Waluwy (Chirogaleus furcifer)

[255] Der bekannteste Vertreter der Sippe, von den Eingeborenen Waluwy genannt (Chirogaleus furcifer, Lepilemur, Microcebus furcifer), kommt dem Halbmaki an Größe ungefähr [255] gleich: seine Gesammtlänge beträgt 65 bis 70, die Schwanzlänge 33 bis 40 Centim. Ein hellbräunliches Fahlgrau ist die vorherrschende Färbung der Oberseite, ein scharf abgeschnittenes Lichtfahlgrau die der Unterseite; die Kopf- und Halsseiten spielen ins Röthliche; ein auf den Wangen beginnender, die Augen einschließender, auf der Stirnmitte eine Blässe freilassender, auf dem Oberkopfe sich vereinigender und von hier aus über den Nacken und die Rückenmitte bis gegen den Schwanz hin verlaufender Streifen ist schwarz, letzterer an der Wurzel grau, gegen die Spitze hin schwarz; das Auge hat schwarze Iris.

Der Katzenmaki findet sich, laut Pollen, sehr häufig in den Waldungen der Westseite Madagaskars, scheint aber auch hier und da in den östlichen Gebieten vorzukommen. »Erst mit Einbruch der Nacht verläßt er sein Versteck, in welchem er den Tag verschlafen hat. Zu solchen Versteckplätzen wählt er am liebsten Baumhöhlen mit zwei Oeffnungen, manchmal auch solche, welche gleichzeitig von Bienen bewohnt werden, in welchem Falle er sein Nest durch einen Haufen von Stroh und trockenen Blättern gegen die Kerbthiere abschließt.


Katzenmaki (Chirogaleus furcifer). 1/4 natürl. Größe.
Katzenmaki (Chirogaleus furcifer). 1/4 natürl. Größe.

Die Eingeborenen glauben, daß er deshalb mit Vorliebe die Gesellschaft der Bienen aufsuche, weil er ein leidenschaftlicher Freund des Honigs sei. Ich beobachtete diese niedlichen Halbaffen während der Nacht. Sie sind viel munterer und behender als die Makis und machen außerordentlich weite Sätze. Das Geschrei, [256] welches sie während ihres Wachseins fast ununterbrochen vernehmen lassen, klingt scharf, wie ›Kakakakaka‹, dem trompetenartigen Geschmetter der Perlhühner einigermaßen ähnlich.«

Die Jagd der Waluwy ist außerordentlich schwierig und anstrengend. Pollen erzählt sehr weitläufig, wie er, von einem unlustigen Malgaschen begleitet, eines Abends bei hellem Mondscheine in das Innere eines von giftig stechenden Mücken erfüllten Waldes sich begeben, dort, auf einer Blöße aufgestellt, eine Stunde lang vergeblich gewartet und endlich das Geschrei des Thieres unmittelbar über seinem Kopfe gehört, den Schreier selbst jedoch erst nach längerem Suchen wahrgenommen habe, worauf es ihm gelang, durch einen nach der Gegend hin gerichteten Schuß den Katzenmaki zu erlegen, beschreibt damit eigentlich aber nur die Jagd aller auf Bäumen lebenden Nachtthiere, deren Pelzfärbung mit den Aesten trefflich übereinstimmt. Ueber das Gefangenleben theilt unser Forscher nichts mit, und ich vermag deshalb nicht zu sagen, ob es sich in irgend welcher Hinsicht von dem verwandter Arten unterscheidet.


*


Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CCLV255-CCLVII257.
Lizenz:
Kategorien: