mitunter so nahe zu Tage gefunden, daß sie sowohl der Frost wie das Tageslicht erreicht. Koch hat sie wiederholt an solchen Orten angetroffen, wo sie, eingeschlossen von tropfsteinartigen Eiszapfen, in flachen Vertiefungen der Mauern hing. Bei gelindem Wetter unternimmt sie in ihren Herbergen kürzere Ausflüge und jagt dann namentlich auf Schmetterlinge, welche hier ebenfalls überwintern.

Im Sommer stellt sich die Mopsfledermaus im Freien ein, wenn kaum die Dämmerung begonnen hat, bei guter Witterung ebenso wohl wie bei Sturm und Regen, fliegt dann meist an Waldrändern und in Baumgärten, seltener zwischen den Gebäuden der Dörfer umher und richtet ihre Jagd hauptsächlich auf kleine Schmetterlinge. Sie fliegt sehr hoch und rasch in mannigfaltigen Biegungen und jähen Wendungen, nach Altum durchschnittlich in einer Höhe von etwa zehn Meter [328] bisweilen aber auch weit niedriger, etwa drei Meter über dem Boden, zumal wenn sie Gebüsche abtreiben will; in der Stadt hält sie gewöhnlich in der Höhe der Dächer inne. Die Begattung geschieht sehr zeitig, und die beiden Jungen kommen ziemlich früh zur Welt, sind deshalb auch im Herbste bereits vollständig ausgewachsen und den Alten ähnlich geworden.

Unter unseren einheimischen Arten ist die Mopsfle dermaus am wenigsten zornig und bissig, fügt sich am leichtesten in die Gefangenschaft und hält in ihr, falls man es an einer genügenden Menge lebender Kerbthiere nicht fehlen läßt, recht leidlich aus. Selbst alt eingefangene gewöhnen sich rasch an den Pfleger, verlieren binnen wenig Tagen alle Scheu und werden bis zu einem gewissen Grade zahm.


Mopsfledermaus (Synotus barbastellus). Natürl. Größe.
Mopsfledermaus (Synotus barbastellus). Natürl. Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CCCXXVIII328-CCCXXIX329.
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