Halsbandkotinga (Cotinga cincta)

[604] Eine der schönsten Arten dieser Gruppe ist die Halsbandkotinga (Cotinga cincta und coerulea, Ampelis cotinga, superba und coerulea). Die vorherrschende Färbung des Gefieders ist ein prachtvolles, tiefes Ultramarinblau, welches durch den theilweise sichtbaren Wurzeltheil der Federn hier und da schwarze Fleckung zeigt; die Unterseite ist, bis auf ein tiefblaues Kropfquerband, tief purpurveilchenblau; die Schwingen und Schwanzfedern sind schwarz, außen schmal meerblau gesäumt. Das Auge ist braun, der Schnabel dunkel-, der Fuß tiefbraun. Bei dem vorherrschend braunen Weibchen sind die Brustfedern weißlich, die Bauchfedern gelb gesäumt. Die Jungen ähneln dem Weibchen; die jungen Männchen erhalten jedoch sehr bald einen blauen Anflug und später blaue Federnsäume. Die Länge beträgt zweihundertundzehn, die Fittiglänge einhundertundfunfzehn, die Schwanzlänge fünfundsiebzig Millimeter.


Halsbandkotinga (Cotinga cincta). 2/3 natürl. Größe.
Halsbandkotinga (Cotinga cincta). 2/3 natürl. Größe.

Die Halsbandkotinga, von den Brasilianern »Cre joa« und »Cirua« genannt, bewohnt das Küstengebiet Ostbrasiliens und führt im wesentlichen die Lebensweise ihrer Verwandten. Das schöne Geschlecht dieser Vögel schildert der Prinz von Wied als eine der größten Zierden der südamerikanischen Urwälder. Der Glanz und die prachtvollen Farben der ausgefiederten Männchen treiben selbst die rohen Urvölker jener Waldungen an, die Federn zu Putz und Zierat zu verarbeiten. Alle Kotingas haben ein ernsttrauriges, stilles Wesen, sitzen lange unbeweglich, besitzen eine durchaus unmelodische Stimme und nähren sich nicht von Kerbthieren, sondern bloß von Beeren und anderen Baumfrüchten der Wälder. In der kalten Jahreszeit, wenn die Bäume am meisten mit Früchten beladen sind, ziehen sie, in kleine Flüge vereinigt, umher, nähern sich den Seeküsten und offeneren Gegenden und werden alsdann sowohl ihrer Federn wie ihres fetten Fleisches wegen in Menge [605] geschossen. Die Halsbandkotinga lebt im Inneren der großen, dem Gleicher nahe gelegenen Urwälder jahraus, jahrein, ist aber ebenfalls ein wahrer Strichvogel. In ihrem Wesen scheint sie viel Aehnlichkeit mit unserem Seidenschwanze zu haben; sie ist dummträge und ebenso leicht zu schießen wie dieser. Ihre Stimme ist ein kurzer, einfacher Lockton, vielleicht auch noch ein lauter Schrei. Die Beeren und Früchte, von denen sie sich ernährt, färben auch Eingeweide und Fett. Man erlegt sie in Menge, um sie zu essen und ihre Federn zu mancherlei Kunstarbeiten zu verwenden. Südlich von Bahia besuchte der Prinz mehrere Geistliche, welche dreißig, vierzig und mehr Bälge dieser Kotinga gesammelt hatten, um sie an einzelne Nonnenklöster in Bahia zu fernerer Verarbeitung zu senden. Als erwähnenswerth hebt unser Gewährsmann noch hervor, daß die prachtvolle Färbung in Orangegelb sich umwandelt, wenn man einen Balg über Kohlenfeuer erhitzt. Ueber die Fortpflanzung kenne ich keinen Bericht.

Gefangene Kotingas zählen noch immer zu den sehr seltenen Erscheinungen in unseren Käfigen, obwohl sie sich ebenso leicht halten lassen wie unser Seidenschwanz.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 604-606.
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