Girlitz (Serinus hortulanus)

[332] Der in Deutschland heimische Vertreter der Sippe ist der Girlitz (Serinus hortulanus, flavescens, brumalis, orientalis, meridionalis, islandicus und occidentalis, Fringilla serinus und islandica, Pyrrhula und Dryospiza serinus). Seine Länge beträgt einhundertfünfundzwanzig, seine Breite zweihundertundzehn, seine Fittiglänge siebenundsechzig, seine Schwanzlänge funfzig Millimeter. Die vorherrschende Färbung des Gefieders ist ein schönes Grün; Hinterkopf, Rücken und Schultern sind grüngelb, durch verwaschene schwärzliche Längsflecke gezeichnet, die Stirne, ein Augenstreifen und ein Nackenring, der Bürzel und die Untertheile blaß goldgelb, nach dem Bauche zu sich lichtend und auf den Unterschwanzdecken in Weiß übergehend, die Brust und Bauchseiten mit großen, dunkelschwarzen Längsflecken gezeichnet, die Handschwingen schwarzbraun, außen schmal grünlichgelb und an der Spitze weißlich gesäumt, die Armschwingen ebenso, aber breiter gesäumt und gekantet, die Schulterfedern sehr breit grünlichweiß gesäumt und gekantet, die kleinen Oberflügeldeckfedern zeisiggrün, die großen weißlich gesäumt und mit breitem weißgelbem Spitzensaume geziert, wodurch ein lichter Querstreifen über dem Flügel gebildet wird, [332] die Steuerfedern braunschwarz, innen weißlich-, außen grünlichgelb gesäumt. Der Augenring ist hellbraun, der Schnabel horngrau, unterseits röthlichgrau, der Fuß gelblich fleischfarben. Bei dem kleineren Weibchen ist das der Hauptfärbung nach grüngelbe Gefieder fast überall mit schwarzen Längsflecken gezeichnet. Die Jungen ähneln den Weibchen, unterscheiden sich aber durch sehr blasse, fast weißliche Grundfärbung.

Ursprünglich im Süden Europas und in Kleinasien heimisch, hat sich der Girlitz allmählich nach Norden hin verbreitet, thut dies auch gegenwärtig noch und bürgert sich, weiter und weiter vorschreitend, in Gebieten ein, in denen er vor einem Menschenalter vollständig fehlte.


Girlitz und Goldstirngirlitz (Serinus hortulanus und pusillus). 1/2 natürl. Größe.
Girlitz und Goldstirngirlitz (Serinus hortulanus und pusillus). 1/2 natürl. Größe.

In den letztvergangenen zwanzig Jahren hat er sich fast den ganzen österreichischen Kaiserstaat erobert und ebenso in derselben Zeit in Schlesien, Franken und Thüringen angesiedelt, ist im Jahre 1877 auch in der Mark erschienen und wird sich hier wahrscheinlich ebenso gut seßhaft machen, als er dies anderswo gethan hat.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 332-333.
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