Kukuk (Cuculus canorus)

[208] Unser Kukuk oder Gauch (Cuculus canorus, cinereus, vulgaris, hepaticus, leptodetus, rufus, borealis, indicus, telephonus, gularis, lineatus) vertritt die Sippe der Kukuke im engsten Sinne (Cuculus) und kennzeichnet sich durch schlanken Leib, kleinen, schwachen, sanftgebogenen Schnabel, lange spitzige Flügel, sehr langen, gerundeten Schwanz, kurze, theilweise befiederte Füße und ziemlich weiches, düsterfarbiges Gefieder. Das Männchen ist auf der Oberseite aschgraublau oder dunkelaschgrau, auf der Unterseite grauweiß, schwärzlich in die Quere gewellt; Kehle, Wangen, Gurgel und Halsseiten bis zur Brust herab sind rein aschgrau, die Schwingen bleischwarz, die Steuerfedern schwarz, weiß gefleckt. Das Auge ist hochgelb, der Schnabel schwarz, gilblich an der Wurzel, der Fuß gelb. Das alte Weibchen ähnelt dem Männchen, hat aber am Hinterhalse und an den Seiten des Unterhalses wenig bemerkbare röthliche Binden.


Kukuk (Cuculus canorus). 1/2 natürl. Größe.
Kukuk (Cuculus canorus). 1/2 natürl. Größe.

Die jungen Vögel sind oben und unten quer gewellt, junge Weibchen auf der Oberseite zuweilen, in südlicheren Gegenden oft, auf rostbraunem Grunde mit stark hervortretenden Querbinden gezeichnet. Die Länge beträgt siebenunddreißig, die Breite vierundsechzig, die Fittiglänge neunzehn, die Schwanzlänge siebzehn Centimeter. Das Weibchen ist um zwei bis drei Centimeter kürzer und schmäler.

In Europa, Asien und Afrika gibt es wenig Länder oder Gegenden, in denen der Kukuk nicht beobachtet worden ist. Als Brutvogel bewohnt er den Norden der Alten Welt, von China und den Amurländern an bis zur Küste von Portugal und vom Nordkap an bis Syrien, Palästina und Algerien oder zu den innerasiatischen Steppen und Gebirgen, ebenso auch Persien. Von hier wandert er nach Süden; von Sibirien aus durch China und ganz Indien bis auf die javanischen, die Sundainseln und nach Ceylon, von Europa aus bis nach Südafrika. In allen Ländern Ostsudâns, welche[209] ich durchreiste, habe ich auch den Kukuk gesehen, aber noch nirgends als zeitweilig angesessenen, in der Winterherberge sich aufhaltenden Vogel. Cabanis unterscheidet allerdings die in Sibirien lebenden und in Mittel- und Südafrika erlegten Kukuke als besondere Arten; ich muß jedoch, auf eigene Beobachtungen des Lebens gestützt, sagen, daß ich in beiden Fällen anderer Meinung bin. Daß der westsibirische Kukuk von dem unserigen nicht abweicht, unterliegt für mich keinem Zweifel; ebenso wenig glaube ich im Süden Nubiens jemals einen anderen Kukuk als den unserigen erlegt zu haben, somit auch die aus dem Süden Afrikas in unsere Sammlungen gebrachten Stücke für den einheimischen Vogel ansehen zu müssen. Verwundern darf es nicht, daß ein so gewandter Flieger wie der Kukuk ebenso große Strecken durchreist wie andere weit minder flugbegabte Zugvögel. Nach meinen und allen übrigen Beobachtungen wandert er schnell, läßt sich wenigstens im Norden Afrikas oder in Syrien wie in Südeuropa nicht erheblich früher vernehmen als in Deutschland, und verzögert aus leicht begreiflichen Gründen erst weiter gegen den Norden hin seine Reise. Bei uns zu Lande erscheint er in der Regel um die Mitte des April: »Am achtzehnten kommt er, am neunzehnten muß er kommen« heißt es im Volksmunde. Ausnahmsweise trifft er auch schon früher, unter Umständen sogar schon im Anfange des Monats ein, gleichviel ob die Witterung günstig ist oder nicht. So vernahm Schacht, ein in jeder Beziehung trefflicher Beobachter, im Jahre 1875 schon am fünften April, »als der Wald noch kahl war und selbst die Birke noch blätterlos dastand«, seinen Ruf. »Oft lag des Morgens wieder eine weiße Schneedecke auf Wald und Flur; doch der Kukuk schlug sich schlecht und recht durch. Wenn aber die Sonne das Gewölk durchbrach, dann rief er laut sein ›Kukuk‹, obschon immer nur einmal: ein Zeichen, daß es ihm doch noch nicht ganz wohl ums Herz war.« Nach Sachse's Beobachtungen kommt er im Westerwalde ebenfalls nicht selten im ersten Drittheil des April an. So hörte ihn dieser Berichterstatter 1863 am zehnten, 1871 am achten April. In Esthland vernahm Huene am dritten Mai seinen Ruf; im nördlichen Norwegen dagegen erscheint er, laut Heltzen, nicht vor dem Ende des Mai, und der dortige Bauer meint, es sei ein schlechtes Zeichen für das Jahr, wenn er sich hören läßt, ehe der Schnee von den Feldern weggethaut ist und die Bäume auszuschlagen beginnen. In Deutschland wie in Skandinavien verweilt er nur bis Anfang September, und schon am elften dieses Monats bin ich ihm in Südnubien begegnet. Ausnahmsweise traf ich ihn bereits am vierzehnten Juli bei Alexandrien als Wandervogel an. Wesentlich anders scheint es sich im südwestlichen Asien zu verhalten. Nach Blanfords und St. Johns Beobachtungen ist er im östlichen Persien ziemlich allgemein verbreitet, hier und da gemein, pflanzt sich auch fort, verläßt das Land wahrscheinlich aber nicht. Blanford vernahm seinen Ruf bereits am achtzehnten Februar, St. John sogar schon am fünfundzwanzigsten Januar, zu derselben Zeit also, in welcher der seiner nordischen Heimat entwanderte Vogel noch im tiefsten Inneren Afrikas weilt.

In Deutschland ist der Kukuk allgemein verbreitet, in Südeuropa weit seltener als bei uns, aber doch noch Brutvogel. Im südlichen Portugal hörte ihn Rey vom dreizehnten April an einige Tage lang, später jedoch nicht mehr rufen und glaubt deshalb, daß er nicht im Lande brüte; ich hingegen beobachtete ihn in Spanien während des Sommers und bezweifle deshalb die Richtigkeit der Annahme Rey's. Nach Norden hin wird er häufiger: in Skandinavien gehört er zu den gemeinsten Vögeln des Landes; wenigstens erinnere ich mich nicht, irgendwo so viele Kukuke gesehen zu haben als in Norwegen und in Lappland. Im Gebirge steigt er bis zur Schneegrenze auf: in unseren Alpen bewohnt er allsommerlich noch Hochthäler von funfzehnhundert Meter unbedingter Höhe und fliegt, wie Baldamus auf Grund seiner Beobachtungen annimmt, noch um sechs- bis siebenhundert Meter höher empor; im Altai vernahm ich seinen Ruf ebenfalls noch über der Baumgrenze und zweifle nicht, daß er auch hier die höchsten Matten zwischen achtzehnhundert bis zweitausendundzwei- oder dreihundert Meter über dem Meere besucht.

Obwohl Baumvogel, ist er doch nicht an den Wald gebunden, ebenso wenig als sein Aufenthalt nach der Art des Baumbestandes sich richtet. Minder häufig als in baumbestandenen oder [210] mindestens bebuschten Gegenden kommt er auf kahlen Strecken vor, fehlt diesen jedoch keineswegs gänzlich, baumlosen Inseln, wie Sylt und Borkum, zuweilen ebenso wenig als den Steppen in Südsibirien, dem nur hier und da baumbegrünten hohen Tafellande des östlichen Persien oder unseren Hochalpen über der Holzgrenze. Nach meinen in drei Erdtheilen und mit besonderer Vorliebe für den Gauch gesammelten Beobachtungen stellt er als erste Bedingung an seinen Aufenthaltsort, daß derselbe reich an kleinen Vögeln, den Zieheltern seiner Jungen, sei. Sieht er diese Bedingung erfüllt, so begnügt er sich mit äußerst wenigen Bäumen, mit niedrigen Sträuchern, Gestrüpp und Röhricht, und wenn selbst das letztere fehlt, fußt er auf einem Erdklumpen und erhebt von hier aus seine Stimme. Ausnahmsweise läßt er sich auch durch zeitweilig an einer Stelle ihm winkende reichliche Nahrung beeinflussen, in der Regel aber während seiner Fortpflanzungszeit nicht aus einem Gebiete weglocken, welches sein tolles Liebesleben besonders begünstigt. Stets wird man finden, daß die Anzahl der Kukuke in gleichem Verhältnisse mit der Anzahl der Pflegeeltern wächst und um so mehr zunimmt, je häufiger eine und dieselbe Art der letzteren in einem bestimmten Umkreise brütet. Daher liebt der Kukuk gemischte Waldungen mehr als solche, in denen eine Baumart vorherrscht; daher findet er sich häufiger als irgendwo in der Nähe von Brüchen, Sümpfen oder überhaupt in wasserreichen Niederungen. Wer den Kukuk kennt, wird nicht behaupten, daß er ein Charaktervogel des Erlenwaldes sei oder überhaupt zur Erle eine besondere Vorliebe zeige: wer aber den Spreewald besucht, in welchem die Erle fast ausschließlich den Bestand bildet, wird anfänglich erstaunt sein über die außerordentlich bedeutende Anzahl von Kukuken und erst dann die Erklärung für das massenhafte Vorkommen derselben finden, wenn er erfahren hat, daß hier Grasmücken, Pieper, Schaf- und Bachstelzen ohne Zahl ihm die größte Leichtigkeit gewähren, seine Eier unterzubringen.

