Kragenvogel (Chlamydodera maculata)

[407] Der Kragenvogel (Chlamydodera maculata, Chlamydera und Calodera maculata) erreicht eine Länge von achtundzwanzig Centimeter, sein Fittig mißt sechzehn, der Schwanz zwölf Centimeter. Die Federn des Oberkopfes und der Gurgelgegend sind schön braun, von einer schmalen schwarzen Linie umzogen, die Oberkopffedern silbergrau an der Spitze, die ganze Oberseite, die Flügel und der Schwanz tiefbraun, alle Federn durch einen runden braungelben Spitzenfleck gezeichnet, die Vorderschwingen innen weiß gerandet, die Schwanzfedern bräunlichgelb gespitzt, die Untertheile graulichweiß, die seitlichen Federn durch schwache hellbraune Zickzacklinien quer gestreift. Ein schönes Nackenband von verlängerten pfirsichblütrothen Federn bildet eine Art Fächer. Das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel und der Fuß sind braun. Die alten Vögel unterscheiden sich wenig, die Jungen durch das Fehlen des Fächers.

Die Kragenvögel bewohnen ausschließlich das Innere Australiens und hier zahlreich niedere Gebüschzüge an den Rändern der Ebenen, sind aber sehr scheu und werden deshalb von den Reisenden gewöhnlich nicht bemerkt. Dem Kundigen verrathen sie sich durch einen rauhen, unangenehm scheltenden Lockton, welchen sie hören lassen, wenn sie, durch irgend etwas gestört, sich aus dem Staube machen wollen. Dann pflegen sie sich auf die höchsten Wipfelzweige vereinzelter Gebüsche zu setzen, die Umgegend zu überspähen und sich hierauf demjenigen Orte zuzuwenden, welcher ihnen am geeignetsten scheint. Am sichersten erlegt man sie bei der Tränke, namentlich während der Zeit der Dürre, welche ihnen keine Wahl läßt. Gould, welcher sich hier auf den Anstand legte, beobachtete daß die Kragenvögel mißtrauischer als alle übrigen waren, endlich aber doch, vom Durste überwältigt, eilig herabkamen und nicht bloß an dem Menschen, sondern auch an einer ungeheuren schwarzen Schlange, welche nahe dem Wasser ebenfalls auf der Lauer lag, vorüberflogen, um zu trinken.

[407] Später fand Gould auch ihre Lauben auf. Diese finden sich an ähnlichen Orten, sind noch künstlicher und noch mehr ausgeschmückt, länger und bogiger als die der Atlasvögel, manche über einen Meter lang, bestehen äußerlich aus Reisig, welches mit langen Grashalmen schön belegt ist und werden innen überaus reich und mannigfaltig ausgeschmückt.


Kragenvogel (Chlamydodera maculata). 2/5 natürl. Größe. (Nach Wolf.)
Kragenvogel (Chlamydodera maculata). 2/5 natürl. Größe. (Nach Wolf.)

Man findet zweischalige Muscheln, Schädel, Knochen kleiner Säugethiere und dergleichen. Zur Befestigung der Gräser und Zweige werden Steine benutzt und sehr künstlich geordnet. Sie liegen vom Eingange an jederseits so aus einander, daß zwischen ihnen Fußstege entstehen, während die Sammlung der Schmucksachen einen Haufen vor beiden Eingängen bilden. Bei einzelnen Lauben fand man fast einen halben Scheffel von Knochen, Muscheln und dergleichen vor jedem Eingange. Diese Gebäude waren wahrscheinlich seit mehreren Jahren benutzt worden. Aus der Entfernung der Lauben von den Flüssen, welche die Muscheln geliefert haben mußten, konnte der Forscher schließen, daß die Vögel ihre Schmucksachen unter Umständen meilenweit herbeischleppen. Im Aussuchen der Stoffe scheinen sie sehr wählerisch zu sein; denn sie nehmen nur solche, welche abgebleicht und weiß oder farbig sind. Gould überzeugte sich, daß die Lauben von mehreren Kragenvögeln zum Stelldichein benutzt wurden; denn als er sich einst verborgen vor einem der Gebäude auf die Lauer legte, schoß er kurz nach einander zwei Männchen, welche aus demselben Eingange hervorgelaufen kamen.

Coxen fand im December ein Nest mit drei Jungen. Es ähnelte in seiner Gestalt dem der gemeinen europäischen Drossel, war tief napfförmig, aus dürren Reisern erbaut, leicht mit Federn und feinen Gräsern belegt und stand auf kleinen Zweigen einer Akazie über einem Wasserpfuhle.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 407-408.
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