Katta (Lemur Catta)

[253] Unter diesen fällt noch eine Art, der Katta ( Lemur Catta), durch die Zierlichkeit seiner Gestalt, die Schönheit seiner Färbung und den geringelten, mehr als leibeslangen Schwanz sowie die verhältnismäßig großen Augen besonders auf. In der Größe steht er hinter den Verwandten etwas zurück; seine Gesammtlänge beträgt ungefähr 85, höchstens 90 Centim., wovon 35 bis 40 auf den Leib, das Uebrige auf den Schwanz kommt. Der dichte, feine, weiche und etwas wollige Pelz ist grau, bald mehr ins Aschfarbene, bald mehr ins Rostrothe ziehend; Gesicht, Ohren und Unterseite haben weißliche, ein großer runder Augenfleck und die Schnauze schwarze Färbung. Beide Geschlechter scheinen sich nicht zu unterscheiden.

Der Katta, welcher mit keinem anderen Maki verwechselt werden kann, bewohnt nach Pollen die Waldungen im Südwesten Madagaskars und ist, so viel bis jetzt bekannt, in keinem anderen Theile der Insel beobachtet worden. Wie seine Verwandten in beträchtlichen Banden lebend und in seinem Auftreten diesen gleichend, thut er sich höchstens durch Zierlichkeit und unglaubliche Beweglichkeit hervor. Laut Pollen springt er mit ebenso viel Anmuth von Baum zu Baume und läßt in gewissen Pausen einen Schrei vernehmen, welcher nicht entfernt die Stärke[253] von dem anderer Maki's hat und mehr an das Miauen unserer Hauskatze erinnert. Gefangene befreunden sich in sehr kurzer Zeit mit ihrem Gebieter; so wenigstens erfuhr Pollen von einem jungen Katta, welcher im Besitze des Quartiermeisters einer französischen Korvette sich befand und seinem Herrn in so hohem Grade zugethan war, daß er ihn unter allem Schiffsvolk und den Reisenden sofort erkannte.


Halbmaki (Hapalemur griseus). 1/4 natürl. Größe.
Halbmaki (Hapalemur griseus). 1/4 natürl. Größe.

Das Thierchen spielte gern mit den Schiffsjungen, mit einem Hunde, welcher sich an Bord befand, hätschelte in einer ganz eigenthümlichen Weise den kleinen Affen eines Matrosen, als ob dieser sein Kind gewesen wäre, vergnügte sich zuweilen aber auch, die Hühner, welche in die Nähe seines Käfigs kamen, am Schwanze zu zerren, bis sie schrieen, und saß manchmal mit ausgestreckten Armen regungslos auf einer und derselben Stelle, die Augen auf die aufgehende Sonne geheftet. Ich habe nur ein einziges Mal gefangene Katzenmakis gesehen, nicht aber Gelegenheit gehabt, sie zu beobachten, und bin daher nicht im Stande, Pollens Angaben irgend etwas hinzuzufügen.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CCLIII253-CCLIV254.
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