Jedes Kukuksmännchen wählt sich ein Gebiet von ziemlichem Umfange und vertheidigt dasselbe hartnäckig gegen einen etwaigen Nebenbuhler. Wird ein Kukuk verdrängt, so siedelt er sich dicht neben dem Eroberer an und ficht mit diesem dann fast tagtäglich einen Strauß aus. Daß ein und derselbe Vogel zu demselben Orte zurückkehrt, hat Naumann durch Beobachtungen festgestellt: er kannte einen Kukuk, welcher sich durch seine auffallende Stimme vor den übrigen kennzeichnete, und erfuhr, daß derselbe während zweiunddreißig Jahren in jedem Frühlinge in demselben Gebiete sich seßhaft machte. Genau dasselbe gilt nach Walters Feststellung auch für das Weibchen, wie eigenthümlich gefärbte, von anderen abweichende Eier, welche man jedes Jahr in demselben Gebiete und bei derselben Vogelart wiederfindet, fast außer Zweifel stellen. Das Gebiet, in welchem das Weibchen sein erstes Ei untergebracht hat, wird ihm zur engeren Heimat; doch verweilt es in ihm immer kürzere Zeit als das Männchen. Seinen Standort durchschweift dieses ohne Unterlaß, und deshalb erscheint er mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf bestimmten Bäumen tagtäglich mehrere Male. Nicht ebenso verhält es sich mit dem Weibchen, wie ich ebenfalls nach eigener Beobachtung mit aller Bestimmtheit behaupten darf. Meine Neckereien mit den Kukuken, welche ich in jedem Frühjahre und bei jeder Gelegenheit wiederhole, haben mich belehrt, daß die Anzahl der Weibchen bei weitem geringer ist als der Bestand der Männchen. Mäßig angeschlagen, dürften auf jedes der ersteren mindestens doppelt so viele Männchen kommen. Während nun diese ein immerhin umgrenztes Gebiet behaupten und in der angegebenen Weise sich umhertreiben, achtet das Weibchen derartige Grenzen nicht, sondern schweift im Laufe des ganzen Sommers, beziehentlich so lange seine Legezeit währt, regellos durch verschiedene Gebiete der Männchen, bindet sich an keines von diesen, gibt sich vielmehr allen hin, welche ihm genehm sind, läßt sich nicht suchen, sondern zieht seinerseits auf Liebesabenteuer aus, und kümmert sich, nachdem seine Wünsche Befriedigung fanden, nicht mehr um den Liebhaber, welchen es eben begünstigt hatte. Ein an einer abgeschossenen Schwanzfeder kenntliches Weibchen, welches ich in der Nähe von Berlin beobachtete, besuchte, so weit ich ergründen konnte, die Gebiete von nicht weniger als fünf Männchen, wird seine Streifzüge jedoch wahrscheinlich noch weiter ausgedehnt haben. Jedes andere Weibchen verfährt nun unzweifelhaft ebenso, wie andere Beobachtungen fast bis zur Gewißheit beweisen. »Oft habe ich gesehen«, bemerkt Walter, »wie ein [211] von einem Männchen begleitetes Weibchen bei seinen Streifereien in ein weiteres Gebiet, z.B. über einen großen See, plötzlich vom Männchen verlassen wurde, welches letztere zuerst in weitem Bogen, dann in gerader Richtung in sein eigentliches Revier zurückflog. Hatte das Weibchen in letzterem schon ein Ei untergebracht, dann kehrte es, wenn auch erst am anderen Tage, dorthin zurück. Nur in dem Falle, daß es in der Nähe des zuerst benutzten Nestes kein zweites auffinden konnte, blieb es länger aus und ließ sich mitunter tagelang nicht wieder sehen.« Dagegen durchstreifen nun fortwährend andere Weibchen dasselbe Gebiet, und so erntet dieser wie jener Kukuk, wenn auch nicht von jedem, so doch von irgend einem Weibchen heißbegehrter Minne Lohn. Auch auf gesellige Freuden braucht er nicht gänzlich zu verzichten. Denn Abends spät, wenn das Roth im Westen schon beinahe verglommen, findet im günstigen Falle ein Weibchen in seinem Gebiete sich ein, fliegt verstohlen bis in die Nähe des Baumes, von welchem er seinen Abendgruß herabruft, und läßt ihn, unerwartet laut und verheißend aufschreiend, ein erfreuliches Morgen erhoffen. Diese Ungebundenheit und Unstätigkeit des Weibchens erklärt nach meinem Dafürhalten gewisse bis jetzt noch räthselhafte Vorkommnisse beim Legen der Eier auf das einfachste und befriedigendste.

Unter den mir bekannten Verwandten ist der Kukuk der flüchtigste, unruhigste und lebhafteste. Er ist in Bewegung vom Morgen bis zum Abend, in Skandinavien sogar während des größten Theiles der Nacht. Es übte einen eigenthümlichen Eindruck auf mich, bei meinen nächtlichen Jagden den Kukuksruf noch nach elf Uhr abends und schon vor ein Uhr morgens zu vernehmen. Holtz versichert, ihn auf der Insel Gottland noch um Mitternacht abwechselnd mit der Eule gehört zu haben, und es mag wohl auch möglich sein, daß er selbst um diese Zeit nicht ruht: ich meinestheils habe jedoch während meiner wiederholten Reisen im hohen Norden immer gefunden, daß er in der eigentlichen Mitternachtsstunde, von ein halb zwölf bis ein halb ein Uhr etwa, schweigt, also sich wohl dem Schlafe hingibt. Während seiner Streifereien frißt er beständig; denn er ist ebenso gefräßig als bewegungs- und schreilustig. Mit leichtem und zierlichem Fluge, welcher dem eines Falken ähnelt, ihn an Schnelligkeit jedoch nicht erreicht, nicht einmal mit dem einer Turteltaube zu wetteifern vermag, kommt er angeflogen, läßt sich auf einem Aste nieder und sieht sich nach Nahrung um. Hat er eine Beute erspäht, so eilt er mit ein paar geschickten Schwenkungen zu ihr hin, nimmt sie auf und kehrt auf denselben Ast zurück oder fliegt auf einen anderen Baum und wiederholt hier dasselbe. In Skandinavien sitzt er besonders gern auf den Geländern, welche die Wege von den Feldern abgrenzen, treibt sich überhaupt viel mehr in der Nähe der Ortschaften umher als bei uns. Uebrigens ist der Kukuk nur im Fliegen geschickt, in allem übrigen täppisch. Obwohl dem Namen nach ein Klettervogel, vermag er in dieser Beziehung durchaus nichts zu leisten, ist aber auch im Gehen ein Stümper ohne gleichen, überhaupt nur hüpfend im Stande, auf flachem Boden sich zu bewegen. Gewandter zeigt er sich im Gezweige, obschon er auch hier einen einmal gewählten Sitz nur ungern und dann meist fliegend verläßt. Im Frühlinge versäumt er nie, nach dem Aufbäumen viele Male nacheinander seinen lauten Ruf erschallen zu lassen, und wenn die Liebe in ihm sich regt, treibt er so argen Mißbrauch mit seiner Stimme, daß er zuletzt buchstäblich heiser wird. Fast in allen Sprachen ist sein Name ein Klangbild dieses Rufes, so wenig richtig letzterer in der Regel auch wiedergegeben wird. Wie vielen anderen Vogelstimmen fehlen dem Kukuksrufe Mitlauter gänzlich, und wenn wir solche zu hören vermeinen, fügen wir sie den Selbstlautern zu. Der Ruf lautet nicht »Kukuk«, sondern in Wirklichkeit »u-uh«. Da nun aber das erste »U« schärfer ausgestoßen wird als das zweite, glauben wir »gu« zu vernehmen, ebenso wie wir das zweite gedehntere »U« zu Anfang und zu Ende durch einen G-oder K-Laut vervollständigen, obgleich derselbe nicht vorhanden ist. Wer wie ich jeden schreienden Kukuk durch Nachahmung seiner Stimme herbeiruft, weiß sehr genau, daß auf den Ruf »Kukuk« kein einziger kommt. Naumann sagt, daß man den Kukuksruf auf der Flöte durch die Töne Fis und D der mittleren Oktave täuschend nachahmen kann: ich habe die beiden Töne mir vorspielen lassen und muß zugestehen, daß sie dem Rufe ähneln, finde jedoch, daß die Klangfarbe der Flöte eine ganz andere ist als die des Kukuksrufes und bezweifle sehr, daß ein Kukuk[212] durch letztere herbeigelockt werden würde oder könnte. Mit Bestimmtheit darf ich behaupten, daß der Ruf auf dem Klaviere sich nicht wiedergeben läßt und ebensowenig durch unsere Kukuksuhren richtig ausgedrückt wird, so zweckentsprechend auch erscheint, zwei verschiedene Pfeifen zu verwenden. Im Anfange seines Hierseins ruft der Kukuk selten eifrig; das wahre Feuer lodert erst dann auf, wenn er bereits die Freuden der Liebe gekostet hat. Während seiner Begattungszeit, welche freilich kaum länger währt, als er schreit, ruft er nicht allein nach dem Aufbäumen, sondern auch während des Fluges, in den Morgen- und Abendstunden wie unmittelbar vor oder nach Regen am eifrigsten, aber auch sonst zu allen Stunden des Tages, und bestimmt läßt er sich hören, wenn er durch Nachahmung seiner Stimme hierzu angereizt wird. Während er ruft, senkt er die etwas ausgebreiteten Flügel und hebt dafür den Schwanz ein wenig über die wagerechte Linie empor, bläst die Kehle auf, stößt sein »Gu-guh« aus und wendet sich nun, während er es funfzehn, zwanzig, dreißig, vierzig, selbst sechzig Mal nacheinander hören läßt, auf dem Aste hin und her, dreht sich in der Regel auch mehrmals um und schreit so seinen Ruf und Namen in alle Richtungen der Windrose hinaus. Wird er durch einen Nebenbuhler besonders erregt, so verdoppelt er den ersten, höheren Laut, und der ganze Ruf lautet dann nach gewöhnlicher Schreibweise »Guguguh«. Wird er während des Schreiens durch kleine Vögel geneckt, stößt namentlich einer von diesen auf ihn, während er sich blähend auf einem Aste sitzt, so bricht er im Schreien plötzlich ab und unterdrückt regelmäßig die letzte Silbe. Kommt ein Weibchen in Sicht, so wiederholt er den dreifachen Ruf zweimal oder verdoppelt, also viermal, nacheinander und fügt ihm dann fast unwandelbar heisere Laute bei, welche man durch die Silben »Quawawa« oder »Haghaghaghag« übertragen hat, in Wirklichkeit aber weder wiedergeben noch auch nachahmen kann. Aergert er sich über einen Nebenbuhler, den er zunächst noch nicht sehen kann, so läßt er unmittelbar vor oder nach dem Aufbäumen einen ähnlichen, aber einzeln ausgestoßenen, obschon zwei- bis viermal wiederholten heiser würgenden Laut vernehmen, welcher mit dem Knarren eines Teichfrosches verglichen und durch »Quorr« oder »Quorrg« übertragen werden mag. Wird ihm das Necken des Kleingeflügels zu arg, und hilft das Beißen nach demselben nicht mehr, so vernimmt man endlich noch ein heiseres, ungefähr wie »Särrr« klingendes Zischen, welches er namentlich im Fluge ausstößt. Vorherrschend bleibt immer das »Gu-guh«. Es folgt bei längerem Schreien binnen fünf Sekunden viermal, selten aber öfter als zwanzig- bis dreißigmal unmittelbar nacheinander; denn in jedem längeren Satze treten kurze Stillstände ein, welche eine bis anderthalb Sekunden länger währen, als der gewöhnliche Zeitraum zwischen dem Verklingen des einen und dem Anheben des anderen Rufes beträgt. Nach dem ersten einleitenden Theile des ganzen Satzes tritt solche, dem unachtsamen Hörer vielleicht kaum merkliche Pause ein, wahrscheinlich nur, um einen Augenblick lang zu lauschen, ob ein anderer Gauch dem Rufe antwortet; hierauf folgt oft ein von dem nächsten ebensoweit geschiedener Ruf, manchmal auch noch einer; und nunmehr erst beginnt der zweite Theil des Satzes, welcher in der angegebenen Weise mehrmals unterbrochen werden kann, bis endlich der stattgefundene Aufwand an Kraft längere Ruhe erheischt.

Man hat den Kukuk als einen höchst unfriedfertigen Vogel verschrieen: ich kann dieser Ansicht jedoch nicht beistimmen. In Kampf und Streit liegt er nur mit anderen seiner Art: die ganze übrige Vogelwelt läßt ihn gleichgültig, insofern es sich nicht darum handelt, ihrer Angriffe sich zu erwehren oder einem Ziehvogel sein Ei aufzubürden. Gefangene, welche man unter Kleingeflügel hält, vertragen sich mit allen Genossen vortrefflich und denken nicht daran, mit ihnen zu streiten oder zu hadern. Aber freilich ein männlicher Kukuk ist dem anderen ein Dorn im Auge. So brutfaul der Vogel, so verliebt ist er. Obgleich er Entgegenkommen findet, scheint ihn die Liebe doch geradezu von Sinnen zu bringen. Er ist buchstäblich toll, so lange die Paarungszeit währt, schreit unablässig so, daß die Stimme überschnappt, durchjagt unaufhörlich sein Gebiet und sieht in jedem anderen einen Nebenbuhler, den hassenswerthesten aller Gegner.

