Husarenaffe (Cercopithecus ruber)

[124] Nicht alle Meerkatzen sind so liebenswürdig wie die eben beschriebenen Arten; einige scheinen sogar recht mürrisch und widerwärtig zu sein. Nach meinen Erfahrungen ist der Husarenaffe (Cercopithecus ruber, pyrrhonotus und patas – Seite 123), wahrscheinlich die Callitriche des Plinius, die langweiligste und unliebenswürdigste Meerkatze, und ihr Geist entspricht so durchaus nicht dem schön gefärbten Leibe. In der Größe übertrifft dieser Affe den vorher beschriebenen fast um die Hälfte, mindestens um ein Drittel. Das Gesicht ist schwarz, die Nase weißlich, der Backenbart weiß, ein Fleck auf dem Kopfe dunkelroth, schwärzlich umsäumt, der übrige Pelz oben schimmernd röthelfarbig oder goldig roth, unten, an der Innenseite der Beine, an den Vorderarmen und Unterschenkeln weiß.

Der Verbreitungskreis des Husarenaffen erstreckt sich vom Westen Afrika's bis Habesch; das Thier scheint jedoch überall spärlicher aufzutreten als der Abulandj oder Grünaffe. Ich habe jenen, so viel ich mich erinnere, nur einige Male in den Waldungen des Blauen Flusses oberhalb Sennahrs gesehen; Heuglin und Hartmann dagegen trafen ihn häufiger, und zwar vorzugsweise in dünn bestandenen Steppenwaldungen oder im Hochgrase, mit welchem die Färbung seines Pelzes übereinstimmt. In seinem Wesen scheint er das gerade Gegentheil des Abulandj zu sein. Sein Gesichtsausdruck ist der eines Staatshämorrhoidariers, ewig mürrisch und unfreundlich nämlich, und sein Handeln straft diesen Ausdruck in keiner Weise Lügen. So lange er noch jung ist, zeigt er sich wenigstens einigermaßen liebenswürdig; mit steigendem Alter aber nimmt seine Reizbarkeit in einer Weise zu, daß man wirklich kaum mehr mit ihm auszukommen vermag. An ein freundschaftliches Verhältnis zwischen ihm und irgend einem anderen Geschöpfe, seine Mitaffen nicht ausgeschlossen, ist kaum zu denken. Alles scheint ihm widerwärtig zu sein, ihn mindestens im höchsten Grade zu langweilen, die unschuldigste Handlung eine ihm angethane Beleidigung zu sein. Ein Blick erregt seinen Aerger, Gelächter bringt ihn in förmliche Wuth. Dann sperrt er, so weit er kann, das Maul auf und zeigt die verhältnismäßig überaus großen Zähne, versucht auch, falls es ihm irgend möglich, dieselben an dem gehaßten Gegner zu erproben. Freundliche Worte helfen so viel als nichts, Schläge verschlimmern mehr, als sie bessern. Ich erinnere mich nicht, jemals einen wirklich zahmen älteren Husarenaffen gesehen zu haben, bin vielmehr nur mit wüthenden und tückischen bekannt geworden. – Unsere Gefangenen erhalten wir von der Küste Guinea's, ausnahmsweise auch von Egypten, wohin der Husarenaffe vom Sudahn gebracht wird.

Die neueren Forscher trennen die kräftigeren Meerkatzen mit verlängerterem Schnauzentheile und leistenartig erhöhtem Brauenbogen oder Augenhöhlenrändern und unpaarem Höcker auf dem fünften unteren Backenzahne unter dem Händlernamen Mangabes (Cercocebus) von den übrigen, obwohl sie in allem wesentlichen diesen sonst ähneln.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CXXIV124.
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