5. Sippe: Ottern (Lutrina)

[113] In der zweiten Unterfamilie vereinigt man die Ottern (Lutrina). Die hierher gehörigen Marderarten, einige zwanzig an der Zahl, kennzeichnen sich durch den gestreckten, flachen, auf niederen Beinen ruhenden Leib, den platten, stumpfschnäuzigen Kopf mit kleinen vorstehenden Augen und kurzen, runden Ohren, die sehr ausgebildeten Schwimmhäute zwischen den Zehen, den langen, zugespitzten, mehr oder weniger flachgedrückten Schwanz und durch das kurze, straffe, glatte, glänzende Haar. Ihre Vorder-und Hinterbeine sind fünfzehig, die beiden mittleren Zehen [113] nur wenig länger als die seitlichen.


Geripp des Fischotters. (Aus dem Berliner anatomischen Museum.)
Geripp des Fischotters. (Aus dem Berliner anatomischen Museum.)

In der Aftergegend ist keine Drüsentasche vorhanden, es finden sich aber zwei Absonderungsdrüsen, welche neben dem After münden. Im Gebiß und Knochenbau ähneln die Ottern noch sehr den übrigen Mardern; jedoch ist der letzte obere Backenzahn groß und viereckig, und gibt sich auch im Geripp der auffallend flache Schädel mit breitem Hirnkasten, verengter Stirngegend und kurzem Schnauzentheil als sehr eigenthümliches Merkmal kund.

Die Ottern bewohnen Flüsse und Meere und verbreiten sich mit Ausnahme von Neuholland und des höchsten Nordens über fast alle Theile der Erde. Nur gezwungen entfernen sie sich von dem Wasser und auch dann bloß in der Absicht, um ein anderes Gewässer aufzusuchen. Sie schwimmen und tauchen meisterhaft, können lange Zeit unter dem Wasser aushalten, laufen, ihrer kurzen Beine ungeachtet, ziemlich schnell, sind stark, muthig und kühn, verständig und zur Zähmung geeignet, leben aber fast überall in gespannten Verhältnissen mit dem Menschen, weil sie diesem einen so großen Schaden zufügen, daß derselbe durch den kostbaren Pelz, welchen sie liefern, nicht im entferntesten aufgewogen werden kann.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 113-114.
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