Demjenigen, welcher den Gauch wirklich beobachtet hat, wird kein Zweifel aufstoßen, daß zwischen zwei männlichen Kukuken, welche sich gegenseitig hören, die ausgesprochenste Nebenbuhlerschaft besteht [213] und bei jeder Gelegenheit zur Aeußerung gelangt. Jeder Kukuk, welcher bis dahin harmlos seinen wohltönenden Namen in die Welt schrie, geräth in Aufregung, sobald er einen wirklichen oder vermeintlichen Nebenbuhler rufen hört. Lebhafter werden in solchem Augenblicke seine Bewegungen; ununterbrochen folgen sich die einzelnen Rufe eines Satzes; spähenden Auges und lauschenden Ohres beugt der Vogel sich weiter vor als gewöhnlich, und bei jedem einzelnen Rufe wendet er sich zur Rechten und zur Linken, um sich über die Richtung, aus welcher der unwillkommene Laut ihm entgegenschallt, auf das genaueste zu vergewissern. Zunächst verläßt er seinen Platz noch nicht, scheint im Gegentheile abwarten zu wollen, ob jenes Herz von demselben Muthe beseelt sei wie das seinige, ruft noch einigemal in langer Folge und späht und lauscht von neuem. Erscheint der Nebenbuhler nicht, so entschließt er sich, ihn zu suchen. Geradezu bewunderungswürdig ist die Sicherheit, mit welcher er Richtung und Entfernung zu bestimmen vermag. Wenn ich bei meinen Neckereien den Platz verändere, erscheint der Kukuk, dessen Eifersucht ich erregte, mit aller Bestimmtheit auf derselben Stelle, von welcher ihm der erste Ruf entgegentönte, und dennoch kommt er fast niemals in gerader Richtung, sondern regelmäßig in einem weiten Bogen an, welchen er offenbar zu dem Zwecke unternimmt, um des vermeintlichen Nebenbuhlers ansichtig zu werden. Hier nun setzt er sich von neuem nieder und ruft lauter und eifriger als zuvor. Gewahrt er keinen anderen Kukuk, so folgen auf die klangvollen Laute die einzelnen heiseren, ein untrügliches Zeichen sei nes Aergers. Einmal erregt, folgt er dem vermeintlichen Nebenbuhler ein bis zwei Kilometer weit nach oder verweilt halbe Stunden lang in seiner Nähe. Naht sich, durch dieselbe Täuschung betrogen, ein zweiter Kukuk, so beginnt augenblicklich der Kampf. Mit vollstem Rechte sagt Naumann, daß der Kukuk kein anderes Männchen in seinem Bezirke oder in der Nähe seines Weibchens dulde und mit grimmigen Bissen fortzujagen suche. Letzteres habe ich allerdings nicht gesehen, sondern immer nur bemerkt, daß die beiden Nebenbuhler einander in raschem Fluge verfolgen und dabei ab und zu aufeinander stoßen, hierauf wiederum sich niederlassen, von neuem zu rufen beginnen und nochmals eine ähnliche Verfolgung aufnehmen; wohl aber ist mir die Thatsache durch andere Beobachter bestätigt worden. »Im Jahre 1848, Ende Juli«, so schreibt mir Liebe, »sah ich, wie zwei Kukuksmännchen, nachdem sie in zwei, durch eine kleine Lichtung getrennten Feldhölzern sehr erregt gerufen, aufeinander zuflogen und mitten über der Lichtung sich wüthend bekämpften. Sie fielen erst langsam, dann schnell zur Erde, ohne vom Kampfe abzulassen, und waren so erbost, daß ich mich bis auf funfzehn Schritte nähern konnte, ohne daß sie abließen. Ich sah dabei, daß sie sich mit dem Schnabel am Oberarme gepackt hatten und mit dem freien Flügel aufeinander schlugen, ähnlich, wie es Tauben thun, nur nicht mit so heftig zuckenden Schlägen. Endlich strich der eine ab; der andere versuchte es vergeblich: sein Oberarm war gebrochen, wahrscheinlich beim Sturze auf die Erde.«

Der Ruf des Kukuks hat, wie meine Beobachtungen bestimmt mich annehmen lassen, zunächst den Zweck, das Weibchen anzulocken. Daß dieses sich herbeiziehen läßt, glaube ich unzählige Male ermittelt zu haben. Fliegt es in dringenden Geschäften durch das Gebiet eines Männchens, so achtet es scheinbar nicht im geringsten auf dessen Liebesseufzer, sondern schleicht sich durch das Gezweige, von einem Baume, einem Busche zum anderen sich wendend; hat es dagegen sein Ei glücklich untergebracht, und zieht es auf Liebesabenteuer aus, so antwortet es, in unmittelbare Nähe des rufenden Männchens gelangt, indem es seinen eigenthümlichen, volltönenden, kichernden oder lachenden Lockruf zu hören gibt. Dieser besteht aus den äußerst rasch auf einander folgenden Lauten »Jikikickick«, welche auch wohl wie »Quickwickwick« in unser Ohr klingen, einem harten Triller ähneln und durch ein nur in der Nähe hörbares, sehr leises Knarren eingeleitet werden. Der Ruf ist verlockend, verheißend, im voraus gewährend, seine Wirkung auf das Männchen eine geradezu zauberische. Augenblicklich verläßt es seinen Sitz, ruft »Guguh, guguguh, guguguh«, verdoppelt auch wohl diesen Ausdruck höchster Erregung, fügt ihm das »Quawawawa« hinzu und jagt hinter dem Weibchen her. Dieses wiederholt die Einladung, der verliebte Gauch antwortet wiederum, alle in Hörweite schreienden Männchen fliegen ebenfalls herbei, und eine tolle Jagd beginnt. Nicht [214] allzu selten folgen einem Weibchen zwei, drei, selbst vier Männchen nach. Jenes feuert die Bewerber durch nochmaliges Kichern an und versetzt sie schließlich in Liebesraserei. Unter vielfachen Schwenkungen fliegt es zwischen Baumkronen und Gebüschen dahin, ein oder das andere Männchen unmittelbar hinter ihm drein, das zweite in wechselndem Abstande diesem nach, jedes voll Begierde, der nächste und voraussichtlich glücklichste Bewerber zu werden. Jedes einzelne vergißt des solchen Hochzeitszug neckend begleitenden Kleingeflügels, vergißt selbst des sonst üblichen Zweikampfes oder stößt doch nur ein und das andere Mal, gleichsam gelegentlich, auf den verhaßten Nebenbuhler; jedes bestrebt sich, ja keine Zeit zu verlieren. Das Weibchen ist nicht minder erregt als sein Gefolge, der eifrigste Liebhaber ihm auch sicherlich der willkommenste, sein scheinbares Sprödethun nichts anderes als das Bestreben, noch mehr anzufeuern. Willig und widerstandslos gibt es sich jedem Männchen hin; Schranken der Ehe kennt es eben nicht.

Die Begattung wird in der Regel auf einem dürren Baumwipfel oder einem sonstigen geeigneten freien und erhabenen Platze, in den Steppen Turkestans selbst auf ebenem Boden vollzogen, niemals ohne viel Lärmen, verdoppeltes Rufen und Kichern. Daß ein Männchen das andere hierbei stören sollte, habe ich bisher nicht beobachtet; das Männchen hat hierzu auch keine Veranlassung. »Im Jahre 1870«, schreibt mir Liebe ferner, »hörte ich in einer Thalschlucht unweit Geras ein Kukuksweibchen kichern und ein Männchen rufen. Vollkommen gedeckt durch ein niederes Fichtendickicht, schlich ich mich an den Abhang hinab und sah ein Männchen westwärts fortfliegen und ein Weibchen frei auf einer Schränkstange sitzen. Nach kurzem kam ein zweites Männchen von Osten herüber, rief erst eifrigst in dem benachbarten Stangenholze und beflog dann ohne weitere Umstände das Weibchen. Kaum war dies geschehen, so erschien, ebenfalls von Osten her, ein drittes Männchen und bot sich, indem es das zweite Männchen verjagte, dem Weibchen als Gatten an, worauf letzteres sofort kichernd einging.« Diese, durch einen in jeder Beziehung verläßlichen, erfahrenen Beobachter festgestellte Thatsache, bedarf sicherlich keines Zusatzes!

Erscheint das Weibchen spät abends auf dem Schlafplatze eines Männchens, so versetzt es, da es wohl nie versäumt, sich zu melden, den Gauch auch jetzt noch in Liebesrausch. Für heute aber verbleibt es beiderseitig beim Wünschen und Begehren. Weder der Kukuk noch das Weibchen verlassen nach Beginn der Dämmerung den gewählten Ruhesitz, ebensowenig als sie morgens vor eingetretener Helle umherfliegen. Auf geschehene Meldung der Buhlin antwortet er in üblicher Weise, sie wiederum in der ihrigen, und so währt das Rufen und Kichern fort, bis der Ziegenmelker zu spinnen beginnt, manchmal noch länger. Dann endlich wird es still: beide haben sich wohl verständigt – für morgen.

Wer bezweifelt, daß der Gauch in Vielehigkeit lebt, braucht bloß solche Schlafplätze wiederholt zu besuchen. Heute vernimmt man die Stimme des Weibchens, die heiße Werbung des Männchens, morgen nur noch den Ruf des letzteren: jenes beglückt dann vielleicht den Nachbar, vielleicht einen ganz anderen Werber. Deshalb gerade ist es so schwierig, ein klares Bild des tollen Liebeslebens unseres Kukuks zu gewinnen. Ich habe ihn während eines Menschenalters beobachtet, eine Wahrnehmung an die andere gefügt, ihn viel hundertmal herbeigerufen, mich noch in diesem Frühlinge halbe Wochen lang so gut als ausschließlich mit ihm beschäftigt und doch nur einen Theil seines Lebens zu erforschen vermocht.

Schon den Alten war bekannt, daß der Kukuk seine Eier in fremde Nester legt. »Das Bebrüten des Kukukseies und das Aufziehen des aus ihm hervorkommenden Jungen«, sagt Aristoteles, »wird von demjenigen Vogel besorgt, in dessen Nest das Ei gelegt wurde. Der Pflegevater wirft sogar, wie man sagt, seine eigenen Jungen aus dem Neste und läßt sie verhungern, während der junge Kukuk heranwächst. Andere erzählen, daß er seine Jungen tödte, um den Kukuk damit zu füttern; denn dieser sei in der Jugend so schön, daß seine Stiefmutter ihre eigenen Jungen deshalb verachte. Das meiste von dem hier erwähnten wollen Augenzeugen gesehen haben; nur in der Angabe, wie die Jungen des brütenden Vogels umkommen, stimmen nicht alle überein: denn die [215] einen sagen, der alte Kukuk kehre zurück und fresse die Jungen des gastfreundlichen Vogels, die anderen behaupten, weil der junge Kukuk seine Stiefgeschwister an Größe übertreffe, so schnappe er ihnen alles weg, und sie müßten deshalb Hungers sterben; andere wieder meinen, er, als der stärkere, fresse sie auf. Der Kukuk thut gewiß gut daran, daß er seine Kinder so unterbringt; denn er ist sich bewußt, wie feige er ist, und daß er sie doch nicht vertheidigen kann. So feig ist er, daß alle kleinen Vögel sich ein Vergnügen daraus machen, ihn zu zwicken und zu jagen«. Wir werden sehen, daß an dieser Schilderung sehr viel wahres ist; ich will aber auch sogleich eingestehen, daß wir noch heutigen Tages keineswegs vollkommen unterrichtet sind. Daß ich auf Annahmen, Muthmaßungen, Folgerungen, Zweckmäßigkeitslehren und dergleichen, mit denen jede Naturgeschichte des Kukuks oder jede vogelkundige Zeitschrift überhaupt überfüllt ist, nicht eingehe, werden meine Leser begreiflich finden.

