Narwal (Monodon monoceros)

Narwal (Monodon monoceros). 1/40 natürl. Größe.
Narwal (Monodon monoceros). 1/40 natürl. Größe.

[711] Gewichtige Merkmale trennen den Narwal oder Narwhal der deutschen, englischen und skandinavischen Seeleute, das »Seeinhorn«, den »Einhornwal« oder »Unie« der Engländer, den »Lightval« der Norweger, »Illhval« und »Rödkamm« der Isländer, »Tauwar« und »Tugalik« der Grönländer, »Kelelluaktuak« der Eskimos (Monodon monoceros), Vertre [711] ter der gleichnamigen Sippe (Monodon), so weit von den übrigen Zahnwalen, daß man eine eigene Familie (Monodontia) auf ihn begründet hat. Das Gebiß unterscheidet sich von dem aller übrigen Wale durch zwei mächtige, zwei bis drei Meter lange, verhältnismäßig aber schwache, von rechts nach links gewundene, innen hohle, wagerecht im Oberkiefer stehende Stoßzähne, von denen in der Regel einer, und zwar der rechtsseitige, verkümmert, und welche beim Weibchen nur ausnahmsweise zu einer beschränkten Entwickelung gelangen, kennzeichnet sich auch außerdem durch zwei kleine Vorderzähne und einen Backenzahn im Oberkiefer, welche jedoch nur bei jungen Thieren regelmäßig gefunden werden. Der Unterkiefer trägt niemals Zähne. Der Schädel ist ebenfalls ungleichhälftig gebaut, unter den Halswirbeln der zweite mit dem dritten und vierten, auch wohl mit dem fünften und sechsten verwachsen, die Wirbelsäule übrigens aus zwölf rippentragenden, neun Lenden-und vier- bis sechsundzwanzig Schwanzwirbeln zusammengesetzt, das Brustbein vorn und hinten ausgeschnitten und in der Mitte durchbohrt, das Schulterblatt breit und niedrig, der am oberen Gelenke sehr verdickte, unten flache Oberarm mit dem Vorderarme unbeweglich verbunden, der Handtheil aus sieben Mittelknochen und fünf drei-, fünf-, vier- und dreigliederige Finger zusammengesetzt. Der walzige, vorn [712] abgerundete Kopf nimmt etwa ein Siebentel der Gesammtlänge des langgestreckten, fast spindelförmigen Leibes ein; die sehr kurze, breite und dicke, rechtsseitig etwas verkürzte Schnauze scheidet sich nicht von der flachen Stirne und fällt nach vorn hin fast senkrecht ab; das Auge liegt tief an den Kopfseiten, wenig höher als die Schnauzenspitze, das sehr kleine Ohr etwa 15 Centim. weiter nach hinten, das halbmondförmige Spritzloch auf der Stirnmitte zwischen den Augen. Von ihm aus führt eine kurze gemeinschaftliche Röhre nach zwei unter dem Spritzloche sich ausbreitenden, weiten, sackartigen, mit dunkelgrauer Haut ausgekleideten Luftbehältern, welche mit den Luftröhren sich verbinden und oben durch Klappen geschlossen werden können. Eine Rückenfinne fehlt, wird aber durch eine Hautfalte angedeutet; die Brustflossen sind etwa im ersten Fünftel des Leibes eingelenkt, kurz, eiförmig und vorn dicker als hinten; die sehr große Schwanzfinne zerfällt, weil sie in der Mitte einen tiefen Einschnitt zeigt, in zwei große Lappen. Die Färbung der glänzenden und weichen, sammtartigen Haut scheint, je nach Geschlecht und Alter, nicht unerheblichen Veränderungen unterworfen zu sein. Beim Männchen heben sich von der weißen oder gelblichweißen Grundfärbung zahlreiche, unregelmäßig gestaltete, meist längliche, aber verhältnismäßig große dunkelbraune Flecken ab, welche auf dem Rücken am dichtesten, auf dem Bauche am dünnsten stehen und am Kopfe fast ineinander verfließen; beim Weibchen sind die Flecken kleiner und dichter gestellt als beim Männchen; junge Thiere endlich sehen noch dunkler aus als alte. Es gibt jedoch auch rein- oder fast reinweiße und ebenso grauliche, einfarbige Stücke. Die Gesammtlänge des Narwals soll bis auf 6 Meter ansteigen können, beträgt jedoch in der Regel nicht mehr als 4 bis 5 Meter, die Länge der Brustfinne 30 bis 40 Centim., die Breite der Schwanzfinne 1 bis 1,3 Meter.

