2. Sippe: Klammeraffen (Ateles)

[186] Ein äußerst schmächtiger Leib mit langen klapperdürren Gliedern kennzeichnet die Spinnen- oder Klammeraffen (Ateles). Sie sind die Langarme der alten Welt, nur daß sie nicht deren Vogelschnelle und Lebendigkeit besitzen. Der Naturforscher, welcher sie zuerst Spinnenaffen nannte, hat sie am besten bezeichnet: – selbst der Laie kommt unwillkürlich zu solchem Vergleiche. Um die Thiere schärfer zu bestimmen, will ich noch erwähnen, daß ihr Kopf sehr klein, ihr Gesicht bartlos, und der Daumen ihrer Vorderhand, falls überhaupt vorhanden, stummelhaft ist.

Südamerika bis zum 25. Grade der südlichen Breite ist die Heimat der Spinnenaffen, die Krone der höchsten Bäume ihr Aufenthalt.

Ihr Leben scheint außerordentlich einförmig zu verlaufen und das der verschiedenen Arten im wesentlichen gleichartig zu sein. »Sie leben«, sagt Tschu di, übereinstimmend mit anderen Forschern, »in Scharen von zehn oder zwölf Stücken; zuweilen trifft man sie auch paarweise, nicht selten sogar einzeln an. Während mehrerer Monate bemerkten wir einen einzelnen Affen dieses Geschlechtes immer im nämlichen Gebiete; als er erlegt wurde, zeigte sich, daß er ein Männchen von nicht sehr vorgerücktem Alter war. Die Gesellschaften verrathen sich durch fortwährendes Knittern der Baumzweige, welche sie sehr behend umbiegen, um geräuschlos vorwärts zu klettern. Angeschossen erheben sie ein lautes, gellendes Geschrei und suchen zu entfliehen. Die ganz jungen verlassen ihre Mutter nicht; auch wenn diese getödtet worden, umklammern sie dieselbe fest, und liebkosen sie noch lange, wenn sie bereits ganz starr an einem Baumaste hängt; es ist daher ein [186] Leichtes, die Jungen einzufangen. Sie lassen sich mühelos zähmen, sind gutmüthig, zutraulich und zärtlich, halten aber in der Gefangenschaft nicht lange aus. Leicht werden sie von Ausschlägen und Durchfällen befallen, wobei sie sich ganz jämmerlich geberden.«

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CLXXXVI186-CLXXXVII187.
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