Wenn wir nun auch das Warum des Nichtbrütens noch nicht erkannt haben, so steht doch die Thatsächlichkeit desselben so unwiderleglich fest, daß man nur im höchsten Grade erstaunt sein kann, immer und immer noch die Meinung des Gegentheils aussprechen zu hören. Geradezu unbegreiflich mußte es erscheinen, noch neuerdings und zwar in einem unserer verbreitetsten Blätter von der Hand Adolf Müllers, eines keineswegs unerfahrenen Beobachters, zu lesen, daß ein Kukuk auf seinem Neste brütend gefunden worden sei. Nur eine Verwechselung dieses Vogels mit dem Nachtschatten erklärt einen so gröblichen Irrthum.

Das thatsächliche, d.h. durch Beobachtung festgestellte hinsichtlich des Fortpflanzungsgeschäftes unseres Vogels ist folgendes: Der Kukuk übergibt seine Eier einer großen Anzahl verschiedenartiger Singvögel zum Ausbrüten. Schon gegenwärtig kennen wir ungefähr siebzig verschiedene Pflegeeltern; es unterliegt aber keinem Zweifel, daß sich diese Kunde bei genauerer Durchforschung des gesammten Verbreitungsgebietes dieses merkwürdigen Vogels noch wesentlich erweitern wird. Soweit mir bekannt, hat man bis jetzt, abgesehen von asiatischen Zieheltern, Kukukseier gefunden in den Nestern des Gimpels, Edel-und Bergfinken, Hänflings, Leinzeisigs, Grünlings, Sperlings, Grau-, Gold-, Rohr- und Weidenammers, des Flüevogels, der Hauben-, Heide- und Feldlerche, der Elster, des Hehers, Dorndrehers und Rothkopfwürgers, der Nachtigall, des Blau- und Rothkehlchens, des Haus- und Gartenrothschwanzes, Braunkehlchens, des Wiesen-, gemeinen, Ohren- und Gilbsteinschmätzers sowie des Steinröthels, der Singdrossel und Amsel, der Sperber-, Garten-, Dorn-, Zaun- und Mönchsgrasmücke, des Wald-, Fitis-, Berg- und Weidenlaubvogels, Gartensängers, der Rohrdrossel, des Teich-, Sumpf-, Ufer-, Seggen-, Fluß- und Heuschreckenschilfsängers, Zaunkönigs, des Wasser-, Felsen-, Rothkehl-, Wiesen-, Baum-, Brach- und Sporenpiepers, der Bach-, Gebirgs- und Schafstelze, des feuer- und safranköpfigen Goldhähnchens, des Baumläufers und Fliegenfängers, der Finkmeise, Turtel- und Ringeltaube, ja sogar des Lappentauchers. Unter diesen Vögeln werden die Schilfsänger, Stelzen, Grasmücken und Pieper bevorzugt, vieler Nester aber nur im äußersten Nothfalle, möglicherweise auch aus Versehen benutzt. Bei Aufzählung der Zieheltern des Kukuks möchte ich einem Bedenken Worte geben. Es erscheint mir nicht mit unbedingter Sicherheit festgestellt zu sein, daß alle als die des Kukuks angesprochenen Eier auch wirklich solche sind. Täuschungen selbst kundiger und erfahrener Eiersammler dürften nicht ausgeschlossen sein; möglich, sogar wahrscheinlich, sind sie gewiß. Ja, ich sage schwerlich zu viel, wenn ich behaupte, daß es in einzelnen Fällen unmöglich sein dürfte, ein Kukuksei von einem ungewöhnlich großen oder abweichend gefärbten des Ziehvogels zu unterscheiden.

Die Eier des Kukuks sind im Verhältnisse zur Größe des Vogels außerordentlich klein, kaum größer als die des Haussperlings, in der Form wenig verschieden, ungleichhälftig, so daß ihr größerer Querdurchmesser näher dem sanft zugerundeten dicken Ende liegt, wogegen die hohe Hälfte schnell abfällt, haben eine zarte und zerbrechliche, glänzende Schale, deren Poren von einem unbewaffneten Auge nicht wahrgenommen werden können, in frischem Zustande meist eine mehr oder weniger lebhafte gelbgrüne Grundfärbung, violettgraue oder mattgrünliche Unterflecke und braune, [216] scharf begrenzte Pünktchen, sind aber bald größer, bald kleiner, überhaupt veränderlich gestaltet und so verschiedenartig gefärbt und gezeichnet wie bei keinem anderen Vogel, dessen Brutgeschäft man kennt. Jede, selbst die auffallendste Färbung der Eier ähnelt aber mehr oder weniger der Eifärbung derjenigen Vögel, in deren Nester jene gelegt werden, und deshalb ist je nach den verschiedenen Oertlichkeiten bald diese, bald jene Färbung vorherrschend. Jedes Weibchen legt nur ein Ei in dasselbe Nest und zwar in der Regel bloß dann, wenn sich bereits Eier des Pflegers in ihm befinden. Wahrscheinlich legt es auch bloß in die Nester ein und derselben Art und höchstens im Nothfalle in die anderer Vögel. Diese Thatsache hat zuerst Baldamus aufgeklärt und begründet, und ich habe sie deshalb auch fast mit seinen eigenen Worten gegeben.

Nach neuerlichen Beobachtungen trete ich den vorstehenden Sätzen im wesentlichen bei. Allerdings findet man in vielen Nestern Eier, welche von denen der Pflegeeltern abweichen, unter Umständen ihnen gar nicht ähnlich sind: sie rühren, wie ich annehmen zu dürfen glaube, von solchen Kukuksweibchen her, welche in ihrer Legenoth ein passendes Nest nicht zu finden vermochten und mit einem anderen vorlieb nehmen mußten. Vergleicht man die Eier nicht bloß mit denen sozusagen gezwungen gewählter Pflegeeltern, sondern mit denen aller kleinen Vögel überhaupt, welche in einer bestimmten Gegend zur Aufzucht der Jungen erwählt werden, so findet man sicher die Aehnlichkeit der Eier des Kukuks und irgend eines anderen Ziehvogels heraus. Dies hat schon vor nunmehr zwölf Jahren Päßler ausgesprochen. Auf seine reichen Erfahrungen gestützt, glaubt Päßler, daß das zuerst gelegte Ei eines Kukuks den Eiern der Nestinhaber ähnele, es jedoch, da das Kukuksweibchen in einem Jahre stets nur gleichgefärbte Eier hervorbringt, allerdings geschehen möge, daß es für dieselben nicht immer die passenden Pflegeeltern findet und somit auch in Nester von solchen Vögeln lege, deren Eier mit den seinigen nicht übereinstimmen. Daß ein und dasselbe Kukuksweibchen so viel als immer möglich die Nester einer Ziehvogelart erwählt, unterliegt kaum einem Zweifel, und es erscheint mindestens höchst wahrscheinlich, daß es solche aufsucht, in denen es selbst erwachsen ist. »Die Weibchen«, bemerkt Walter, »haben sich ihre Kinderstube von oben und unten, innen und außen betrachtet, als sie schon flugfähig waren und doch noch acht Tage im wohnlichen Neste blieben, haben auch ihre Pflegeeltern kennen und von anderen Vögeln unterscheiden gelernt. Denn in der letzten Woche ihres Verweilens im Neste hatte sich ihr Geist ebenso kräftig entwickelt wie ihr Körper, und diejenigen, welche beispielsweise glücklich einem Zaunkönigsneste entschlüpften, haben gewiß nicht Ursache, im nächsten Jahre einem anderen Vogel ihr Ei zu übergeben. Denn das wohnliche Häuschen des Zaunkönigs hatte sie sicher geschützt vor Sturm und Hagel, als zu Anfange des Juni das Unwetter losbrach, welches die ganze Umgegend verwüstete. Gegen den anprallenden Hagel zeigte sich das Häuschen bombenfest. Einer Bombe nicht unähnlich stand es am anderen Morgen da, als ich ringsum die Nester anderer Vögel vom Hagel zerschlagen, vom Sturme zerrissen auffand, und mein jüngst entdeckter junger Kukuk schaute äußerst vergnügt aus dem runden Fenster seiner Wohnung heraus.« Anderweitige Beobachtungen des genannten Berichterstatters lassen darauf schließen, daß dasselbe mehr oder weniger für alle übrigen Vögel gilt. So fand Walter unter sich gleichgefärbte Kukukseier nur in den Nestern des Uferschilfsängers, andere wiederum in denen des Sumpfrohrsängers und noch andere ausschließlich in denen der Gartengrasmücke, obgleich Nester von verwandten Arten überall sehr häufig waren. Ein und derselbe Kukuk scheint also genau zwischen verschiedenen Nestern zu unterscheiden, und gerade dies läßt die vorstehend gegebene Annahme glaublich erscheinen. Meine Beobachtungen über das Durchstreifen verschiedener Gebiete seitens eines Kukuksweibchens lassen den Schluß zu, daß dasselbe hauptsächlich aus dem Grunde ein so wesentlich von dem der Männchen verschiedenes, umherschweifendes Leben führt, um in jeder Beziehung passende Nester aufzusuchen. Sind die Bedingungen für die Fortpflanzung des Kukuks besonders günstige, finden auf einer und derselben Oertlichkeit viele Pflegeeltern der gleichen Art Nahrung und Herberge: so wird man bemerken, daß die Kukukseier im großen und ganzen in überraschender Weise sich ähneln. Und dennoch darf man mit aller [217] Bestimmtheit behaupten, jedes Brutgebiet werde von vielen Kukuksweibchen durchstreift. Denn man findet nicht allzu selten mehrere, verschieden wie gleichgefärbte oder doch sehr ähnliche Kukukseier, deren Entwickelungszustand derselbe ist, auf einem engbegrenzten Gebiete, sogar zwei und selbst drei in einem Neste, welche offenbar von verschiedenen Weibchen herrühren. So fand Walter im Jahre 1876 an einem Tage vier durchaus frische Kukukseier auf einem Flächenraume, welcher den vierten Theil eines Hektar nicht übertraf, und schließt daraus ganz richtig, daß mindestens vier Kukuksweibchen hier verkehrt haben müssen. Ein Zusammenhang der Färbung dieser Eier mit der eines bestimmten Pflegevogels läßt sich nun zwar nicht in allen, aber doch in sehr vielen Fällen nachweisen, und es erscheint wenigstens nicht unmöglich, daß jedes Kukuksweibchen in der Regel Eier legt, welche in der Färbung denen seiner eigenen Zieheltern gleichen.