Daß unsere Vorfahren vom Narwal fabelhafte Geschichten zu erzählen wußten, darf uns nicht in Erstaunen setzen. Ein so auffallend gestaltetes Thier erregt nothwendigerweise die Verwunderung des Menschen, und so lange die Wissenschaft nicht ihr entscheidendes Wort gesprochen, ist die liebe Phantasie beschäftigt. Namentlich über den Zahn hat man allerlei gemuthmaßt und, um offen zu sein, muthmaßt man noch; denn bis zum heutigen Tage geben sich die Zweckmäßigkeitsprediger viele, wenn auch meist vergebliche Mühe, um seinen Nutzen zu erklären. Schon Strabo spricht von einem »Oryx« des Meeres, welcher sehr groß sei und sich häufig in Gesellschaft des Walfisches in der Nähe von Spanien herumtreibe. Albertus Magnus erzählt mehr von diesem Thiere und bezeichnet es als einen Fisch, welcher ein Horn an der Stirne trage, womit er Fische und gewisse Schiffe zu durchbohren vermöge, aber so faul sei, daß diejenigen, welche er angreife, leicht entfliehen könnten. Ein späterer, unbenannter Schriftsteller versichert, daß gedachtes Meerungeheuer große Schiffe durchbohren, zerstören und dadurch viele Menschen zu Grunde richten könne; doch habe die Liebe des Schöpfers dieses Scheusal so langsam erschaffen, daß die Schiffer, wenn sie es sähen, Zeit hätten, zu entfliehen. Rochefort gibt die erste gute Abbildung und zuerst die Erzählung, laut welcher unser Wal sein Horn zum Kampfe gegen andere Walfische gebrauchen, damit aber auch das Eis zertrümmern soll, weshalb man viele mit abgebrochenen Zähnen finde. Erst Fabricius bezweifelt, daß der Narwal Schollen und andere Fische, welche seine Nahrung bilden, mit dem Zahne ansteche und denselben dann in die Höhe richte, bis seine Beute allmählich gegen das Maul rutsche, so daß er sie endlich mit der Zunge einziehen könne. Scoresby endlich stimmt mit denen überein, welche den Stoßzahn als nothwendiges Werkzeug zur Zertrümmerung des Eises ansehen. Wir unsererseits dürfen in diesem Zahne wohl nur eine Waffe sehen, wie sie das männliche Geschlecht so oft vor dem weiblichen voraus hat, wüßten es uns sonst wenigstens nicht zu erklären, wie das jener Meinung nach entschieden benachtheiligte, unbezahnte Weibchen sich helfen könnte, wenn die von den genannten Schriftstellern erdachten Nothfälle eintreten sollten.

