11. Sippe: Hiänenhunde (Lycaon)

[693] Als Uebergangsglied von den Hunden zu den verwandten Hiänen betrachtet man eine der merkwürdigsten und zugleich am schönsten gezeichneten Arten der Hundefamilie: den Hiänenhund. Man hat auch ihn zum Vertreter einer eigenen Sippe erhoben, obgleich sein Gebiß von dem anderer Hunde nicht sicher unterschieden werden kann und auch der Schädel dem Hundeschädel im wesentlichen gleicht. Nach Pagenstechers Untersuchungen weicht das Gebiß von dem des Wolfes nur dadurch ab, daß der letzte obere Mahlzahn dort dreieckig und klein, hier viereckig und groß ist, die bei anderen Hunden kleinen Lückzähne bei dem Hiänenhunde groß sind und die hinteren an ihrem Hinterrande zwei starke Sägezacker zeigen. Der Schädel vergleicht sich »einem verhältnismäßig kleinen, etwas kurzen, stumpfen, breitgesichtigen Hundeschädel, an welchem die Nasenkanäle lang, mit weiten Nebenhöhlen versehen und durch ihre Weite zum Athmen bequem sind, die Trommelbeine durch ihre beträchtliche Entwickelung ein feines Gehör anzuzeigen scheinen, und an welchem die weit abstehenden Jochbogen und die Kammleiste auf kräftige Muskeln hindeuten«. Auch bezüglich der Anzahl und der Verhältniszahlen der Wirbel steht das Thier den Hunden gleich, erscheint also nur äußerlich als ein Mittelglied zwischen Hunden und Hiänen. Sein Leib ist schlank, aber doch kräftig gebaut, der Kopf mäßig, eher klein als groß, die Schnauze stumpf; Gehör und Gesicht sind sehr entwickelt, die Ohren hoch, breit und fast nackt, die rundsternigen Augen groß. Die mäßig hohen Beine, mit kräftigen, vorn und hinten vierzehigen Füßen, der mittellange, nicht besonders buschige Schwanz und das in höchst eigenthümlicher Weise gefärbte, kurz-und glatthaarige Fell dienen zur weiteren Kennzeichnung der Gruppe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. DCXCIII693.
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