Noch bevor das Ei legereif geworden ist, fliegt das Weibchen aus, um Nester zu suchen. Hierbei wird es vom Männchen nicht begleitet; denn letzteres scheint sich überhaupt um seine Nachkommenschaft nicht zu bekümmern. Das Nestersuchen geschieht auf sehr verschiedene Weise, entweder während das Weibchen fliegt oder indem es in den Büschen umherklettert oder endlich indem es den Vogel, welchem es die Ehre der Pflegeelternschaft zugedacht hat, beim Nestbaue beobachtet. »Zweimal in diesem, einmal im vorigen Jahre«, erzählt Walter, »konnte ich das Kukuksweibchen beim Nestersuchen belauschen. Das erste Mal sah ich, versteckt am Wasser stehend, einen Kukuk vom jenseitigen Ufer vorüberkommen und diesseits in einer nicht hohen Schwarzpappel aufbäumen. Von dort flog er bald darauf in einen nächsten Weidenstrauch, schon im Fluge von einem Schilfsänger heftig verfolgt, so heftig, daß er durch seitliche Schwenkungen dem stoßähnlichen Anfliegen des Schilfsängers auszuweichen suchte. Mit Vergnügen sah ich den kecken Angriffen des kleinen Sängers zu, welcher auch nicht von seiner Verfolgung abließ, als der Kukuk den ersten, dann den zweiten Strauch durchschlüpfte. Fünf Minuten später erhob sich der Kukuk und suchte das weite. Jetzt durchforschte ich sorgfältig den ersten, dann den zweiten Weidenbusch und fand in letzterem ein Nest des Uferschilfsängers mit zwei Eiern. Nachdem ich das Ergebnis an Ort und Stelle niedergeschrieben hatte, setzte ich meinen Weg fort und suchte am folgenden Tage um neun Uhr Vormittags dieselbe Stelle wieder auf. Es lagen nun im Neste zwei Schilfsängereier und ein Kukuksei, auf dem unmittelbar vor dem Neste herabhängenden Grase lag oder hing ein an einer Längsseite eingedrücktes, also offenbar vom Kukuk herausgeworfenes Schilfsängerei. Meine zweite Beobachtung machte ich auf einer Wiese. Ich hatte auf einen Vogel meine Augen gerichtet, welcher im Grase Baustoffe aufnahm und damit tiefer in die Wiese flog. Als ich im Begriffe war, auf die Stelle, wo sich der Vogel niedergelassen hatte, loszuschreiten, kam mir ein Kukuk zuvor, welcher in ähnlichen Geschäften, wie ich, ausgegangen war, nämlich um Wiesenpiepernester zu suchen. Er steuerte aus dem nahen Walde in gerader Richtung der Stelle zu, welche den Wiesenpieper barg, rüttelte hier, wie ich solches bisher noch nicht beim Kukuke wahrgenommen hatte, wenige Meter hoch über der Wiese, ließ sich nieder, erhob sich aber sogleich wieder, um einige Schritte weiter von neuem zu rütteln. Hier flog gleich darauf der Wiesenpieper auf und der Kukuk auf die verlassene Stelle nieder. Er verweilte ein Weilchen im Grase und eilte dann wieder dem Walde zu. Mein Suchen nach einem Neste war zuerst ohne Erfolg. Als aber nach einer halben Stunde der Wiesenpieper noch einmal auf die vom Kukuk besuchte Stelle flog, fand ich durch schnelles Hinlaufen und dadurch, daß der Wiesenpieper dicht vor mir aufstieg, das ziemlich fertige, sehr versteckt stehende Nest. Leider erlaubten meine Geschäfte nicht, mich am nächsten oder dem darauf folgenden Tage wieder dorthin zu begeben, um mich von dem Vorhandensein eines Kukukseies überzeugen zu können. Das Auffinden dieses Nestes gelang dem Kukuk also mehr durch Beobachten als durch eigentliches Suchen.« Im Gegensatze zu seiner sonstigen Scheu kommt dieser bei dieser Gelegenheit sehr oft in unmittelbare Nähe der Wohnungen, ja selbst in das Innere der Gebäude, z.B. in Schuppen und Scheuern. Die Zeit des Legens ist nicht bestimmt. In den meisten Fällen mag sie allerdings in die Vormittagsstunden fallen; doch liegen auch bestimmte Beobachtungen vor, daß Kukuksweibchen erst des Nachmittags [218] und gegen Abend ihre Eier absetzten. Erlaubt es der Standort oder die Bauart des Nestes, so setzt sich das legende Weibchen auf das Nest, ist dies nicht der Fall, so legt es sein Ei auf die Erde, nimmt es in den Schnabel und trägt es in diesem zu Neste. Für die letztere Angabe liegen verschiedene, unter sich im wesentlichen übereinstimmende Beobachtungen vor, unter anderen eine von Liebe. »Im Jahre 1871«, so theilt er mir mit, »sah ich an der bereits geschilderten, zum Beobachten trefflich geeigneten Stelle, wie ein Kukuksweibchen mit gesträubtem Gefieder am Boden saß, dann aufstand, etwas aufnahm und in einen benachbarten, von Schafen verbissenen Fichtenbusch trug. Dort stand, wie ich mich sofort überzeugte, ein Grasmückennest, und darin lag neben drei Sängereiern ein frisches, noch warmes Kukuksei. Offenbar hatte der Vogel am Boden gelegt und das Ei im Schnabel zu Neste getragen, obgleich er, da das Nest in einer Art natürlicher Nische stand, recht gut hätte hineinlegen können. Uebrigens war das Nest verlassen, und fand ich nach vierzehn Tagen die Eier noch unberührt und kalt vor.« Auch Adolf Müller hat mit bewaffnetem Auge deutlich gesehen, wie ein Kukuk in der Nähe eines Bachstelzennestes unter absonderlichem Gebaren, Nicken des Kopfes und Schlagen der Flügel und des Schwanzes auf einer kleinen Stelle umhertrippelte, mit einem Male zu zittern begann, die etwas ausgebreiteten Flügel senkte, eine Weile in niedergedrückter Stellung verharrte, sodann das währenddem gelegte Ei mit weit geöffnetem Schnabel bei etwas schief zu Boden geneigter Lage des Kopfes aufnahm und mit ähnlichen Kopfbewegungen wie zuvor dem Neste der Pflegeeltern zutrug. Daß das Kukuksweibchen sein Ei auf den Boden legt, wird durch eine anderweitige Beobachtung Liebe's bestätigt. »Im Jahre 1873«, bemerkt er ferner, »sah ich früh gegen halb sechs Uhr auf einem Steinhaufen der Straße einen großen Vogel sitzen, welcher die Federn so sträubte, daß ich ihn trotz des Fernglases nicht zu bestimmen vermochte. Als ich bis auf ungefähr hundertundfunfzig Schritte an ihn herangekommen war, strich er ab und erwies sich als ein Kukuksweibchen. Als ich zum Steinhaufen gelangte, lag auf einer Steinplatte ein zerbrochenes Kukuksei, welches eben gelegt sein mußte; denn von dem Ausflusse stieg noch ein leichter Dunst in die kalte Morgenluft empor.« Baldamus, zweifellos der gründlichste Kenner unseres Schmarotzers, hat gleichfalls, und zwar wiederholt, gesehen, daß das Weibchen seine Eier auf den Boden legt. Einmal geschah dies sogar in dem innern Hofe der Wohnung des niederländischen Oberjägermeisters Verster in Noorddijk bei Leiden. Ein Jäger fand den Kukuk in der Hofrinne, seiner Meinung nach, krank und sterbend, hob ihn auf und trug ihn in das Arbeitszimmer seines Herrn, welcher ihn in die Hand nahm. Nach einigen Minuten fühlt Verster etwas warmes in seiner Hand – das Ei des Kukuks, welcher nunmehr frisch und munter, vor Baldamus' und Versters Augen durch das offene Fenster entweicht. Baldamus besitzt das Ei, dessen Schale etwas eingeknickt ist, noch heute. Nicht allzu selten kommt es vor, daß das legebedürftige Kukusweibchen in Höhlungen schlüpft, durch deren Eingang es sich nur mit genauer Noth zwängen kann: einzelne sind bei dieser Gelegenheit gefangen worden, weil sie sich nicht befreien konnten.

Nachdem die Alte das Ei gelegt hat, behält sie das Nest noch im Auge, kehrt wiederholt zu demselben zurück, und wirft Eier und selbst Junge, niemals aber ihre eigenen, aus dem Neste. Walter stellt diese Angaben in Abrede. »Der Kukuk«, sagt er, »ist als ein Nesträuber verschrieen, welcher nicht nur die Eier aus dem Neste wirft, sondern auch gelegentlich eines oder das andere verschlingt. Geht man der Sache auf den Grund, dann ist er gar nicht der Barbar, welcher er zu sein scheint. Er macht es nicht anders als die übrigen Vögel. Jeder Vogel dreht sich beim Nestbau im Kreise herum, um Unebenheiten niederzudrücken und das Nest zu runden, und thut dies noch kurz vor dem Legen. Ebenso verfährt der Kukuk. Die im Neste liegenden fremden Eier sind für ihn nur Unebenheiten, welche nicht in sein Nest gehören. Er dreht sich also darin im Kreise mit angedrücktem Leibe herum und wirft durch dieses Drehen die Eier heraus oder drückt sie in den Boden des Nestes, vorausgesetzt, daß er sich in letzterem überhaupt drehen kann. Geht dies nicht, so entfernt er die Eier mit dem Schnabel, ebenso wie andere Vögel das nicht ins Nest gehörige mit dem Schnabel herausnehmen [219] würden. Nun zerbrechen die Eier der kleinen Vögel sehr leicht, und wenn dies dem Kukuk schon mit seinen eigenen Eiern beim Hineintragen ins Nest geschieht, so kommt dies noch leichter mit den zerbrechlichen, fremden Eiern vor, welche er ja überdies nicht zu schonen hat. Zerbricht ihm ein Ei, und kommt der Inhalt ihm in den Schnabel, so schluckt er es auch wohl hinunter.« Walter gibt nun eine Reihe von Belegen für seine Ansicht. Wie mehrere andere auch, hat er mehrfach bei Nestern, welche ein Kukuksei enthielten und sich durch losen und tiefen Unterbau auszeichneten, ein Ei des brütenden Vogels in den Boden des Nestes gedrückt gefunden, das Sichumwenden und Drehen des Kukuks wenigstens einmal beobachtet und ebenso gesehen, daß letzterer sein eigenes Ei beim Aufnehmen mit dem Schnabel zerbrach. Päßler und andere dagegen versichern, gesehen zu haben, daß das Kukuksweibchen jeden Tag ein Ei der Pflegeeltern aus dem Neste wirft und später auch noch die dem Eie entschlüpften Nestjungen wegträgt. Hierauf erwidert Walter sehr richtig, daß keine Nestjungen vorhanden sein oder ausgebrütet, also auch nicht weggetragen werden können, nachdem das Kukuksweibchen regelmäßig Tag für Tag das Nest besucht und die Eier entfernt hat, sowie ferner, daß, wenn der Kukuk wiederholt zum Neste zurückkehrt, um Eier zu stehlen, die Anzahl derselben abnehmen muß, was jedoch, wie die Erfahrung lehrt, keineswegs der Fall ist. »Noch nie«, sagt er, »habe ich bei späteren Besuchen des Nestes, welches ein Kukuksei enthielt, eine Abnahme der Nesteier bemerkt, oft aber eine Zunahme. Für gewöhnlich legen die Vögel nicht die volle Zahl der Eier, wenn der Kukuk sein Ei zuerst ins Nest gebracht hat, weil dieses ohnehin das letztere zu sehr ausfüllt. Ich habe aber doch jedes Jahr ein oder zwei volle Ge lege gefunden. In der Regel legen sie nach dem Kukuksei, d.h. für den Fall, daß der Kukuk noch keine Nesteier vorfand, drei Eier hinzu und brüten dann.« Auch Baldamus, welchem meine Schilderung des Kukuks zur Prüfung vorgelegen hat, ist der Ansicht Walters, daß das Weibchen unseres Schmarotzers nicht täglich ein Ei des Pflegers aus dem Neste entfernt, dies mindestens nicht absichtlich thut; wohl aber, meint er, mag es infolge der steten Beunruhigung durch die Nesteigenthümer geschehen, daß ein oder einige Eier der letzteren verletzt und dann doch von dem Kukuksweibchen aus dem Neste geworfen werden. Bliebe ein zerbrochenes Ei im Neste zurück, so würde dies jedenfalls verlassen werden.

