10. Sippe: Zwergkakadus (Nasiterna)

[103] Auf den Riesen der Familie mögen die Zwergkakadus (Nasiterna) folgen. Nicht allein innerhalb ihrer engsten Verwandtschaft, sondern unter allen Papageien überhaupt zeichnen sie sich aus durch ihre außerordentlich geringe Größe; denn sie sind neben den Zierpapageien die kleinsten Arten der gesammten Ordnung. Ihr Verbreitungsgebiet hat in Neuguinea seinen Brennpunkt und erstreckt sich von hier aus nur über die benachbarten Eilande, insbesondere Misul, Salawati, Mafur, Waigiu, Guebe, die Aru-, Kei- und Solomoninseln.


Zwergkakadu (Nasiterna pygmaea). Natürliche Größe.
Zwergkakadu (Nasiterna pygmaea). Natürliche Größe.

Bis in die neuste Zeit kannte man nur zwei Arten; gegenwärtig unterscheidet Salvadori deren sieben.

Ueber die Stellung dieser Zwerge können, wie Finsch hervorhebt, Zweifel nicht bestehen. Sie sind in jeder Beziehung Kakadus im kleinen. Ihr Schnabel, welcher in seiner Bildung vollkommen dem der Rabenkakadus entspricht, ist sehr kräftig, viel höher als lang, stark herabgekrümmt, seine Spitze kurz und kaum übergreifend, der Oberschnabel an der Wurzel breit und gewölbt, gegen die Spitze zu seitlich stark zusammengedrückt, auf der Firste gekielt, vor der Spitze mit einem tiefen, spitzwinkeligen Einschnitte versehen, der Unterschnabel höher als der obere, seitlich abgeflacht und durch die breite, abgerundete Dillenkannte sowie die ausgebuchteten Ladenschneiden ausgezeichnet. An dem dünnen Fuße fallen die verhältnismäßig sehr langen, gestreckten, mit schwachen, wenig gekrümmten Nägeln bewehrten Zehen besonders auf, da sie doppelt so lang als der Lauf sind. Der Fittig ist lang, spitzig, so daß er zusammengelegt fast bis zum Schwanzende reicht, die zweite Schwinge die längste, die Flügelspitze weit vorgezogen. Der kurze und abgerundete Schwanz fällt besonders auf durch seine steifen, am Ende etwas nach unten gebogenen, spitzigen und vorragenden Schäfte und läßt unsere Vögelchen als die Spechte unter den Papageien erscheinen. Das ziemlich [103] weiche Gefieder verlängert sich auf dem Kopfe nicht zu einer Haube und weicht auch durch seine vorherrschend grüne Färbung wesentlich von dem anderer Kakadus ab.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 103-104.
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