Der Narwal, ein Bewohner der nördlichen Meere, wird am häufigsten zwischen dem 70. und 80. Grade der nördlichen Breite getroffen. In der Davisstraße, in der Baffinsbai, in der Prinzregenten-Einfahrt, im Eismeere zwischen Grönland und Island, um Nowaja Semlja und weiter in den nordsibirischen Meeren ist er häufig. Südlich des Polarkreises kommt er selten vor: an den [713] Küsten Großbritanniens strandeten, so viel mir bekannt, in den letzten Jahrhunderten nur vier Narwale; an den deutschen Küsten wurden nur im Jahre 1736, aber zweimal, solche beobachtet und erlegt. In seiner Heimat begegnet man ihm fast ausnahmslos in zahlreichen Herden; denn er steht an Geselligkeit hinter keinem einzigen seiner Verwandten zurück. »Gelegentlich seiner Wanderungen«, sagt Brown, »habe ich solche Herden gesehen, welche viele tausende zählten. Zahn an Zahn und Schwanzfinne an Schwanzfinne, so zogen sie nordwärts, einem Reiterregimente vergleichbar, anscheinend mit größter Regelmäßigkeit auf- und niedertauchend und in Wellenlinien ihre Straße verfolgend. Solche Herden werden nicht immer nur von einem und demselben Geschlechte gebildet, wie dies Scoresby annahm, bestehen vielmehr aus Männchen und Weibchen, bunt durcheinander gemischt.« Hinsichtlich ihrer Wanderungen wie der Wahl ihrer Aufenthaltsorte stimmen sie am meisten mit dem Weißwale überein, dürfen aber noch mehr als dieser Polarthiere genannt werden; denn erst mit dem Eintritte der strengsten Winterzeit ziehen sie nach Süden hinab und, sobald es irgend möglich ist, d.h. sobald das Eis es gestattet, wieder nach Norden hinauf oder beziehentlich nach Westen hinüber. In Dänisch-Grönland trifft man sie daher nur vom December bis zum März hin als regelmäßige Bewohner aller Küstengewässer an, und auch dann noch selten südlich des fünfundfunfzigsten Grades der Breite. Verringert das sich mehr und mehr verbreitende Eis ihr Jagdgebiet, so drängen sie sich, gewöhnlich in Gemeinschaft der Weißwale, an den wenigen Stellen zusammen, welche auch im härtesten Winter offen bleiben, und bilden hier beim Athmen zuweilen ein so dichtes Gewimmel, daß man sich, wie der alte Fabricius sagt, billig wundern muß, wie geschickt sie es anfangen, einander mit ihren Stoßzähnen nicht zu verletzen. Auf derartige, auch in neuerer Zeit wiederholt angestellte Beobachtungen stützt sich wahrscheinlich die Vermuthung, daß sie ihre Stoßzähne als Eisbrecher benutzen, während man richtiger wohl annehmen darf, daß auf jenen Stellen die Eisbildung einzig und allein durch das beständige Auf- und Niedertauchen der in so großer Anzahl versammelten, kräftig sich bewegenden Thiere verhindert wird. Wären die Zähne wirklich zum Zertrümmern des Eises geeignet, so ließe sich nicht einsehen, weshalb die Narwale zu derartigen Wuhnen ihre Zuflucht nehmen und nicht lieber überall, wo es ersprießlich und ihnen angenehm, die kristallene Decke zerbrechen sollten; sie betrachten eine solche Stelle aber offenbar als Nothbehelf und halten an ihr auch dann noch fest, wenn, wie dies gewöhnlich geschieht, Grönländer und Eskimos eine so günstige Gelegenheit wahrnehmen und unter ihnen, welche im Bereiche der todtbringenden Wurfspieße jener schonungslosen Feinde auftauchen müssen, ein nicht enden wollendes Blutbad anrichten, oder wenn hunderte von ihnen aus Mangel an Nahrung und Luft hier verenden.

Von der durch des Schöpfers Güte dem Narwal zu Gunsten jedes rechtschaffenen Adamsohnes verliehenen Langsamkeit haben neuere Seefahrer nichts bemerkt; sie bezeichnen diesen Wal im Gegentheil als ein sehr munteres, behendes Thier, welches mit außerordentlicher Schnelligkeit und durch sein oft wiederholtes Auf- und Niedertauchen das Meer zu beleben und die Aufmerksamkeit des Beobachters zu fesseln weiß. Ein einziger starker Schlag seiner Schwanzflosse genügt, um Wendungen nach jeder Seite hin auszuführen; nur eine Drehung in engem Kreise wird ihm schwer. Bei jedem Emporsteigen stößt das Thier Luft und Wasser mit Heftigkeit durch die Nase, wodurch ein weithin hörbares Schnauben entsteht. Wenn eine Herde rasch vorüberschwimmt, vernimmt man auch gurgelnde Laute, welche dadurch hervorgebracht werden, daß mit der Luft Wasser ausgestoßen wird, welches in die Nasenöffnung drang.

