Wanderelster (Dendrocitta rufa)

[468] Als Vertreter der Sippe mag die Wanderelster oder der Landstreicher, »Kotri« der Inder (Dendrocitta rufa, vagabunda und pallida, Pica rufa und vagabunda, Crypsirhina rufa, vaga bunda und pallida, Temnurus rufus und vagabundus, Lanius und Corvus rufus, Coracias vagabunda und Glaucopis rufa), gelten. Ihre Länge beträgt einundvierzig, die Fittiglänge funfzehn, die Schwanzlänge sechsundzwanzig Centimeter. Kopf, Nacken und[468] Brust sind rußbraun oder schwärzlichbraun, auf dem Vorderkopfe, Kinne und der Brust am dunkelsten, von da an mehr graulich, die Untertheile von der Brust an röthlich oder fahlgilblich, Schulterfedern, Rücken und obere Schwanzdeckfedern dunkelröthlich, die Flügeldeckfedern und die Außenfahnen der Schwingen zweiter Ordnung lichtgrau, fast weiß, die übrigen Schwingen schwarz, die Steuerfedern aschgrau mit schwarzen Endspitzen. Der Schnabel ist schwarz, der Fuß dunkelschieferfarben, das Auge blutroth.

Die Wanderelster ist über ganz Indien verbreitet und kommt außerdem in Assam, China und, nach Adams, auch in Kaschmir vor. Sie ist überall häufig, namentlich aber in den waldigen Ebenen ansässig. In den nördlichen Theilen Indiens sieht man sie in jeder Baumgruppe und in jedem Garten, auch in unmittelbarer Nähe der Dörfer. Sehr selten begegnet man einer einzigen, gewöhnlich einem Paare und dann und wann einer kleinen Gesellschaft. Diese fliegt langsam und in wellenförmigen Linien von Baum zu Baum und durchstreift während des Tages ein ziemlich ausgedehntes Gebiet, ohne sich eigentlich einen Theil desselben zum bestimmten Aufenthaltsorte zu erwählen.


Wanderelster (Dendrocitta rufa). 1/2 natürl. Größe.
Wanderelster (Dendrocitta rufa). 1/2 natürl. Größe.

Auf den Bäumen findet die Wanderelster alles, was sie bedarf; denn sie nährt sich zuweilen lange Zeit ausschließlich von Baumfrüchten, zu anderen Zeiten aber von Kerbthieren, welche auf Bäumen leben. Die Eingeborenen versichern, daß auch sie Vogelnester ausnehme und nach Würgerart jungen Vögeln nachstelle. Smith beobachtete, daß einer dieser Vögel in den Schattenraum des Hauses flog, hier zunächst junge Pflanzen abbiß und hierauf einen Käfig mit kleinen Vögeln besuchte, welche nach und nach sämmtlich von ihm getödtet und gefressen wurden; Buckland behauptet sogar, daß ein anderer Landstreicher Fledermäuse gejagt habe.

Von den Indern scheint der schmucke Vogel oft in Gefangenschaft gehalten zu werden, da auch wir ihn nicht selten lebend erhalten. Sein Betragen ist mehr das der Blauelster als das [469] unserer deutschen Elster. Bei guter Pflege dauert er vortrefflich in der Gefangenschaft aus, wird auch bald sehr zahm.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Fünfter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Zweiter Band: Raubvögel, Sperlingsvögel und Girrvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 468-470.
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