Bekundet sich nun schon hierein eine gewisse Fürsorge des Kukukweibchens seiner Nachkommenschaft gegenüber, so wird solche durch bestimmte Beobachtungen von Baldamus geradezu bewiesen. Wie dieser Naturforscher bereits in seinen »Vogelmärchen«, einem überaus anmuthenden Büchlein, erzählt hat, sind es namentlich zwei neuerdings gewonnene Beobachtungen, auf welche er dabei sich beruft. Gegen Ende Juni, abends sechs Uhr, befand sich Baldamus in der Nähe von Halle am linken Ufer der Saale, als er, durch eine alte Kopfweide gedeckt, vom rechten Ufer her, dicht über dem Wasser dahinfliegend, einen Kukuk nach dem dort steileren Lehmufer streichen und hier sich niederlassen sah. Baldamus merkte genau die Stelle, schlich sich hinter dem Ufergebüsch heran, beugte sich vorsichtig über und sah nun den Kukuk mit gesträubtem Gefieder und geschlossenen Augen, offenbar in schweren Wehen, dicht vor ihm auf einem Neste sitzen. Nach einigen Minuten glättete sich das Gefieder, der Vogel öffnete seine Augen, erblickte unmittelbar über sich ein Paar andere, erhob sich, strich nach dem jenseitigen Ufer zurück und verschwand im Ufergebüsche. In dem fertiggebauten Bachstelzenneste aber lag das noch ganz warme, durchsichtige, dem der Nesteigenthümer täuschend ähnliche Kukuksei. Nach kurzem Ueberlegen, ob das Ei zu behalten oder die äußerst günstige Gelegenheit zu weiteren Beobachtungen wahrzunehmen sei, siegte die letztere Erwägung. Baldamus legte das schöne Ei ins Nest zurück, verbarg sich so, daß er letzteres im Auge behielt und sah zu seiner Freude schon nach wenigen Minuten den Kukuk zurückkehren, das Ei mit dem Schnabel aus dem Neste nehmen und es auf das rechte Ufer hinübertragen. Nicht minder beweisend für die Sorge der Kukuksmütter zu Gunsten ihrer Nachkommenschaft, ist nachstehende Thatsache. Im Jahre 1867 befand sich Baldamus schon Ende Mai im Oberengadin, um neue Beobachtungen zu sammeln. Am sechsten Juni sagte ihm ein Forstaufseher in Silvaplana, daß er in einem Pieperne ste einen eben ausgeschlüpften Kukuk gefunden habe, und daß das Nest, einige Schritte von [220] einer Steinhütte am Fuße des Felskegels des Piz Monteratsch, auf einer kleinen, schneefreien, mit langem, vorjährigem Grase bestandenen Fläche sich befinde. Baldamus begab sich nach der bezeichneten Stelle, suchte vergeblich und ging nunmehr in besagte Hütte. Bald darauf aber flog, von einer tiefer stehenden Wettertanne kommend, ein Kukuk herbei und ließ sich auf der bezeichneten Grasstelle nieder. Mit Hilfe seines scharfen Fernglases sah unser Forscher nunmehr sehr deutlich, wie der Kukuk sich mit dem Kopfe wiederholt niederbeugte und sehr eifrig zu schaffen machte. Dann flog der Vogel wiederum nach der Wettertanne hinab zu dem Männchen, welches dort inzwischen unablässig gerufen hatte. Als Baldamus zu dem nunmehr verrathenen Neste ging, fand er einen höchstens vierundzwanzig Stunden alten Kukuk darin, drei Eier des Alpenpiepers aber unverletzt in der Nähe des Nestes und ein viertes unter demselben im Grase liegen. Alle Eier, aus denen die dem Ausschlüpfen sehr nahen Jungen geschnitten wurden, befinden sich als Belegstücke in Baldamus' Sammlung.

Nach solchen, jeden Zweifel ausschließenden Beobachtungen läßt sich die beregte Fürsorge der Kukuksmütter kaum noch bestreiten. Ob sie von dieser in allen Fällen geübt wird, ist eine andere Frage. So spricht es nicht für unbedingte Fürsorge des Vogels, daß er sein Ei in Nester legt, welche gar nicht zum Brüten bestimmt oder bereits verlassen worden sind. Fast alle mit Aufmerksamkeit beobachtenden Vogelkundigen haben Kukukseier in verlassenen oder unfertigen Nestern gefunden, so außer Liebe unter anderen auch Päßler in einem Neste des Steinschmätzers, welches von den Brutvögeln verlassen worden war, so Walter in den ganz unbrauchbaren, nur zum Schlafen bestimmten Nestern, welche sich der Zaunkönig außer seinen Brutnestern errichtet.

Die Fortpflanzungszeit des Kukuks währt, so lange er schreit, ist also nicht allein nach der in dem Jahre herrschenden Witterung, sondern auch nach Lage des Ortes verschieden, beginnt beispielsweise im Norden oder im Hochgebirge später, dauert dafür aber auch länger als im Süden oder in der Ebene. Auch die Fortpflanzung des Kukuks richtet sich wie das ganze Leben des Vogels nach dem Brutgeschäft der kleinen Vögel. Mit einiger Ueberraschung vernahm ich auf der Höhe des Riesengebirges noch Ende Juli den Kukuksruf, während derselbe sechs- oder achthundert Meter tiefer schon längst verklungen war. Aber oben auf der kahlen, nur mit Knieholz bedeckten Höhe beschäftigten sich die Wasserpieper noch mit ihrer zweiten Brut, und dies war Grund und Ursache genug für den Kukuk, der Höhe sich zuzuwenden, welche er in den Monaten vorher zwar nicht gänzlich gemieden, aber doch weit spärlicher besucht hatte als jetzt. Aus dieser Beobachtung wage ich zu folgern, daß der Kukuk erforderlichenfalls während seiner Legezeit wandert, um neue für ihn noch brauchbare Nester aufzusuchen.

Ueber die Zeitdauer, in welcher die auf einander folgenden Eier des Kukuks reifen, herrschen verschiedene Ansichten. Während die meisten diese Zeit auf sechs bis acht Tage schätzen, versichert Walter, von zwei Kukuken auf das bestimmteste erfahren zu haben, daß sie wenigstens zwei Eier in einer Woche lieferten, und belegt diese Behauptung durch Beobachtungen, welche beweiskräftig zu sein scheinen. Ebenso erfuhr derselbe Berichterstatter aber auch, daß ein Weibchen sechs Tage Zeit brauchte, um ein zweites Ei dem ersten folgen zu lassen, und schließt daraus, daß die Eierkundigen recht beobachtet haben, welche die Zwischenzeit auf sechs bis acht Tage angeben. Doch glaubt er, daß ein so langer Zeitraum von acht Tagen auf Erschöpfung deuten könnte, wie wir solche bei allen legenden Vögeln wahrnehmen. Ließe sich der Beweis führen, daß das Kukuksweibchen wirklich in je drei bis vier Tagen ein Ei lege, so würde sich ergeben, daß der Kukuk im Laufe seiner Fortpflanzungszeit eine außerordentlich erhebliche Anzahl von Eiern, zwanzig bis vierundzwanzig etwa, zur Welt bringe und darin allein eine befriedigende Erklärung für sein Nichtbrüten gefunden sein: denn so viele, vom ersten Tage ihres Lebens an freßgierige Junge könnte kein Vogelpaar aufatzen. Erwiesen aber ist, so viel auch dafür sprechen mag, eine so ungewöhnliche Vermehrungsfähigkeit noch nicht, und es erscheint somit auch die darauf begründete Erklärung des Nichtbrütens einstweilen als fraglich.

[221] »Zu bewundern ist«, sagt Bechstein, »mit welchem großen Vergnügen die Vögel eine Kukuksmutter sich ihrem Neste nahen sehen. Anstatt daß sie dort ihre Eier verlassen, wenn ein Mensch oder sonstiges Geschöpf ihrem Neste zu nahe kommt, oder vor Betrübnis wie todt zur Erde niederfallen, so sind sie hier im Gegentheile ganz außer sich vor Freude. Das kleine Zaunkönigsmütterchen z.B., welches über seinen eigenen Eiern brütet, fliegt sogleich von denselben herab, wenn der Kukuk bei seinem Neste ankommt, und macht ihm Platz, damit er sein Ei um so bequemer einschieben könne. Es hüpft unterdessen um ihn herum und bewirkt durch sein frohes Locken, daß das Männchen auch herbeikommt und Theil an der Ehre und Freiheit nimmt, welche ihm dieser große Vogel macht.« An einer anderen Stelle fügt Bechstein vorstehendem noch folgendes hinzu. »Man könnte das Geschrei der kleinen Vögel, welches sie hören lassen, wenn sie einen Kukuk gewahr werden, nach dem, was ich alles von dem zwischen den eigentlichen Eltern, Pflegeeltern und ihm zur Erhaltung seiner Nachkommenschaft so unentbehrlichen Vögeln obwaltenden guten Einvernehmen gehört habe, vielmehr als ein Freudengeschrei betrachten, welches diese Vögel von sich geben. Vielleicht wollen sie ihn gar herbeilocken, um ihnen auch ein Junges zur Erziehung anzuvertrauen. Wer die Sprache der Vögel versteht, wird vielleicht diese Anmerkung begründeter und richtiger finden, als wenn man diese Töne für ein Angstgeschrei ausgeben wollte, welches die Täuschung hervorbrächte, weil sie den Kukuk wegen seiner Sperberschwingen und seines Sperberfluges beim ersten Anblick für einen Sperber hielten, welcher diesen kleinen Vögeln so fürchterlich ist.« Das klingt wunderschön, ist aber leider nicht wahr. Alle Vögel, denen die zweifelhafte Ehre zugedacht wird, Kukuke groß zu ziehen, bekunden im Gegentheile in nicht mißzudeutender Weise ihre Angst vor dem ihnen drohenden Unheile und bemühen sich nach allen Kräften, den Kukuk abzuwehren. Sie kennen den Gauch sehr wohl und irren sich in der Beurtheilung desselben durchaus nicht. Kein einziger von ihnen verwechselt ihn mit dem Sperber. Dies wird bei einigermaßen eingehender und vorurtheilsfreier Beobachtung auch dem blöderen und ungeübteren Auge ersichtlich. So gerne kleine Vögel Falken necken, mit so deutlichen Angst-und Lärmrufen einzelne von ihnen selbst den Sperber verfolgen, so verschieden benehmen sie sich hierbei im Vergleiche zu ihren Angriffen auf den Kukuk. Wie ich unzählige Male beobachtet habe, verfolgen sie den letzteren keineswegs bloß, wenn er fliegt, sondern auch dann, wenn er ruhig auf seinem Baume sitzt und ruft. Sie erscheinen, unzweifelhaft herbeigezogen durch den ihnen wohlbekannten Ruf, und stoßen fliegend auf den sitzenden herab, halten sich sogar, wie sie wohl Eulen, niemals aber Falken gegenüber thun, mit schwirrenden Flügelschlägen oder rüttelnd neben ihm in der Luft und führen so ihre Angriffe aus. Dies geschieht, im Vollbewußtsein der Sicherheit, mit so viel Keckheit und Ausdauer, daß der Kukuk nicht allein durch sie im Schreien gestört und gezwungen wird, seinen Ruf abzubrechen, sondern förmlich sich vertheidigen muß. Er thut dies, indem er unter Ausstoßung des beschriebenen heiseren, wie »Särr« klingenden Lautes nach ihnen beißt; seine Abwehr wird aber selten durch den erwünschten Erfolg gekrönt. Denn immer von neuem stoßen die kleinen Vögel auf den unwillkommenen Gesellen herab, und zuletzt zwingen sie ihn doch, seinen Standort zu verlassen, worauf dann die Jagd erst recht beginnt. Nähert sich der Kukuk aber einem Neste, so bekunden die Besitzer desselben durch Geschrei und Geberden, welche von niemand mißverstanden werden können, wie sehr besorgt sie sind um ihre gefährdete Brut. Der Kukuk liebt es auch gar nicht, in Gegenwart der Pflegeeltern sein Ei in deren Nest zu legen. Er kommt an »wie ein Dieb in der Nacht«, verrichtet sein Geschäft und fliegt eilig davon, sobald es vollendet. Auffallend bleibt es, daß dieselben Vögel, denen jede Störung ihres Nestes verhaßt ist, und welche infolge einer solchen aufhören zu brüten, das Kukuksei nicht aus dem Neste werfen, sondern im Brüten fortfahren. Sie hassen die Kukuksmutter, entziehen deren Ei oder Brut ihre Pflege aber nicht.