Im Einklange mit der Geselligkeit des Narwals steht seine Friedfertigkeit. Mit anderen Walen besteht er gewiß nicht solche Kämpfe, wie man gefabelt hat, und auch mit seines Gleichen lebt er verträglich, so lange die Liebe nicht ins Spiel kommt und die Gemüther zweier Männchen erhitzt. Daß letzteres zuweilen geschehen und ernste Kämpfe verursachen muß, darf man mit Bestimmtheit annehmen, da man selten einen alten Narwal erlegt, dessen Zahn unverletzt wäre, auch mehrmals solche beobachtet hat, deren Zähne nicht allein abgebrochen, sondern in deren Zahnhöhlen sogar andere Zähne gerammt worden waren. Ueber die Zeit der Paarung, die Trächtigkeitsdauer und [714] Geburt der Jungen weiß man übrigens bis jetzt noch sehr wenig: Brown allein bemerkt, daß die Geschlechter in aufrechter Stellung sich paaren und das Weibchen ein einziges Junge zur Welt bringt.

Seegurken, nackte Weichthiere und Fische bilden die Nahrung des auffallenden Geschöpfes. Scoresby fand in seinem Magen Glattrochen, welche fast dreimal so breit waren als sein Maul, und wundert sich, wie es ihm möglich wird, mit dem zahnlosen Maule eine so große Beute festzuhalten und hinabzuwürgen, glaubt deshalb, daß der Narwal diesen Rochen vorher mit seinem Stoßzahne durchbohrt und erst nach seiner Tödtung verschlungen habe. Der unhöfliche Seemann vergißt aber dabei wieder das arme Weibchen, welches doch auch leben will. Wahrscheinlich ist, daß der Narwal seine Nahrung im Schwimmen erhascht und durch den Druck seines Maules so zusammenpreßt, daß er sie hinabwürgen kann: gefangene Seehunde wickeln die Schollen auch erst zusammen wie die Köchin einen Eierkuchen, bevor sie den breiten Bissen als mundgerecht betrachten.

Mancherlei Gefahren und viele Feinde bedrohen das Leben des Narwals. Von keinem anderen Walthiere findet man so viele Ueberbleibsel als von ihm. Der Winter, welcher oft überraschend schnell eintritt, auf weithin das hochnordische Meer in eisige Banden schlägt und damit allen luftathmenden Seethieren ihr Dasein unendlich erschwert und gefährdet, raubt hunderten und tausenden das Leben, und das Meer schwemmt dann deren Leichen und ihre Ueberbleibsel an den Strand. Kleine Schmarotzer quälen, große wehrhafte Feinde bedrohen ihn. Nicht allein in den Eingeweiden, sondern auch in den Höhlen hinter dem Gaumen siedeln sich gierige Schmarotzer in Wurmgestalt an, verursachen bösartige Entzündungen und verbittern ihrem Nährthiere jeden Bissen; der furchtbare Schwertfisch fürchtet den Stoßzahn nicht im geringsten und wüthet, wenn er mit dem Narwale zusammentrifft, unter seinen Scharen nicht minder als unter den harmlosen Belugas; der Mensch endlich stellt ihm ebenfalls mit Eifer nach. Doch befassen sich nur die eingeborenen, nicht aber die zugereisten Walfänger mit seiner Jagd; denn seine Schnelligkeit und Gewandtheit erschwert diese, so lange nicht eisfreie Strecken des Meeres behufs des Athemholens ihn an eine und dieselbe Stelle binden. Im hohen Meere werden einzelne harpunirt; im ganzen aber ist die Jagd nirgends bedeutend, weil für europäische oder amerikanische Verhältnisse wenig lohnend. Fleisch und Thran werden gleich hoch geschätzt. Ersteres ist sehr schmackhaft, zumal wenn es entsprechend zubereitet wird. Alle in Grönland lebende Däninnen bringen es, gekocht wie gebraten und in eine aus der speckigen Haut des Narwals bereiteten Gallerte gelegt, mit dem Bewußtsein auf den Tisch, daß es auch der verwöhnteste Fremde rasch schätzen lernen werde. Eingeborene Grönländer essen das Fleisch gekocht und getrocknet, die Haut und den Speck roh, brennen das Fett in Lampen, verfertigen aus den Flechsen guten Zwirn, aus dem Schlunde Blasen, welche sie beim Fischfange gebrauchen, und wissen selbst die Gedärme zu verwenden. Die Walfischfahrer schmelzen zwar den Speck aus, sehen aber doch in den Stoßzähnen den Hauptgewinn der Jagd.

