21. Sippe: Gnus (Catoblepas)

[286] Wohl die auffälligsten aller Antilopen sind die Gnus (Catoblepas), höchst absonderliche Wiederkäuer, Mittelglieder, falls man so sagen darf, zwischen Antilope, Rind und Pferd, wahre Zerrbilder der edlen und zierlichen Gestalten ihrer Familie. Man bleibt im Zweifel, welches Geschöpf man eigentlich vor sich hat, wenn man ein Gnu zum erstenmale ansieht. Das Thier erscheint als ein Pferd mit gespaltenen Hufen und einem Stierkopfe, und es beweist durch sein Betragen, daß sein ganzes Wesen mit dieser Zwittergestalt bestens im Einklange steht. Unmöglich kann man das Gnu ein schönes Thier nennen, so zierlich auch der Bau mancher einzelnen Theile sein mag.


Gnu (Catoblepas Gnu). 1/16 natürl. Größe.
Gnu (Catoblepas Gnu). 1/16 natürl. Größe.

Die Merkmale der artenarmen Gruppe der Gnus sind [286] folgende. Der auf mäßig hohen, schlanken Läufen ruhende Leib ist gedrungen, vorn merklich höher gestellt als hinten, der Kopf fast viereckig, die Muffel breit wie bei den Rindern, das Nasenloch wie gedeckelt, das wie von einem Sternenkranze weißer Borsten kreisartig umgebene Auge von wildem und bösartigem Ausdrucke, das Ohr klein und zugespitzt, das Gehörn, welches beide Geschlechter tragen, auf der Stirnleiste aufgesetzt, platt gedrückt, sehr breit, narbig, seitlich abwärts und mit den Spitzen aufwärts gebogen, der Schwanz lang bequastet wie ein Roßschweif, die Gesichtsfirste, der Hals, Rücken, die Kehle und Wange stark bemähnt, das Haar übrigens glatt anliegend. Im Innern der Nasenlöcher befindet sich eine bewegliche Klappe; auf der Wange stehen an Stelle der fehlenden Thränengruben drüsige Warzen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Dritter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Zweiter Band: Raubthiere, Kerfjäger, Nager, Zahnarme, Beutel- und Gabelthiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 286-287.
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