3. Sippe: Springaffen (Callithrix)

[217] Ein schlanker Körper mit schlanken Gliedmaßen und sehr langem, dünnem und schlaffem Schwanze, der runde Kopf mit bartlosem Gesichte und kurzer Schnauze, hellen Augen und großen Ohren, und fünfzehige Hände und Füße kennzeichnen eine kleine Gruppe amerikanischer Affen, welche man wegen ihrer Beweglichkeit Springaffen (Callithrix) genannt hat.

Wichtiger als die angegebenen äußeren Merkmale sind die Eigenthümlichkeiten des Zahnbaues und Gerippes. Die Schneidezähne stehen fast senkrecht; die kleinen Eckzähne sind kegelförmig und innen ausgeschweift; der vordere einspitzige Backenzahn zeigt innen einen kleinen Grundhöcker; die beiden folgenden sind breiter als lang, außen zweispitzig und innen mit zwei kleinen Höckern versehen; der letztere ist ein kleiner Höckerzahn; die ersten drei unteren, einspitzigen haben innen einen Höcker, die drei hinteren sind etwas länger als breit und vierspitzig. Im Gerippe zählt man 12 bis 13 Rippen-, 7 Lenden-, 13 Kreuz-und 24 bis 32 Schwanzwirbel. Unter den weicheren Theilen zeichnet sich besonders der Kehlkopf durch seine Größe aus.

Die Springaffen leben in kleinen Gesellschaften, welche aus einer oder einigen Familien bestehen, in den stillen Waldungen Südamerika's und machen sich hier durch ihre laute Stimme sehr bemerklich. Im Gezweige bewegen sie sich mit kurz zusammengezogenem Leibe verhältnismäßig langsam, jedenfalls nicht so schnell als die behenden Rollaffen, unterscheiden sie sich auch von diesen auf den ersten Blick durch ihre Stellung und das lange Haar, welches ihnen ein bärenartiges Ansehen verleiht, sowie endlich durch den schlanken Schwanz, welcher gewöhnlich gerade herabhängt, seltener aufrecht getragen wird. Ihre Stimme, nach der der Brüllaffen die stärkste und weitschallendste, welche man von den dortigen Affen vernimmt, verräth sie auf fernhin dem Jäger, welcher ihnen ihres zarten und leckeren Fleisches halber eifrig nachstellt. Wohl mit aus diesem Grunde zählen sie zu den scheuesten Arten ihrer Familie und entfliehen sogleich, wenn man sich ihnen nähert. Thierfreunde, also namentlich die Indianerhorden, suchen sie übrigens am liebsten lebend und im Jugendzustande zu bekommen, um sie zu erziehen; denn ihr Wesen ist außerordentlich sanft, und sie werden im höchsten Grade zahm und zutraulich.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CCXVII217.
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