In früheren Zeiten wurden für die Stoßzähne ganz unglaubliche Summen bezahlt. Man schrieb ihnen allerlei Wunderkräfte zu und wußte sie somit noch vielseitiger zu verwenden als wir, welche in ihnen bloß eine das Elfenbein in jeder Hinsicht übertreffende Masse sehen. Noch vor etwa dritthalbhundert Jahren gab es sehr wenig Narwalzähne in Europa, und diejenigen, welche die Seefahrer bisweilen fanden, wurden ohne Mühe verwerthet. Man hielt die Zähne für das Horn des Einhorns in der Bibel, und deshalb eben setzen die Engländer solchen Zahn dem fabelhaften Einhorn ihres Wappens auf. »Kaiser und Könige«, sagt Fitzinger, »ließen sich oft mit dem zierlichsten Schnitzwerke versehene Stäbe daraus verfertigen, welche ihnen nachgetragen wurden, und die kostbaren Bischofsstäbe waren aus solchen Zähnen gefertigt. Noch im sechzehnten Jahrhunderte bewahrte man im Baireuther Archive auf der Plassenburg vier Narwalzähne als außerordentliche Seltenheit auf. Einen derselben hatten zwei Markgrafen von Baireuth von Kaiser Karl V. für einen großen Schuldposten angenommen, und für den größten wurde von den Venetianern noch im Jahre 1559 die ungeheuere Summe von dreißigtausend Zechinen angeboten, ohne daß es ihnen gelungen wäre, in den Besitz desselben zu gelangen. Der dritte wurde als [715] Arzneimittel, jedoch nur für die Angehörigen des Fürstenhauses, verwendet; man hielt ihn für so kostbar, daß immer Abgeordnete beider Fürsten zugegen sein mußten, wenn ein Ring von ihm zum Gebrauch abgeschnitten wurde. Ein Zahn, welcher in der kurfürstlichen Sammlung zu Dresden an einer goldenen Kette hing, wurde auf hunderttausend Reichsthaler geschätzt.«

Mit der Ausbreitung der Schiffahrt verloren die Zähne mehr und mehr im Werth, und als im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts die »Grönländische Gesellschaft« viele große Narwalzähne nach Moskau schickte, um dieselben an den Zaren zu verhandeln, wußte der Leibarzt des Kaisers den Handel rückgängig zu machen, indem er sagte, daß dies gar keine Einhörner, sondern nur Fischzähne wären. Der Abgesandte mußte, ohne ein Stück los zu werden, wieder nach Kopenhagen zurückkehren und erfuhr dort die Kränkung, verhöhnt und gescholten zu werden. »Wie seid Ihr doch so unerfahren«, sagte ein alter Kaufmann, »Ihr hättet dem Arzte zwei- oder dreihundert Dukaten geben sollen, dann wären unsere Zähne sicherlich Einhörner gewesen.« Je mehr man zu der Ueberzeugung kam, daß diese Zähne nicht vom Einhorn stammten, verloren sie ihre Wunderkräfte; aber noch Ende vorigen Jahrhunderts fehlten sie in Apotheken nicht, und manche Aerzte wußten ihre Unwissenheit noch immer durch Verordnung von gebranntem Narwalpulver darzulegen. Gegenwärtig betrügen die Holländer bloß noch Chinesen und Japanesen mit den früher so gesuchten Stoffen; denn bei uns zu Lande wird das Stück höchstens mit zwanzig bis dreißig oder das Kilogramm mit zehn Mark bezahlt.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Dritter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Zweiter Band: Raubthiere, Kerfjäger, Nager, Zahnarme, Beutel- und Gabelthiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 711-716.
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