Blindmull (Talpa caeca)

[265] Von allen Verwandten des Maulwurfs erwähne ich nur noch den Blindmull (Talpa caeca), welcher im Süden Europas und namentlich in Italien, Dalmatien und Griechenland, seltener in Südfrankreich vorkommt. Seinen Namen erhielt er, weil eine feine, durchschimmernde Haut seine überaus kleinen Augen überzieht. Sie ist dicht vor den Sternen von einer ganz feinen, schrägen, nicht klaffenden Röhre durchbohrt, durch welche das Auge nicht sichtbar wird. Außerdem unterscheidet sich das Thier nur sehr wenig von seinem Verwandten, vor allem durch den längeren Rüssel, die breiteren Obervorderzähne und noch andere geringere Eigenthümlichkeiten im Gebiß sowie die anstatt grau-, weißbehaarten Lippen, die Füße und den Schwanz. Das dichte, sammtähnliche Haar des Körpers ist dunkelgrauschwarz mit bräunlichschwarzen Spitzen. In der Größe bemerkt man kaum einen Unterschied.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß der blinde Maulwurf schon den Alten bekannt gewesen ist. Aristo teles erwähnt ihn unter dem Namen Aspalax; denn gerade die Beschreibung dieses vortrefflichen Naturforschers beweist, daß er unseren Maulwurf gar nicht gekannt, sondern den südlichen vor sich gehabt habe. In der Neuzeit haben einige Forscher behauptet, den Blindmull auch im äußersten Norden von Deutschland gefunden zu haben. Dieses Thier legt sich weniger ausgedehnte Röhren an als der gemeine Maulwurf, geht auch nicht so tief unter die Oberfläche hinab wie dieser, ganz wie es mit seinen heimatlichen Verhältnissen im Einklange steht. Das Nest für die Jungen legt er in seiner Wohnkammer an, im übrigen aber ähnelt er seinem Vetter in jeder Hinsicht.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 265-266.
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