Der junge Kukuk entschlüpft dem Eie in einem äußerst hülflosen Zustande, »macht sich aber«, wie Naumann sagt, »an dem unförmlich dicken Kopfe mit den großen Augäpfeln sehr kenntlich. Er wächst anfangs schnell, und wenn erst Stoppeln aus der schwärzlichen Haut hervorkeimen, sieht [222] er in der That häßlich aus. Mir wurde einige Male erzählt, daß man im zufälligen Vorübergehen und bei flüchtigem Ansehen geglaubt habe, es säße eine große Kröte im Neste.« Ein junger Kukuk, welchen Päßler fand, war drei Tage später noch einmal so groß und mit blauschwarzen Kielen und Stoppeln bedeckt, aber noch blind. Am elften Tage füllte er das ganze Nest aus, ja Kopf und Hals, sowie der Steiß ragten über den Rand des Nestes hinweg. Die Augen waren geöffnet. Er zeigte braune Flügeldeckfedern, blauschwarze Kiele mit dergleichen kurzen Federchen; unter dem Bauche war er ganz kahl. Am sechzehnten war er ausgeflogen. Die Entwickelung verläuft, wie leicht erklärlich, nicht bei allen Kukuken in derselben Weise. Der eine sitzt längere, der andere kürzere Zeit im Neste und der eine sieht auch vielleicht häßlicher aus als der andere; im allgemeinen aber sind die vorstehenden Angaben Naumanns und Päßlers vollkommen richtig. So unbehülflich der eben ausgekrochene Vogel auch ist, so freßlustig zeigt er sich. Er beansprucht mehr Nahrung als die Pflegeeltern beschaffen können, und er schnappt dieselbe, wenn wirklich noch Stiefgeschwister im Neste sind, diesen vor dem Schnabel weg, wirft sie auch, wenn sie nicht verhungern oder nicht durch seine Mutter entfernt oder umgebracht werden, schließlich aus dem Neste heraus. Hieraus erklärt sich, daß man immer nur einen einzigen bereits einigermaßen erwachsenen Kukuk im Neste findet. Von der Thatsache, daß der Gauch seine Stiefgeschwister absichtlich oder doch wirklich aus dem Neste wirft, hat sich Friderich durch zweckentsprechende Versuche überzeugen können. Der erste Fall betraf einen fast nackten jungen Kukuk, welcher höchstens drei Tage alt war. Ihm gesellte der Beobachter, weil jener bereits allein im Neste saß, achttägige Kanarienvögel. Der junge Kobold ruhte fortan nicht eher, als bis er einen durch heftiges Umdrehen und Unterschieben des Kopfes auf seinen Rücken gebracht hatte, richtete sich dann schnell und kräftig hoch auf, bewegte sich rückwärts und warf damit den eingelegten jungen Kanarienvogel hinaus. Genau ebenso verfuhr er mit den anderen. Anstatt junger Vögel nahm Friderich auch zusammengeknitterte Papierballen, legte sie in das Nest und konnte beobachten, wie diese ebenfalls über den Rand desselben geschleudert wurden. Spätere Versuche mit etwas älteren Kukuken ergaben immer dasselbe. Walter wiederholte und vervollständigte Friderichs Versuche. Er legte ein Ei in das Zaunkönigsnest, in welchem ein junger Kukuk saß: es wurde jedoch zu seiner Verwunderung ebenso wenig herausgeworfen wie Papierkugeln, welche er später beifügte. Als der Kukuk sieben Tage alt war, gesellte ihm Walter einen mehrere Tage jüngeren, noch nackten Neuntödter. »Sogleich kehrte sich der Kukuk, welcher bisher den Kopf nach dem Neste gerichtet hatte, um, schob seinen hinteren Theil unter den des Würgers und warf ihn sicher und geschickt zum Loche hinaus.« Wiederholte Versuche ergaben, daß die ins Nest gelegten Eier unbeachtet blieben, junge Vögel dagegen mit derselben Rücksichtslosigkeit hinausgeworfen wurden. Werden wirklich einmal zwei Kukuke in einem Neste ausgebrütet, so erleidet der schwächere dasselbe Schicksal wie sonst die Stiefgeschwister. Man mag dieses Verfahren als vererbte Selbstsucht oder mindestens doch als einen zur Erhaltung des Kukuks nothwendigen Naturtrieb bezeichnen: das Wort thut hierbei nichts zur Sache. Bemerkenswerth ist eine Beobachtung Brucklachers. Einen jungen, bereits gefiederten Kukuk setzte der genannte unmittelbar nach Empfang in die Ecke eines breiten Fenstergesimses, auf welchem schräg gegenüber ein Nest mit vier zwölf Tage alten, zur Zucht bestimmten Gimpeln sich befand. Der Kukuk verhielt sich einen halben Tag lang ganz ruhig in seiner Ecke und wurde dort auch gefüttert; plötzlich aber versuchte er, sich zu bewegen, watschelte vorwärts, wandte sich schnurgerade dem Gimpelneste zu, begann, dort angekommen, an demselben hinaufzuklettern, nahm auf dem Rande eine feste Stellung ein, arbeitete sich mit der Brust vor und bemächtigte sich trotz des Widerstandes der Eigenthümer nach etwa zweistündigem Arbeiten des Nestes wirklich. Hierbei führte er keine andere Bewegung aus, als mit fest an das Nest angelegter Brust und fächelnder Bewegung der Flügel die jungen Gimpel vor sich her auf die Seite zu drücken, bis diese auf dem Rande des Nestes angekommen waren und, obgleich sie sich hier noch eine Zeitlang hielten, nach und nach über Bord glitten. Nachdem der Kukuk das Nest glücklich [223] erobert hatte, behauptete er sich in ihm. »So grob und unverzeihlich diese Handlung von ihm war«, schließt Brucklacher, »muß ich doch sagen, daß er die Eigenthümer in schönster Weise aus ihrer Behausung hinausförderte.«

Die Barmherzigkeit der kleinen Vögel, welche sich auch bei dieser Gelegenheit äußert, zeigt sich bei Auffütterung des Kukuks im hellsten Lichte. Mit rührendem Eifer tragen sie dem gefräßigen Unholde, welcher an Stelle der vernichteten eigenen Brut verblieb, Nahrung in Hülle und Fülle zu, bringen ihm Käferchen, Fliegen, Schnecken, Räupchen, Würmer und plagen sich vom Morgen bis zum Abend, ohne ihm den Mund zu stopfen und sein ewiges heiseres »Zis zisis« verstummen zu machen. Auch nach dem Ausfliegen folgen sie ihm noch tagelang; denn er achtet ihrer Führung nicht, sondern fliegt nach seinem Belieben umher, und die treuen Pfleger gehen ihm nach. Zuweilen kommt es vor, daß er nicht im Stande ist, sich durch die enge Oeffnung einer Baumhöhlung zu drängen; dann verweilen seine Pflegeeltern ihm zu Gefallen selbst bis in den Spätherbst und füttern ihn ununterbrochen. Man hat Bachstelzenweibchen beobachtet, welche noch ihre Pfleglinge fütterten, als schon alle Artgenossen die Wanderung nach dem Süden angetreten hatten. So weit aber, wie Bechstein es ausdehnt, geht es doch nicht. »Wenn er ausgeflogen ist, setzt er sich auf einen nahe stehenden Baum, streckt sich einige Male aus, zieht die Federn durch den Schnabel und läßt seine rauhe, schnarrende Stimme zum ersten Male hören. Sobald das rauhe, kreischende ›Girrke‹ nur einige Male in der Gegend erschollen ist, so kommen alle kleinen Vögel zusammengeflogen, das Rothkelchen, die Grasmücke, der Weidenzeisig, die Bastardnachtigall, die Braunelle, schwärmen um ihn herum, begrüßen ihn, besehen ihn von allen Seiten, freuen sich über ihn und tragen ihm alsbald aus allen Kräften zu. Er kann nicht genug den Schnabel öffnen, so häufig wird ihm Futter gebracht. Es ist ein großes Vergnügen zu sehen, wie jeder Vogel vor dem anderen den Vorzug haben will, gegen diesen unbekannten gefällig zu sein, und sowie er nun von einem Baume zum anderen verzieht, um sich im Fluge zu üben, so ziehen auch diese Vögel nach und ernähren ihn so lange, bis er ihrer Unterstützung entbehren kann.« Leider ist auch diese Behauptung Bechsteins nicht wahr. Mein Vater setzte einen jungen Kukuk, als er recht hungrig war, auf das Hausdach. Es liefen Bachstelzen und Hausrothschwänze auf dem Dache herum: sie besahen ihn, brachten ihm aber nichts zu fressen. Ein anderer junger Kukuk wurde auf demselben Dache ausgesetzt und spärlich gefüttert, so daß er immer schrie. Aber kein Sänger, keine Bachstelze erbarmte sich seiner. »Um meiner Sache gewiß zu werden«, sagt mein Vater, »nahm ich ihn von meinem Dache herab und trug ihn hinaus in ein Thal, wo es in dem Gebüsche viele Sänger giebt. Hier setzte ich ihn auf einen Baumast, ohne ihn anzubinden; denn er konnte nur wenig fliegen. Ich wartete lange, während der Kukuk aus vollem Halse schrie. Endlich kam ein Laubsänger, welcher nicht weit davon Junge hatte, mit einem Kerbthiere im Schnabel, flog auf den Kukuk zu, besah ihn – und brachte das Futter seinen Jungen. Ein anderer Sänger näherte sich ihm nicht.« Schade um die hübschen Geschichten von Bechstein!

Junge, dem Neste entnommene Kukuke lassen sich leicht auffüttern, nehmen auch mit jeder geeigneten Nahrung vorlieb und verlangen nur eine genügende Menge derselben. Angenehme Stubenvögel aber sind sie nicht. Ihre Gefräßigkeit verleidet dem Pfleger alle Freude an ihnen. In frühester Jugend dem Neste entnommene Vögel werden sehr bald zahm, ältere wehren sich aus Angst gegen den ihnen nahenden Menschen, erheben die Flügel wie Raubvögel und beißen auch wohl mit dem Schnabel nach der Nahrung spendenden Hand. Bechstein und nach ihm andere Beobachter bezeichnen deshalb den jungen Kukuk als einen sehr boshaften Vogel, thun ihm hierin jedoch entschiedenes Unrecht an. »Er sperrt freilich den Schnabel auf«, sagt mein Vater sehr richtig, »und schnellt den Kopf vor, dies thut er aber nur, um den Feind zurückzuscheuchen oder auch, wenn er hungrig ist, und das ist er immer.« Ich meinestheils muß behaupten, daß diejenigen Kukuke, welche ich gefangen hielt, nicht im geringsten boshaft waren; ja, ich muß hier ausdrücklich wiederholen, daß ich auch von der Unverträglichkeit anderen Vögeln gegenüber, von[224] welcher Naumann spricht, nichts beobachten konnte. Meine Gefangenen lebten mit Papageien, Kernbeißern, Kardinälen, Alpen- und Kalenderlerchen, Wiedehopfen, verschiedenen Sängern, Helmvögeln, Flaumfußtauben usw. zusammen, waren auch eine Zeitlang in einem und demselben Käfige mit kleinen westafrikanischen Finken, haben aber, so weit wir erfahren konnten, nicht einen einzigen von ihnen behelligt. Selbst alt eingefangene Kukuke werden zuweilen sehr rasch zahm. Ein Weibchen, welches Dehne fing, kam schon am dritten Tage seinem Pfleger entgegen, wenn dieser ihm Nahrung reichte. Bemerkenswerth ist, daß der gefangene Kukuk im Käfige nicht schreit. Von allen, welche ich pflegte, und es waren derer eine keineswegs unbeträchtliche Anzahl, ließ nicht ein einziger einen Laut vernehmen; ich kenne überhaupt nur eine, ebenfalls von Brucklacher herrührende Angabe des Gegentheils. Doch bemerkt auch dieser Beobachter, daß sein zahmer Kukuk immer nur einmal, also nicht wiederholt nach einander, den bezeichnenden Ruf habe erschallen lassen.

