1. Sippe: Großbären (Ursus)

[158] Die Bärenfamilie zerfällt naturgemäß in drei Hauptabtheilungen, denen man den Rang von Unterfamilien zusprechen darf. Eine derselben umfaßt die Großbären (Ursina), die massigsten Gestalten der Gesammtheit, mit langschnauzigem Kopfe, kleinen Augen und Ohren, mäßig langen Beinen, fünfzehigen, nacktsohligen Füßen, stumpfen, nicht zurückziehbaren Krallen, stummelhaftem Schwanze und dichtem Zottelpelze. Das Gebiß besteht aus vierzig Zähnen, und zwar sechs Schneidezähnen oben und unten, den Eckzähnen und drei kleinen, oft ausfallenden Lückzähnen vor, sowie zwei stark entwickelten Höckerzähnen hinter dem Fleischzahne. Die Unterfamilie zählt eine einzige, in mehrere Untersippen zerfällte Gattung.

Während Jedermann den Bären zu kennen vermeint, muß der Thierkundige sagen, daß es noch fraglich ist, ob man in den verschiedenen Formen, welche man bald vereinigt, bald getrennt hat, Spielarten eines und desselben Geschöpfes oder selbständige Arten zu erkennen hat. Ständige Rassen darf man, wie auch alle erfahrenen Bärenjäger thun, gewiß annehmen, andererseits aber ebensowenig außer Acht lassen, daß ein weit verbreitetes Thier innerhalb seines mannigfach abwechselnden Wohngebietes ebenfalls abändern müsse und werde. Doch kommen auch wiederum sogenannte Braun- oder Ameisenbären neben Schwarz- oder Aasbären in einem und demselben Lande vor, und treten andere Abweichungen so ständig auf, daß man sich nicht verwundern darf, wenn noch in den neuesten naturwissenschaftlichen Arbeiten über den Bären mehrere Arten aufgeführt werden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 158.
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