Der erwachsene Kukuk hat wenig Feinde. Seine Fluggewandtheit sichert ihn vor der Nachstellung der meisten Falken, und den kletternden Raubthieren entgeht er wahrscheinlich immer. Zu leiden hat er von den Neckereien des Kleingeflügels, und nicht allein von jenen Arten, denen er regelmäßig seine Brut anvertraut, sondern auch von anderen. In erster Reihe machen sich hier, wie zu erwarten, die muthigen Bachstelzen mit ihm zu schaffen. Alle drei bei uns einheimische Arten verfolgen ihn in der angegebenen Weise, sowie er sich sehen läßt. Außer ihnen habe ich den Pirol, unsere Würger, den großen Fliegenfänger, Laubsänger, die Bastardnachtigall und endlich Grasmücken auf ihn stoßen sehen. Nach Walters Beobachtungen behelligt ihn selbst der Grünspecht und jedenfalls viel ernstlicher als die vorher genannten Vögel. Der stürmische Flieger holt den flüchtenden Kukuk bald ein und ängstigt ihn so, daß er zuletzt vor Angst kaum weiß, was er beginnen soll. Ein von dem Grünspechte gejagter Kukuk, welchen Walter beobachtete, benutzte den einzigen auf seinem Wege sich findenden Baum, um in den dünnen Zweigen der Krone sich zu decken. Aber auch der Specht kletterte ihm hier nach und trieb den Kukuk von neuem in die Flucht, dem höchstens noch funfzig Schritte von jenem Baume entfernten Walde zu. Schon nachdem er eine Entfernung von etwa zwanzig Schritten zurück gelegt hatte, wurde er wieder eingeholt und so scharf gedrängt und gestoßen, daß er seiner Gewohnheit zuwider auf das kahle Feld niederflog. Aber auch hierhin folgte der Grünspecht, und Walter, welcher leider durch Dorngebüsch verhindert wurde, genau beobachten zu können, sah jetzt nur noch einen Ballen an der Erde. Als er den Dornbusch umlaufen hatte, waren beide Vögel verschwunden. Abgesehen von solchen Gegnern und verschiedenen ihn plagenden Schmarotzern hat der ausgewachsene Kukuk von den fluggewandten Raubvögeln zu leiden, jedoch weniger, als man von vorn herein annehmen möchte. Dagegen ist er, so lange er sich noch im Neste befindet, vielen Feinden ausgesetzt. Füchse, Katzen, Marder, Wiesel, Mäuse, Raben, Heher und andere Nestplünderer entdecken den großen Gesellen noch leichter als die rechtmäßige Brut eines solchen Nestes und nehmen ihn als gute Beute mit. Auch der Mensch gesellt sich hier und da aus Unkenntnis und Wahn zu den genannten Feinden. Nach der Auffassung des Volkes verwandelt sich der Kukuk im Winter in einen Sperber, und solchen zu vertilgen erscheint eher als Verdienst denn als Vergehen. Erst wenn der Gauch glücklich dem Neste entronnen und selbständig geworden ist, führt er ein ziemlich gesichertes Dasein. Vor dem Menschen nimmt er sich jetzt in der Regel wohl in Acht, und dem, welcher seine Stimme nicht genau nachzuahmen versteht, wird es schwer, einen Kukuk zu berücken. Noch schwieriger ist es, einen erwachsenen Kukuk lebend in seine Gewalt zu bekommen. Mir ist keine einzige Fangart bekannt, welche sicher zum Ziele führt. Gleichwohl muß es solche geben; denn in Griechenland, woselbst man den Kukuk verspeist und als Leckerbissen betrachtet, bringt man gegen Ende des Juli fette Vögel auf den Markt, welche wahrscheinlich doch gefangen wurden.

Ich thue recht, wenn ich den Kukuk der allgemeinsten Schonung empfehle. Er darf dem Walde nicht fehlen, denn er trägt nicht bloß zu dessen Belebung, sondern auch zu dessen Erhaltung [225] bei. Das Gefühl will uns glauben machen, daß der Frühling erst mit dem Kukuksrufe im Walde einzieht; der Verstand sagt uns, daß dieser klangvolle Ruf noch eine ganz andere, wichtigere Bedeutung hat. »Welches Menschenherz, wenn es nicht in schmählichster Selbstsucht verschrumpft ist«, sagt Eugen von Homeyer, »fühlt sich nicht gehoben, wenn der erste Ruf des Kukuks im Frühlinge ertönt? Jung und alt, arm und reich lauschen mit gleichem Wohlbehagen seiner klangvollen Stimme. Könnte man dem Kukuk auch nur nachsagen, der rechte Verkündiger des Frühlings zu sein, so wäre er dadurch allein des menschlichen Schutzes würdig. Er ist aber noch der wesentlichste Vertilger vieler schädlichen Kerbthiere, welche außer ihm keine oder wenige Feinde haben.« Der Kukuksruf bezeichnet den Einzug eines der treuesten unserer Waldhüter. Kerbthiere aller Art und nur ausnahmsweise Beeren bilden die Nahrung des Vogels; er vertilgt auch solche, welche gegen andere Feinde gewappnet sind: haarige Raupen. Glatte und mittelgroße Raupen zieht er, nach Liebe's Beobachtungen, den behaarten und großen allerdings vor; bei seiner unersättlichen Freßlust kommt er eben selten dazu, sehr wählerisch zu sein. »Er verzehrt daher langhaariges Ungeziefer in der Regel ohne Zaudern, verwendet aber auf die jedesmalige Zubereitung des Bissens viele Mühe und Zeit. Wie verschiedene andere Kerbthierfresser läßt er die Raupen unter fortwährendem Beißen sehr geschickt vorwärts und rückwärts quer durch den Schnabel laufen, um den Bissen bequemer schlucken zu können. Größere Raupen schleudert er in so eigenthümlicher Art, daß man die Bewegung dabei auf den ersten Blick hin steif und unbeholfen nennen möchte. Diese Art ist aber durchaus zweckmäßig. Er streckt den Kopf wagerecht weit vor, faßt die Raupe am Ende und schlägt sie nicht etwa gegen den Boden oder den Ast, auf welchem er sitzt, sondern führt Lufthiebe mit ihr, indem er mit dem Schnabel eine Linie beschreibt, die genau der entspricht, welche die Hand beim Rechts- und Linksklatschen mit der Peitsche beschreibt. Damit bezweckt er nicht allein vollständige Streckung und Tödtung der Raupe, sondern auch Beseitigung des wässerigen Inhaltes. Bei dem gefangenen Kukuk verleidet einem diese Vornahme das allzunahe Beobachten; denn der Vogel schleudert einem die Blutflüssigkeit auf Gesicht und Kleider. Sich selbst aber beschmutzt er damit nicht im geringsten, da er den Kopf zu geschickt hält und bewegt. Wohl zehn bis funfzehn Mal läßt er die Raupe durch den Schnabel gleiten und schlägt mit ihr solche Lufthiebe, bevor er sie verschlingt.« Trotz dieser sorgfältigen und zeitraubenden Zubereitung frißt er verhältnismäßig viel und wird dadurch sehr nützlich. Daß es gerade unter den behaarten Raupen abscheuliche Waldverderber gibt, ist bekannt genug, daß sie sich oft in entsetzlicher Weise vermehren, ebenfalls. Ihnen gegenüber leistet der verschrieene Gauch großes, unerreichbares. Sein unersättlicher Magen gereicht dem Walde zur Wohlthat, seine Gefräßigkeit ihm selbst zur größten Zierde, mindestens in den Augen des verständigen Forstmannes. Der Kukuk leistet in der Vertilgung des schädlichen Gewürmes mehr, als der Mensch vermag. Eine Beobachtung Eugen von Homeyers mag dies beweisen.

Zu Anfang Juli des Jahres 1848 zeigten sich in einem etwa dreißig Magdeburger Morgen großen Kieferngehölze mehrere Kukuke. Als Homeyer nach einigen Tagen wieder nachsah, hatte sich die Zahl der Vögel so auffallend vermehrt, daß dieses Ereignis seine lebhafteste Theilnahme in Anspruch nahm. Es mochten, einer ungefähren Schätzung nach, etwa hundert Kukuke durch das Gehölz vertheilt sein. Der Grund dieser ungewöhnlichen Anhäufung wurde alsbald klar, da die kleine Kieferraupe (Liparis monacha) in großer Anzahl das Wäldchen heimsuchte. Die Kukuke fanden Ueberfluß an Nahrung und unterbrachen ihren Zug, welcher eben begonnen hatte, um die versprechende Oertlichkeit auszunutzen. Jeder einzelne war eifrig bemüht, sein Futter zu suchen: ein Vogel mochte oft in der Minute mehr als zehn Raupen verschlingen. »Rechnet man nun«, sagt Homeyer wörtlich, »auf jeden Vogel in der Minute nur zwei Raupen, so macht dies auf einhundert Vögel täglich, den Tag (im Juli) zu sechzehn Stunden gerechnet, einhundertzweiundneunzigtausend Raupen, in funfzehn Tagen – so lange währte der Aufenthalt der Kukuke in Massen – zwei Millionen achthundertachtzigtausend Raupen. Es war aber eine sichtbare Abnahme [226] der Raupen unverkennbar; ja, man war versucht, zu behaupten, die Kukuke hätten dieselben vertilgt, da späterhin wirklich keine Spur von ihnen übrig blieb.«

Diese Beobachtung des trefflichen Forschers steht keineswegs vereinzelt da. Wer im Sommer in einem vom Raupenfraße heimgesuchten Walde verständig beobachtet, wird immer finden, daß die jetzt nicht mit der Fortpflanzung beschäftigten Kukuke von nah und fern herbeieilen, um an so reich gedeckter Tafel ihrer kaum zu stillenden Freßlust Genüge zu leisten. Wenn die Raupenpest einmal ausgebrochen ist, vermögen freilich auch die Kukuke ihr nicht mehr zu steuern; sie aber einzudämmen, zu mindern, vielleicht gar nicht zum Ausbruche gelangen zu lassen, das vermögen sie wohl. Und darum ist es die Pflicht jedes vernünftigen Menschen, dem Walde seinen Hüter, uns den Herold des Frühlings zu lassen, ihn zu schützen und zu pflegen, so viel wir dies im Stande sind, und blindem Wahne, daß dieser Vogel uns jemals Schaden bringen könnte, entgegenzutreten, wo, wann und gegen wen immer es sei.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 208-227.
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